Potsdam-Mittelmark: Ordnung auf der Landkarte
Seit 1993 läuft in und um Glindow ein Flurbereinigungsverfahren - eine Bilanz
Stand:
Seit 1993 läuft in und um Glindow ein Flurbereinigungsverfahren - eine Bilanz Werder · Glindow - Die Flurkarte des Havellandes zwischen Glindow, Plötzin, Bliesendorf und Kammerode kommt einem Mosaik gleich: Knapp 6000 Menschen besitzen hier ein Fleckchen Erde. Felder, Wiesen und Waldstücke, die meisten nicht größer als ein Hektar. Viele liegen mitten in der Landschaft und kein Stein, kein Graben oder Weg markiert die Grundstücksgrenze. Vor elf Jahren hat sich deshalb eine so genannte Teilnehmergemeinschaft gebildet mit dem Ziel, auf der Karte aufzuräumen. Seit 1993 läuft in und um Glindow ein Flurbereinigungsverfahren. Die Verantwortlichen informierten auf der Sitzung des Ortsbeirates am Mittwochabend über den Stand der Arbeit. Nach der Wende wurden überall in Ostdeutschland Ländereien an ihre früheren Besitzer rückübertragen. Bis 1989 waren deren Flächen in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammengefasst. Das SED-Regime hatte bereits seit den frühen 50er Jahren Bauernhöfe und Landwirtschaftsbetriebe kollektiviert, die kleinen Flurstücke der Einzelbauern wurden zu großen genossenschaftlichen Anbauflächen erklärt – ungeachtet aller früheren Besitzverhältnisse. So manche Grenze geriet über die Jahre in Vergessenheit. Dass die Neuordnung der Parzellen zwischen Havel und Löcknitz besonders anspruchsvoll sei, unterstrich die Glindowerin Ingeborg Mitzscherling. Sie ist Vorsitzende des Vorstandes der Glindower Teilnehmergemeinschaft, dem neben Vertretern der Kommune auch Grundstücksbesitzer und Obstbauern sowie größere Betriebe angehören. „Während zum Beispiel im Raum Beelitz die LPG-Flächen von größeren Nachfolgeunternehmen übernommen wurden, haben wir hier diese vielen Zwei-Morgen-Stücke.“ Eine große Hürde zur Flurbereinigung ergab sich bereits Anfang der 90er innerhalb der Ortschaften: Häuser, Stallungen und sogar ganze Betriebe standen mit der Wende plötzlich auf fremdem Grund und Boden, schließlich galt das von den LPG“s vergebene Nutzungsrecht für das Bauland nun nicht mehr, es entstanden Ansprüche der eigentlichen Grundstückseigner. So mussten nun Kauf- und Pachtverträge ausgehandelt werden. Um die Neuordnung der vielen Parzellen im Umland bewältigen zu können, wurde der gesamte Bereich damals in sieben Einzelpläne eingeteilt, erläuterte Christine Stein vom Landesamt für Flurneuordnung. Anschließend machte sich die Behörde daran, in Grundbüchern und auf Standesämtern nach den Landeigentümern zu suchen, mit jedem musste Rücksprache gehalten werden. Das Wege- und Gewässernetz wurde begutachtet, Anhaltspunkte für alte Grenzen auskundschaftet. Mittlerweile werden die Stücke erfasst, das Flurneuordnungsamt arbeitet an einem neuen Wege- und Gewässerplan. Flurstücke könnten auch mit dem Einverständnis der Eigentümer verschoben oder zusammengelegt werden. Bei dieser „Arrondierung“ müsse jedoch darauf geachtet werden, dass niemand schlechter abschneidet – hier spielen Faktoren wie Lage oder Bodengüte mit hinein. „Zum Schluss muss jeder Eigentümer ein vermessenes Grundstück und einen Weg dorthin haben“, erläuterte Stein das Ziel des Verfahrens. In manchen Fällen würde der Wegebau sogar vom Land gefördert werden. Dies erklärt schließlich die unübersichtliche Lage der Feldwege um Glindow: Manche sind asphaltiert, andere wiederum bestehen aus Schotter. Die Zufahrten beginnen irgendwo und enden ein paar hundert Meter weiter im Nichts. „Wir arbeiten daran, die Bereinigung ist ja noch nicht abgeschlossen“, versicherte Stein gegenüber den PNN. Schließlich seien auch die Kommunen – in diesem Fall die Stadt Werder und die Gemeinde Schwielowsee – mit einzubeziehen. Mit denen befinde sich das Amt zurzeit in „konstruktiver Zusammenarbeit“. In vielen Bereichen habe sich bereits etwas getan, hob Stein hervor. So wurden in der „Plessower Obstflur“ der Panoramaweg vollständig und die Gartenstraße zum Teil ausgebaut. Weitere Wege sind für 2005 geplant. Auf der „Glindower Platte“, einem weiteren Teilplan, sollen die Wege im übernächsten Jahr ausgebaut werden. Die Ortslagen Kammerode, Bliesendorf und Plötzin seien bereits reguliert und vermessen worden. Bis ein allumfassender Bodenordnungsplan steht – darauf arbeiten Flurneuordnungsamt und Teilnehmergemeinschaft hin – würde es allerdings noch mehrere Jahr dauern.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: