Potsdam-Mittelmark: Offensive an der Baumgartenbrücke
Bürgermeisterin Kerstin Hoppe bekam gestern Rückendeckung für geplanten Boots- und Autohandel an B1
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Bürgermeisterin Kerstin Hoppe bekam gestern Rückendeckung für geplanten Boots- und Autohandel an B1 Schwielowsee · Geltow - Es war wie ein Geschenk zum 40. Geburtstag, zu dem Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gestern im Rathaus Ferch empfing: Von mehreren Seiten wurde der in die Kritik geratene Bau zweier Verkaufspavillons für Autos und für Boote an der Baumgartenbrücke in Geltow verteidigt. Zum Beispiel von Geltows Ortsbürgermeister Heinz Ofcsarik (BBS): Er zeigte zwar Verständnis für die Skepsis der Umweltverbände an dem Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet (PNN berichteten). Es müsse aber ein Ausgleich mit Gemeindeinteressen erfolgen. Bürgermeisterin Hoppe hatte sich in den vergangenen Tagen viel Ärger eingehandelt, weil das Vorhaben im Außenbereich mit einem einfachen Bauantrag abgehandelt werden soll. In einem Bebauungsplanverfahren mit umfangreicher Beteiligung der Öffentlichkeit sehen Kritiker wie die Stadt Werder, das Bauministerium, das Landesbüro für anerkannte Naturschutzverbände und eine Unterschrifteninitiative von 430 Geltowern die bessere Lösung. Dennoch bleibt Hoppe bei dem eingeschlagenen Weg. Und bekommt dafür Rückendeckung von Heinz Ofcsarik: „Wir sind in Geltow keine Umweltfrevler.“ Entscheidungen über Geltower Bauvorhaben würden verantwortungsbewusst getroffen. Vorhaben wie eine Tankstelle im Brückenpark oder einer Sommerrodelbahn am Mühlenberg seien abgewiesen worden. „An Brachen wie dem Parkplatz an der Baumgartenbrücke muss aber Entwicklung möglich sein.“ Die Einnahme aus dem Grundstücksverkauf – 180000 Euro – würden dringend für die Entwicklung Geltows gebraucht. Ofcsarik räumte ein, dass eine Informationsveranstaltung im Vorfeld besser gewesen wäre. „Weil viele Bürger nicht wissen, worum es geht, ist Verunsicherung entstanden.“ Kerstin Hoppe selbst lud die Presse gestern eine Stunde vor dem Geburtstagsempfang ein, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. „Auch bei einem Bebauungsplan stünde am Ende eine Baugenehmigung“, erklärte sie. Dafür müssten die Bauherren aber anderthalb Jahre Klinken putzen: 70 öffentliche Träger würden beteiligt, zweimal müssten die Pläne ausgelegt werden. „Solange will heute kein Investor warten.“ Sie gestand, dass man dem Geltower Autohaus Sakowski und dem Glindower Bootshandel Schaper den Weg ebnen wollte. Auch der Landkreis habe das Vorgehen empfohlen. „Das verstehe ich unter Wirtschaftsfreundlichkeit, dafür habe ich bei meiner Wahl vor zweieinhalb Jahren geworben.“ Hoppe sagte, dass man nicht mit Widerständen gerechnet habe, ansonsten hätte man sich schon im Vorfeld stärker mit den Gegenargumenten auseinander gesetzt. „Wir betreiben in Schwielowsee eine ehrliche und offene Politik ohne Tricks.“ Anderseits habe die Gemeinde auch ein Selbstverwaltungsrecht, eine Planungs- und Finanzhoheit. „Ich wünsche mir, dass das auch von den Entscheidungsträgern im Land akzeptiert wird.“ Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Schwielowsee, Roland Büchner (BBS), verteidigte Hoppe derweil gegen Vorwürfe der Orts-SPD, die Gemeinde würde mit Grundstücken spekulieren. Das betreffende Grundstück an der B1 hatte die Kommune 1991 durch einen Grundstückstausch mit der Kirchengemeinde bekommen, die habe zusätzlich zu einer Erweiterungsfläche für den Friedhof noch ein Baugrundstück bekommen. Büchner: „Es wäre interessant, eine Rechnung aufzumachen, wer mehr Nutzen gezogen hat.“ Zudem würden Einnahmen aus dem jetzigen Grundstückstausch für gemeindliche Investitionen verwendet. „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktion, wenn die Weinbergstraße in Caputh nicht saniert wird.“ Auch die beiden Hauptakteure, der Geltower Autohändler Tajo Sakowski und der Glindower Bootshändler Frank Schaper, ergriffen gestern das Wort. Die Kreditmittel für das Projekt seien bereits beantragt, auch die gerade entstandene Linksabbiegerspur an der B1 muss das Duo bezahlen: 45000 Euro. Beide Gewerbetreibende setzen auf einen Standort, der frequentiert und wahrgenommen wird. „Uns nutzt kein versteckte Stelle in einem Gewerbegebiet, die niemand sieht“, sagte Sakowski. Sakowski und Schaper verwiesen darauf, sechs Lehrstellen und zwei Ausbildungsplätze schaffen zu wollen. Die Brache würde vom Bauschutt befreit, der dort beim Neubau der Baumgartenbrücke abgelegt wurde, und Trockenwiesen angelegt. Schaper: „Da kommt Muttererde rauf, es entstehen Parkplätze und mehr Grünflächen als derzeit.“ Für ein Bebauungsplanverfahren haben die Investoren keine Zeit. Vielmehr hoffen sie auf eine Baugenehmigung im September. Sakowski: „Die große Politik sagt immer: Es muss was getan werden, um aus der Krise zu kommen. Das hier wäre so ein Punkt.“ Das letzte Wort hat jetzt die Bauaufsicht. Oder das Verwaltungsgericht. Die Geltower Initiative und die Stadt Werder erwägen Klagen. Henry Klix
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