
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Originelles Denkmal für den Sängervater
In Petzow wird an Carl-Friedrich Zelter erinnert
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Werder (Havel) - Es gleicht einer gelungenen Theaterkulisse oder einer potemkinschen Inszenierung: Am Freitag wurde in Petzow das Denkmal zur Erinnerung an den Gründer der Singakademie zu Berlin, Carl-Friedrich Zelter, eingeweiht. Am Standort seines einstigen Wohnhauses wurde aus Ziegeln eine Hauswand errichtet, bekrönt mit Fehlbränden aus Glindow, eine grüne, 300 Jahre alte Tür mittendrin. Rechts und links des symbolischen Eingangs eine Erinnerungs- und eine Gedenktafel. Links das Foto des vor genau 40 Jahren abgerissenen Hauses, mit einem Apfelbaum davor und einem den Gesang lobenden Gedicht. Rechts eine Kopie der einst am Haus befindlichen Gedenktafel. „In diesem Haus wurde Zelter geboren“, ist darauf zu lesen. Das Original der Gedenktafel bleibt in Verwahrung des Heimatvereins. „Damit wir jederzeit eine weitere Kopie anfertigen können, falls die Tafel dem Vandalismus zum Opfer fällt“, so der Mitinitiator des Denkmals und Ortsvorsteher Bernd Hanike. Dass die Inschrift der Gedenktafel nicht ganz richtig ist, stört in Petzow niemanden. „Wir wissen inzwischen, das Zelter in Berlin geboren wurde, aber hier bei uns hat er eine fröhliche Kindheit verbracht und die Jugendzeit ist prägend“, so Hanike.
Insgesamt hat das Denkmal etwa 8000 Euro gekostet. Die Finanzierung erfolgte zum großen Teil aus Spenden und Handwerker der Region halfen tatkräftig, wie Tischlermeister Günter Schallock, der die Tür aufwendig aufgearbeitet hat. Für die Gestaltung der Anlage zeichnet der Werderaner Planer Wolfgang Kagel verantwortlich. Insgesamt sei das wunderbar gelungen, befanden auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und Werders Bürgermeister Werner Große (CDU).
Berührend war die Ansprache des aus Niedersachsen gekommenen Ur-ur-ur-Enkels des Sängermeisters, Karl-Friedrich Zelter. „Der einzige Unterschied ist die Schreibweise des ersten Vornamens“, scherzte der 88-Jährige. Dann nannte er doch noch einen zweiten Unterschied. „Ich bin unmusikalisch“, gestand er, aber sein Enkel werde die Tradition wohl wieder aufnehmen.
Karl-Friedrich Zelter hofft bis heute, dass sich die beiden Berliner Singakademien in Berlin vereinigen. „Die ehemals politisch erzwungene Teilung ist nicht mehr zeitgemäß", sagt er. Als Gastgeschenk brachte er die Erstauflage des Briefwechsels zwischen seinem Urahnen und Goethe in drei Bänden aus dem Jahr 1834 mit. Die wertvollen Bücher sollen in einem kleinen Zelter-Archiv auf dem Gelände des Inselparadieses Platz finden. Ebenso wie die Jubiläumsbroschüre der Potsdamer Singakademie, die deren Mitbegründer Horst Müller mitbrachte.
„Wir haben im Ort einiges geschafft und wieder aufgebaut“, bilanzierte Hanike und nannte das Waschhaus, die Kirche oder das Erbbegräbnis. „Doch das Haus in der Zelterstraße 5 dümpelt vor sich hin, der Anblick macht mich traurig“, benannte er auch einen Problemfall: das einst von Axel Hilpert gekaufte Petzower Schloss. Der vor dem Zelter-Denkmal im Dezember gepflanzte Apfelbaum trägt indes schon erste Blüten – daneben stehen zwei Bänke. „Hier kann man zur Ruhe und Besinnung kommen“, ist sich Bernd Hanike sicher. Andreas Koska
Andreas Koska
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