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Potsdam-Mittelmark: Offensive für Ausbildung gefordert

TGZ will Nachwuchs an die Region binden

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Potsdam-Mittelmark - Nicht gerade rosig schätzen viele Unternehmen ihre Zukunft ein, weshalb sie Nachwuchs erst gar nicht ausbilden möchten. Mit solchen Standpunkten werde das Team des Belziger Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) zunehmend konfontiert, schilderte TGZ-Geschäftsführer Veit-Stephan Zweynert jüngst im Pressegespräch die Hürden, die es zu nehmen gilt für mehr Ausbildungsplätze in der Region.

Die TGZ sieht sich nicht nur als Berater für Existenzgründer, sondern hat sich auch zum Ziel gesetzt, der Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte und junger Leute aus der Region entgegenzuwirken. Am liebsten würde TGZ-Chef Zweynert deshalb für Potsdam-Mittelmark eine Ausbildungsoffensive ins Leben rufen und sähe dabei den Landkreis gern mit im Boot. Dazu wäre allerdings erst ein Votum des Kreistages nötig. Für wichtig hält aber Zweynert bei einer solchen Offensive vor allem Kontakte zu Firmen: „Wir brauchen dringend Leute, die in Betriebe gehen und erste Kontakte herstellen.“

Bereits das Projekt „Weitblick“, an dem die TGZ als Kooperationspartner beteiligt ist, zielt auf die Sicherung künftiger Fachkräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Vorwiegend sollen Betriebe angesprochen werden, die bislang noch nicht ausgebildet haben. Träger des Projektes ist die Berliner Gesellschaft für Personalentwicklung Nord, die mit Kammern und Verbänden kooperiert und Betriebe bei Konzepten zur Personalentwicklung berät. Beim Projekt „Weitblick“ werden Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden unterstützt, ebenso beim Erstellen von Ausbildungsplänen. Selber ausbilden sei vorteilhaft, weil die Nachwuchskräfte genau den betrieblichen Anforderungen entsprechen und damit Kosten einer späteren Personalsuche vermieden würden, ebenso die Einarbeitungskosten. Gleich drei Lehrstellen konnten so in einem Gastrobetrieb geschaffen werden, berichtete Zweynert von ersten Erfolgen der Kampagne, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird und bis Ende 2008 läuft.

Ein weiteres Projekt, widmet sich dem „Praxislernen“ von Schülern. Ähnlich wie zu DDR-Zeiten beim „Unterrichtstag in der Produktion“ erhalten sie nun im kommenden Schuljahr ab Klasse 9 einmal wöchentlich Einblicke in betriebliche Abläufe und lernen Berufsbilder kennen. Acht Betriebe beteiligen sich daran. Ein weiterer Weg, um praktische Erfahrungen zu sammeln, seien Schülerfirmen. So firmiert unter dem Etikett „Mittelbuntspecht-Schüler GmbH“ eine Keksbäckerei der Förderschule Dittmannsdorf, für die die Gesamtschule den Produktvertrieb übernahm.

Das TGZ hat aber auch den demografischen Wandel im Blick, der der Region im Umland von Berlin günstigere Bedingungen beschert als dem Raum Belzig. Möglichkeiten, mit denen dieser Problematik begegnet werden könnte, erläuterte Projektleiterin Anne Demanowski. So soll beim 3. Regionalforum am 20. September neben Nutzung alternativer Energien auch über das Thema „Tourismus 50 +“ diskutiert werden. Dabei geht es besonders um die Frage: Wie können wir anspruchsvolle Touristen der Generation 50 + für unsere Region interessieren?

Nach wie vor ist aber die Existenzgründung Projektschwerpunkt des TGZ. Vor allem Arbeitslose wählen diesen Weg. So waren von den 169 Personen, die im ersten Halbjahr 2006 an einer Erstberatung teilnahmen 120 Leistungsempfänger von ALG 1 und 2. Die Bilanz seit 2001 weist 195 Existenzgründungen aus. Klaus Wessels, der das Lotsendienst-Projekt für Gründungswillige vorstellte, machte die Erfahrung, dass die meisten sich wenig Zeit zur Vorbereitung nehmen. So werde die Unternehmenskonzeption nur als notwendiges Übel akzeptiert, um Zuschüsse zu erhalten. Vieles, was im Alltag an Papierkram auf sie zukäme, werde ausgeblendet und erweise sich später als Hürde, an der manche scheitern. Hingegen gingen Behinderte, die sich für das Projekt „Barrierefreie Gründungswerkstatt“ interessieren, das Risiko meist erst gar nicht ein. Denn ihren vormaligen Rentenanspruch würden sie beim Scheitern ihrer Firma verlieren. Hier sieht TGZ-Chef Zweyner noch Nachbesserungsbedarf beim Gesetzgeber. KiG

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