Aus dem GERICHTSSAAL: Päckchen an Telefonzelle ausgehändigt
Telefonsexrechnungen mit Schmiergeld bezahlt
Stand:
Schwielowsee – Geltow – Es war stets die selbe Telefonzelle in Geltow, an der sich Hilal J. (30) und der Paketfahrer Christian S. (31) trafen, insgesamt 32 Mal. Der drogensüchtige gebürtige Libanese bestellte zwischen August 2004 und Februar 2005 beim Quelle-Versandhandel unter zahlreichen Phantasienamen eine Vielzahl von teuren Handys, aber auch Computer und andere begehrte elektronische Waren, ohne je die Absicht zu hegen, diese zu bezahlen. Christian S. – seit zehn Jahren bei der Post angestellt – lieferte die Päckchen an Hilal J. aus, erhielt von diesem pro Treffen zwischen 15 und 60 Euro. Der Libanese verkaufte die ergaunerten Artikel sofort weiter, finanzierte damit seinen enormen Bedarf an Heroin und Kokain. Paketfahrer Christian S. beglich mit dem Schmiergeld u. a. die aufgelaufene hohe Telefonsex-Rechnung. Der Quelle AG entstand ein Schaden von rund 50 000 Euro. Jetzt mussten sich die beiden Belziger vor dem Schöffengericht verantworten.
„Es war wie eine Gier. Ich habe immer mehr bestellt, weil ich immer mehr Geld für Drogen brauchte“, gestand der gelernte Koch Hilal J. In der Untersuchungshaft habe er einen „kalten Entzug“ durchlitten, seitdem nehme er keine Drogen mehr. Christian S. verlor durch den Coup seinen Arbeitsplatz, lebt derzeit von Hartz IV. „Irgendwann sind mir schon Bedenken gekommen, ob das alles mit rechten Dingen zugeht“, räumte er vor Gericht ein. „Aber Hilal hat immer gesagt, das bezahlt alles sein Onkel.“ Eigentlich – so der einst für den Bereich Geltow und Caputh verantwortliche Zusteller – sei es verboten, Pakete auf offener Straße auszuliefern. „Und man soll sich den Ausweis zeigen lassen, wenn man Zweifel am rechtmäßigen Empfänger hat.“
„Die Motivation, einen Freund zu haben war plötzlich stärker als die Motivation, seine Arbeit weiter ordentlich zu verrichten“, führte der Gutachter aus. Christian S., dessen Intelligenz im unteren Normbereich liege, habe ein hohes Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Bislang sei er als Einzelgänger durchs Leben gegangen, habe auch noch keine Erfahrungen mit Frauen. „In seiner Einsichts- und Steuerungsfähigkeit war er zum Zeitpunkt der Taten allerdings nicht beeinträchtigt“, betonte der Experte. Hilal J., dem wegen seines Drogenkonsums verminderte Schuldfähigkeit attestiert wurde, erhielt wegen Betruges eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung. Er muss eine ambulante Drogentherapie absolvieren. Sein Gehilfe Christian S. wurde zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Beide müssen 150 Sozialstunden leisten. Hoga
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