Bio-Baumblüte in Werder: Ökologischer Obstwein
Abseits des Festgetümmels bietet der Biohof Werder Genuss auf seiner Plantage bei Glindow. Dort gibt es Ruhe und viel mehr als Obstwein zu entdecken.
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Werder (Havel) - Abseits vom Getümmel, zwischen blühenden Kirschen auf einer Obstwiese bei Glindow findet ein Baumblütenfest statt, das einen Kotrastpunkt zum Rummel der Werderaner Innenstadt setzt: Dort stehen die Verkaufsstände von verschiedenen Bauernhöfen der Region, Familien laufen mit Hund über den Platz, Ponys warten auf ihre nächste Kutschfahrt mit Kindern. Während in der Havelstadt die 138. Auflage des Baumblütenfests gefeiert wird, organisiert der Biohof Werder zum dritten Mal seine Bio-Baumblüte.
„Wir haben mal mit einem kleinen Stand angefangen“, sagt Jochen Fritz, während er über die idyllische Wiese führt. Gemeinsam mit Roland von Schmeling leitet der aus Stuttgart stammende Agraringenieur den Werderaner Biohof. Im zweiten Jahr der Bio-Baumblüte kamen die ersten Partnerbetriebe hinzu, in diesem Jahr sind bereits zehn verschiedene Stände mit regionalen Spezialitäten vertreten: Familie Querhammer aus Fahrland bietet Bio-Wasserbüffelburger an, bei der Mosterei Ketzür aus dem Westhavelland kann man verschiedene Säfte probieren, die kleinen Besucher lieben das Bio-Eis aus Templin, der Potsdamer Sauenhain verkauft sein Biofleisch, eine Töpferei aus Glindow stellt ihre Produkte vor. Natürlich ist auch der Biohof Werder selbst vertreten: Wasserbüffelbockwurst, Kirschwein oder Soleier, in Kochsalz eingelegte Eier der hofeigenen Bio-Hühner, stehen für die Besucher bereit.
Bio-Hühner picken auf Streuobstwiesen
Der Obstwein wurde aus der Kirschernte des vergangenen Jahres gewonnen und ist weniger gesüßt als herkömmliche Obstweine, sagt der 43-jährige Fritz. „Einige kommen und sagen: Endlich mal etwas anderes, für andere ist der Geschmack gar nichts.“ Zur Bio-Baumblüte präsentieren Fritz und von Schmeling auch ihre mobilen Hühnerställe: Ihre rund 400 Hühner der Rasse Domäne Silber werden in modernen Ställen gehalten, die von Zeit zu Zeit samt Umzäunung zu einer anderen Streuobstwiese gefahren werden, sodass die Tiere stets frisches Gras haben.
Eine Besonderheit der Bio-Baumblüte ist das Kinder- und Kulturprogramm: Am Samstag etwa kam eine Berliner Funk-Band nach Werder und gab ein Konzert unter freiem Himmel. Am Sonntag und am Maifeiertag wurde ein Mitmach-Zirkus für Kinder organisiert. Dazu war Thomas Reith, langjähriger Freund von Roland von Schmeling, aus Göttingen angereist. Der Theaterpädagoge bringt Kindern in seinem Zirkusworkshop in kurzer Zeit einige kleine Kunststücke bei, die dann stolz den Eltern vorgeführt werden. „Wir machen zum Beispiel ein paar einfache Akrobatikübungen oder jonglieren mit Tüchern“, erklärt der 58-Jährige, der seine Workshops auch an Schulen in seiner Heimat anbietet. Mit dabei waren am Sonntag Merrit Drumm und ihre Freundin Ronja Verch aus Geltow. Merrit ist schon zum zweiten Mal beim Zirkus: „Er macht das gut, jeder darf mehrmals dran sein und etwas zeigen“, lobt die Achtjährige. Ihrer Freundin Ronja hatte sie bei einem Übernachtungsabend von dem Workshop erzählt. Beide Mädchen haben bereits an ihren Schulen in AGs Erfahrungen im Zirkusumfeld gesammelt – das ist aber für die Teilnahme nicht nötig, sagt Reith: „Wir machen ja wirklich ganz einfache Sachen für jedermann.“
500 bis 1000 Besucher pro Tag
Viel Organisation läuft über die Werderaner Waldorfschule, sagt Fritz, von dessen vier Söhnen bereits drei dort zur Schule gehen. Man tausche sich aus und komme über Elterngespräche mit anderen regionalen Bauern und Handwerkern ins Gespräch. Dem Geschäftsführer der Schule hätten die beiden Bio-Landwirte es auch zu verdanken, dass sie ihren Traum vom eigenen Bauernhof verwirklichen konnten: „Der Leiter der Schule bekam mit, dass ein anderer Biobauer Land verkaufen wollte und fragte uns“, erzählt Fritz. Denn weit weg vom Fach sind die beiden nicht: Fritz organisiert Agrarpolitik-Kampagnen, von Schmeling besitzt viele Jahre Erfahrung als Kontrolleur für Biobetriebe. Noch gehen sie ihren Berufen nach, doch irgendwann soll der ökologische Betrieb die Haupteinnahmequelle für die beiden Familienväter werden.
Zur Bio-Baumblüte kommen an einem Tag 500 bis 1000 Besucher, schätzt Fritz. Sie radeln oder spazieren den zwölf Kilometer langen Obstpanoramaweg entlang, wo dieser Tage zum Baumblütenfest viele Werderaner Obstbauern ihre Höfe geöffnet haben. So landen die Besucher dann für eine kleine Verpflegungspause auf dem Biofest. Als Gegenentwurf zum traditionellen Werderaner Baumblütenfest möchte Fritz seine Bio-Baumblüte aber nicht sehen. „Ich sehe uns als Ergänzung. Es geht um Regionalität und darum, dass wir alle ökologische Betriebe sind, die sich gemeinsam weiterentwickeln.“
Auch am kommenden Wochenende hat die Bio-Baumblüte von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr Infos auf www.biohof-werder.de
Anne-Kathrin Fischer
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