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Potsdam-Mittelmark: Offene Worte zum Baumblütenfest

Sicherheitskonzept hat gegriffen, aber inhaltlich wird Fest zum „alten Ozeandampfer“ / Rathaus spricht von 350- bis 400 000 Gästen

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Werder (Havel) - In erfrischend offener Atmosphäre hat gestern im Alten Rathaus in Werder die offizielle Auswertungsrunde zum 132. Baumblütenfest stattgefunden. Rathaus, Veranstaltungsagenturen und Kommunalpolitiker lobten das diesjährige Baumblütenfest als „eines der besten, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat“. Das Lob bezog sich vor allem auf die friedliche Atmosphäre. Selten seien in den öffentlichen Grünanlagen so viele Stiefmütterchen heil geblieben, wie es hieß. Auch die Sauberkeit auf der Festmeile wurde gewürdigt. Das Ordnungsamt hatte über 200 Bußgelder, unter anderem gegen „Wildpinkler“, verhängt.

Zwar wurde die vorläufige Bilanz der Straftaten gestern von 179 auf 195 nach oben korrigiert. Neben der bereits vermeldeten Messerstecherei gab es nach Polizeiangaben neun weitere gefährliche Körperverletzungen „mit Gegenständen“. Dennoch kann sich diese Bilanz im Vergleich zu den Vorjahren sehen lassen, wie Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß betonte. „Alle Sicherheitspartner sind sehr zufrieden mit diesem Verlauf. Das Sicherheitskonzept und die neue Koordinierungsstelle haben sich bewährt.“

An anderer Stelle scheint es zu bröseln: Saß bezifferte die Gästezahl des diesjährigen Festes auf Nachfrage gestern auf „350- bis 400 000“ und korrigierte damit Agenturmeldungen, in denen von fast 500 000 Gästen die Rede war. „110 000 Gäste sind mit dem Zug zum Blütenfest gekommen. Erfahrungswerte sagen, dass ein Drittel mit der Bahn zu solchen Veranstaltungen anreist“, so Saß. Zusätzliche Effekte gebe es für das Blütenfest durch die oft gut gefüllten Dampfer der Weissen Flotte. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt die Besucherzahl stets auf eine halbe Million geschätzt.

Dass es weniger Gäste waren, haben nicht nur viele der 400 Händler auf der Festmeile gespürt. Bernd Raeuber von der „Werder Frucht Vermarktungsgesellschaft“ in Glindow appellierte, „gemeinsam an einem besseren Festimage“ zu arbeiten. Sein Unternehmen habe diesmal rund 15 Prozent weniger Obstwein verkauft, von verschiedenen Händlern wurde an 230 Ständen Obstwein angeboten. Auch die Obstbauern hätten sich auf ihren Plantagen „ein paar mehr Leute gewünscht“, sagte Stefan Lindicke als Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbaubauvereins, der den Trend auch auf die in der ersten Maiwoche schon verblühten Obstbäume zurückführte.

Das Rathaus und die beauftragten Veranstaltungsagenturen widersprachen gestern auch nicht der Aussage des Stadtverordneten Baldur Martin, dass das Blütenfest ein „in die Jahre gekommener Ozeandampfer“ sei und sich von vielen Berliner Volksfesten nur noch durch den Obstwein unterscheide. Beim diesjährigen Fest habe man sich „voll auf das neue Sicherheitskonzept“ konzentrieren müssen, das erstmals auch vom Tüv Rheinland abgenommen worden war, sagte Beigeordnete Saß. Für das 133. Blütenfest versprach sie „Innovationen“.

Das Polizeipräsidium hatte im Frühjahr vor allem vor der Situation auf der engen Inselbrücke gewarnt, die sich bei Besucheransturm zum „Flaschenhals“ entwickeln könnte, und Nachbesserungen eingefordert. Die Stadt hatte darauf unter anderem mit einer breiten Pontonbrücke für Notfälle direkt neben der Inselbrücke geantwortet, die „zweite Spur“ wurde in diesem Jahr nicht benötigt.

„Wir haben uns inhaltlich etwas verbraucht“, räumte auch Rainer Wohltat von der AG Horn und Wohlthat ein, die das Fest für die Stadt ausrichtet. Allerdings habe man sich „finanziell weit bücken“ müssen, um alle Sicherheitsauflagen umzusetzen: So seien neben den Kosten für die Pontonbrücke mehr Ordner und Notärzte eingesetzt gewesen, zur „Entzerrung“ wurde auf einige Stände verzichtet. Nächstes Jahr sei wieder eine prominente Band für das Fest eingeplant, die an einem Wochentag auftreten soll, wie Wohltat ankündigte. Der „Werdertag“ solle als Veranstaltungshöhepunkt weiter ausgebaut werden. Inhaltliche Korrekturen sollen auch in der Stadtverordnetenversammlung beraten werden.

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