Potsdam-Mittelmark: Ohne Actionfilme und echte Kerzen am Baum
Wie feiert man Weihnachten in den USA? Der 18-jährige Grant Aaron sieht Unterschiede zu Deutschland
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Kleinmachnow - Mit Weihnachten und der Religion ist es seltsam, findet Grant Aaron. Denn eigentlich seien die Amerikaner viel religiöser als die Deutschen. Nur an Weihnachten scheinen sich hier alle auf den Ursprung des Festes zu besinnen. „In den USA ist alles viel kommerzieller“, sagt der 18-Jährige, der gerade für ein Austauschjahr in Kleinmachnow lebt.
Schon nach Thanksgiving gehe es damit los, in den Tagen direkt nach dem Erntedankfest reduzierten viele Geschäfte die Preise und die Leute beginnen mit dem Geschenkekaufen. „Dann kann man den ein oder anderen Kampf zwischen Müttern beobachten“, so Grant. Wenn die Läden nach Weihnachten am 27. Dezember wieder öffnen, gehe es weiter, dann nämlich wollen alle ihre Geschenke umtauschen.
In Kleinmachnow ist es dagegen richtig besinnlich, findet Grant. Auch wenn die deutschen Jugendlichen deutlich öfter Partys feiern. Statt zwei- bis dreimal in der Woche auszugehen, wie es viele seiner Mitschüler am Weinberg-Gymnasium tun, sei das in Kansas City vielleicht alle zwei bis drei Wochen mal drin. Dann aber werde dort deutlich mehr getrunken – „oder weniger vertragen“, wie er vermutet. Weihnachten sei in den USA noch stärker als hier ein Familienfest: Alle kommen zusammen, essen und gucken Unmengen an Weihnachtsfilmen. „Der Sender ABC Family bringt dann quasi durchgehend ein romantisch-anrührendes Programm.“ Ein bisschen seltsam findet Grant es deshalb, dass in Deutschland während der Feiertage auch viele Actionfilme laufen. Fast ebenso absurd sei für ihn die Vorstellung, sich nach der Bescherung noch mit Freunden auf ein Bier zu treffen.
Dafür hat der junge Amerikaner hier Traditionen und Rituale entdeckt, die er bisher nicht kannte: „In den USA kommt kein Nikolaus am 6. Dezember, und Adventskalender haben nur die Katholiken.“ Auch beim Dekorieren gebe es gravierende Unterschiede: Echte Kerzen am Baum wären in seiner Heimat undenkbar – wegen der Brandgefahr. Besonders hübsch seien die Weihnachtssterne, die in Kleinmachnow vor fast allen Häusern hängen.
Ein wenig vermisst er die omnipräsente Weihnachtsmusik und die großen Schneeballschlachten, die in seiner Heimatstadt zur Weihnachtszeit dazugehören. „Dann verbarrikadieren sich die gegnerischen Mannschaften hinter den am Straßenrand aufgetürmten Schneebergen, die werden zu richtigen Festungen“, erzählt er. Am Weinberg-Gymnasium seien Scheeballschlachten hingegen verboten. Selbst das Gebäck sei anders: Statt ausgestochener, harter Kekse mit einer dicken Schicht Zuckerguss darauf habe seine Gastmutter mürbes Nussgebäck und Brownies gebacken – die Plätzchen aus seiner Heimat hat er einfach selbst beigesteuert. Klar ist aber, dass er Weihnachten in die Kirche geht – mit seiner Gastfamilie. Für den 18-Jährigen eine Selbstverständlichkeit, schließlich fährt er jeden Sonntag in seine freikirchliche Gemeinde nach Tegel. Ariane Lemme
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