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Potsdam-Mittelmark: „Obstbau ist Landschaftspflege“

Werders Beigeordneter will Ausgleichmaßnahmen in Obstanlagen möglich machen

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Werder (Havel) - Wird eine Straße oder ein neues Haus gebaut, dann gibt es unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft. Sie müssen laut Bundesnaturschutzgesetz an anderer Stelle kompensiert werden. Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) hat gestern gefordert, dass von solchen Kompensationen auch der Obstbau in Werder profitiert. Obstbauflächen sollten in den Ökofonds gelistet sein, in denen mögliche Flächen für Ausgleichmaßnahmen gesammelt werden, forderte Schröder gestern bei einem Pressetermin in Glindow.

„Obstbau ist auch Landschaftspflege und Landschaftsschutz“, sagte Schröder. Häufig würden den Landwirten aber die Mittel fehlen, um ihre Plantagen zu erneuern oder neue Obstbauflächen anzulegen – mit Auswirkungen für das Landschaftsbild um Werder. „Die Ausgleichmaßnahmen wären eine Chance, den Obstbau ohne Einsatz von Steuergeldern zu unterstützen.“ Gespräche dazu habe er bereits mit Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) geführt, als der unlängst in Werder war. Auch Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) habe sich bei einem Gespräch aufgeschlossen gezeigt. „Jetzt müssen auch die politischen Weichen entsprechend gestellt werden“, sagte Schröder.

Er verwies darauf, dass die derzeit zum Ausgleich gepflanzten Anlagen oft lieblos und schlecht gepflegt würden und mitunter wieder eingehen. „Wenn die Pflege in der Hand der Obstbauern liegt, besteht da keine Gefahr.“ Schröder will jetzt vom Landratsamt in Belzig prüfen lassen, ob gesetzliche Spielräume für einen solche Verfahrensweise bestehen.

Thomas Giese, einer der größten Obstbauern im Werderaner Havelland, begrüßte die Idee. „Der Markt ist schwierig und die Kosten für Neuanlagen hoch.“ Für eine vernünftige Reproduktion müsste er jährlich zwei bis drei Hektar Neupflanzungen anlegen, doch die Finanzierung sei nicht darstellbar. „Kirschbäume für einen Hektar kosten 15 000, Apfelbäume 25 000 Euro.“ Selbst die Anlage von naturnahen Streuobstwiesen sei da eine unternehmerische Option.

Giese verwies noch auf ein anderes Problem für den Erhalt des Obstbaus: Die Brauchwasserversorgung mit Havelwasser müsse bestehen bleiben. Giese bewässert seine Plantagen mit täglich 20 bis 30 Millimeter – der gesamten Niederschlagsmenge der vergangenen Tage. Zwar hofft die Stadt darauf, das Schuldenproblem des Glindower Brauchwasserwerks mit dem Land lösen zu können. Inzwischen gibt es aber ein zweites Thema: Beschwerden aus der Nachbarschaft, weil die Pumpen zu laut seien. Henry Klix

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