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Potsdam-Mittelmark: Obstbauern sollen Brunnen bohren Brauchwasserwerk kaum zu retten / Studie im März

Werder (Havel) - Müssen Werders Obstbauern bald Brunnen für die Plantagenbewässerung bohren? Alles sieht danach aus.

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Werder (Havel) - Müssen Werders Obstbauern bald Brunnen für die Plantagenbewässerung bohren? Alles sieht danach aus. In der jüngsten Hauptausschusssitzung wurden massive Zweifel an der Zukunft der Brauchwasserversorgung laut. Seit 1936 werden vom Pumpwerk in Glindow die Werderaner Obstplantagen mit dem unentbehrlichen Havelwasser versorgt. Doch das Werk wurde seit seiner Erbauung nicht saniert, der Investitionsbedarf für Werk und Leitungsnetz liegt bei 1,8 Millionen Euro. Die Obsthöfe bewässern mit 60 Hektar zudem nur noch einen Bruchteil der 3500 Hektar, für die das Netz einmal ausgelegt war.

Vor vier Jahren hatte der kommunale Wasser- und Abwasserzweckverband den Brauchwasserbetrieb von einem überforderten Obstbauern-Verein übernommen. Der Jahresabschluss 2010 für den Betriebsteil weist einen Fehlbetrag von 50 000 Euro aus, in den Vorjahren sah es nicht anders aus. 230 Rohrbrüche mussten in drei Jahren geflickt werden. Das Brauchwasserwerk selbst berge „eine erhebliche Gefahr für die Umwelt und die dort arbeitenden Personen“, heißt es im Bericht. Die Gewerbeaufsicht hat schon mit Schließung gedroht. Weil die Versicherungen nicht mehr mitspielen, muss die Stadt Werder jetzt alle Haftungsrisiken übernehmen.

Währenddessen sollen Gutachter ermitteln, wie sich die schwindenden Anbauflächen in den nächsten 15 Jahren entwickeln und wie viel Wasser die Obstbauern künftig brauchen. Ziel ist ein Variantenvergleich zwischen Brunnen und Brauchwasser. Doch die Studie, die an sich schon fertig sein sollte, lässt auf sich warten. Das Problem: Die Obstbauern können keine verlässlichen Daten liefern. Etliche seien in einem Alter, wo sie über eine Nachfolge nachdenken, so Bürgermeister Große. „Das ist schwierig.“ Auf der anderen Seite werde das Land keine Sanierung fördern, wenn man die Rentabilität nicht auf lange Sicht nachweisen könne.

Drastischer drückte es der CDU-Stadtverordnete Klaus Behrendt aus Derwitz aus: Derzeit gebe es noch Fördermittel für den Brunnenbau – die Obstbauern sollten die Chance nutzen, sagte er. Mit Brunnen hätten die Obstbauern das Wasser, wo sie es brauchen und könnten die Plantagen auch zum Frostschutz beregnen, wenn das Brauchwassernetz noch nicht in Betrieb ist. Außerdem würden sie zum Ausdruck bringen, welche Perspektive ihre Betriebe haben. „Wir sollten die Augen öffnen: Alles andere ist ein Sterben auf Raten.“ Behrendt beschrieb, wie sich auf einem Feld in Derwitz im Sommer als Folge eines Rohrbruchs ein riesiger See gebildet hat. „Da hätte man eine Regatta veranstalten können. Und die Brauchwasserpumpen laufen dazu auf Hochtouren.“

Bürgermeister Große gab Behrendt „grundsätzlich recht“. Ein Problem bei der dezentralen Versorgung sei derweil die Glindower Platte, ein zentraler Bereich des Anbaugebiets: Sie liege im Trinkwassereinzugsgebiet des Plessower Sees. „Das ist ausbilanziert, da darf kein Brunnen mehr ausgeteuft werden.“ Das Ergebnis der Studie erwartet er nun im März. Große versicherte, dass es „Übergangsfristen“ gibt, falls das Brauchwasser abgestellt werden muss. Henry Klix

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