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Für alle Güterfelder gekämpft: Die Bürgerinititiative fürchtet, dass das nicht honoriert wird.

© Andreas Klaer

Von Tobias Reichelt: Ortsumgehung kann kommen

Land und Güterfelder Protestler einigen sich: Klage wird zurückgezogen, dafür viel mehr Lärmschutz

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Stahnsdorf - Die letzte Hürde für den Bau der Güterfelder Ortsumfahrung ist gefallen. Das Land und die Bürgerinitiative aus dem kleinen Stahnsdorfer Ortsteil haben sich nach jahrelangem Streit geeinigt: Die Protestler werden ihre Klage gegen den Bau der vierspurigen Magistrale zwischen Potsdams Nuthe-Schnellstraße und Marggraffshof zurückziehen. Im Gegenzug hat das Land „Lärmfreiheit“ versprochen. Es soll deutlich mehr und höhere Lärmschutzwände und Lärmschutzwälle entlang der neuen Landesstraße 40 geben. Das sagte der Chef des Landesbetriebs Straßenwesen, Hans Reinhard Reuter, gestern den PNN.

Land und Bürgerinitiative „Contra Nord“ haben sich außergerichtlich geeinigt, so Reuter. „Die Güterfelder Nordumfahrung ist im Bau, es gibt jetzt keine Barrieren mehr.“ Ab Mitte 2013 soll die Straße für Autofahrer erstmals durchgängig befahrbar sein. Sämtliche Nebenanlagen sollen bis 2014 fertig sein.

Die größten Zugeständnisse des Landes: Die Lärmschutzmaßnahmen entlang der Neubaustrecke werden verbessert, die Lärmschutzwände im Bereich der Stahnsdorfer Wohnsiedlungen um einen Meter erhöht, zusätzliche Lärmschutzwälle aufgeschüttet. Und auch die knapp 200 Meter lange Brücke über dem Moorgebiet südlich von Kienwerder wird mit Lärmschutzwänden versehen.

Da die vierspurige, nach Schönefeld führende Straße zu großen Teilen in einem Fünf-Meter tiefen Trog gebaut werde, ergeben sich damit Höhenunterschiede von der Fahrbahn bis zur oberen Kante der Lärmschutzwand von etwa zehn Metern, erklärte Reuter. Er versprach den Protestlern: „Von Verkehrslärm wird nichts mehr zu hören sein.“

Volker Scheps, Sprecher der Güterfelder Bürgerinitiative sprach gestern von einem „winzigen Teilerfolg“. Seit elf Jahren sind die Protestler aktiv. Sie hatten für eine alternative Route im Süden Güterfeldes gekämpft. Knapp 60 000 Euro investierten die 17 Mitglieder in Gutachten und Anwaltskosten. Jetzt stimmten sie dem Kompromiss zu. Das Potsdamer Verwaltungsgericht hatte der Initiative im August einen Dämpfer verpasst, Eilanträge gegen die bereits im Bau befindliche Straße wurden abgelehnt. Das Gericht befand, dass eine alternative Umfahrung im Süden nicht möglich sei. Die Straße hätte durch ein Naturschutzgebiet geführt werden müssen. Eine unzumutbare Lärmbeeinträchtigungen war für das Gericht nicht erkennbar. Zudem habe der Verkehr in Güterfelde zugenommen, der Bau der Umfahrung sei deshalb geboten. Schon seit Jahren drängeln sich Auto- und Lkw-Kolonnen durch das Dorf, der Rückhalt der Bürgerinitiative war auch deshalb zurückgegangen.

„Wir sind von Stahnsdorf im Stich gelassen worden“, sagte „Contra Nord“-Sprecher Scheps gestern den PNN. Die Bürgerinitiative sei Opfer der langen Planungsdauer geworden. In der Zwischenzeit hätten die Verkehrsstaus in Güterfelde ein unerträgliches Maß erreicht. „Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass unsere Argumente richtig und schlüssig sind“, so Scheps. Wäre „Contra Nord“ bei der Klage geblieben, hätte es aber Jahre gedauert, bis das Verkehrschaos beendet wäre. „Was wir jetzt erzielt haben, sind ganz wichtige Maßnahmen für das ganze Dorf“, sagte Scheps. Leider würden das die meisten Güterfelder wohl nicht honorieren.

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