
© Andreas Klaer/Archiv
Potsdam-Mittelmark: Obstbauverein will Frischemarkt retten
Der Marktbetrieb soll für eine symbolische Pacht übernommen werden. Das Rathaus befürwortet die Idee
Stand:
Werder (Havel) - Werders Obst- und Gartenbauverein will den strauchelnden Frischemarkt am Strengfeld übernehmen. Das bestätigte der Vereinschef Walter Kassin gestern gegenüber den PNN. „Der Markt droht mit dem jetzigen Betreiber einzuschlafen“, warnte Kassin. Der Verein will dafür sorgen, dass er durch mehr Stände und ein schöneres Umfeld wieder attraktiver wird. Kassin: „Wir wollen nicht den Spargelhof Klaistow nachmachen, aber unser Frischemarkt soll wieder mehr mit dem Obstbau und Werder zu tun haben.“
So sollen auf dem Marktplatz grüne Inseln geschaffen, der Rand mit Obstgehölzen bepflanzt werden. Im Bereich der Hanike-Hütte wird über eine gastronomische Versorgung nachgedacht. Außerdem soll ein Schaukasten über Öffnungszeiten und Aktionen informieren. Das alles allerdings erst ab dem kommenden Jahr, denn in diesem Jahr läuft noch der Vertrag mit der mmv weiter.
Für ein bunteres Markttreiben hat der Verein eine ganze Reihe von Ideen. „Viele, die heute am Straßenrand verkaufen, waren früher mal auf dem Frischemarkt“, so Kassin. Die Kleinerzeuger und halb legalen Straßenhändler wolle man mit geringeren Standmieten zurückgewinnen. Dafür soll es weniger Kleiderverkauf geben. „Zwei oder drei solcher Stände sind ja in Ordnung, aber sie sollten den Frischemarkt nicht dominieren“, meint Kassin. Regionale Produkte sollten Vorrang haben.
Vor drei Jahren hatte die Markt-Marketing + Veranstaltungsservice GmbH (mmv) aus Königs Wusterhausen den Marktbetrieb nach einer Ausschreibung übernommen. An der Kritik an sinkenden Händlerzahlen und dem unansehnlichen Ambiente hat sich seitdem allerdings wenig geändert. Auch die Händlerzahlen gehen weiter zurück, besonders der Sonntag ist ein Problem. Am Samstag sind noch etwa 30 Händler dabei, am Sonntag noch fünf. Zu besseren Zeiten wurden über 50 Händler am Wochenende von der Kundschaft regelrecht überrannt.
Ende letzten Jahres hatte die mmv erfolgreich bei der Stadt beantragt, die monatliche Pacht auf 1650 Euro zu halbieren. Andernfalls, so wurde gewarnt, müsse die Standmiete erhöht werden.
Der Obstbauverein will den Markt nun drei Jahre lang für eine symbolische Jahrespacht von einem Euro betreiben. „Wir brauchen diese Zeit, um dem Markt wieder auf die Beine zu helfen“, sagt der Chef des Obstbauvereins. Dann könne über eine richtige Pacht verhandelt werden, dazu will der Verein alle Finanzflüsse offenlegen. Kassin hofft, dass sich das Blatt bald zum Positiven wenden lässt.
Einige der Aktionen der mmv wie die dickste Tomate oder der größte Apfel seien ja ohnehin schon von den Obstbauern organisiert gewesen, sagt er. Das soll wieder ausgeweitet und somit an frühere Zeiten angeschlossen werden. Events wie Frühlingserwachen, Eröffnung der Erdbeer-, Kirsch-, Apfelsaison, Kirschsteinweitspucken, Adventsmarkt, Wetterbericht mit Attila Weidemann sollen den Frischemarkt beleben helfen, auch regionale Musiker wie Karsten Perenz oder der Spielmannszug. Kostenfreie Aktionstage für Hersteller heimischer Produkte sind angedacht, zum Beispiel ein Käsetag mit der Käserei Hennig aus Töplitz, ein Thementag Öl mit der Ölmühle Werder, Weintage mit den Weinbauern. Örtliche Schulen und Vereine könnten sich mit Basaren präsentieren.
Der Obstbauverein will einen festen Marktverantwortlichen einsetzen. „Wir haben schon mit unserem Steuerberater darüber gesprochen“, so Kassin. Auch ein anderes, häufig diskutiertes Problem soll beseitigt werden: Der Markt soll endlich ein festes WC für die Händler bekommen – im benachbarten Wohnkomplex.
Das Rathaus hat den Stadtverordneten in einer Beschlussvorlage empfohlen, den Antrag des Obstbauvereins anzunehmen. Der Vertrag mit der mmv müsste dann bis Juni gekündigt werden. Zur Frage, ob der Betrieb nicht wie bisher ausgeschrieben werden muss, war gestern in der Stadtverwaltung niemand zu erreichen. Walter Kassin denkt, dass bei einem gemeinnützigen Verein als Betreiber womöglich darauf verzichtet werden könnte.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: