Potsdam-Mittelmark: Palette für Hobbymaler
Caputher Zeichenzirkel feierte 25-jähriges Bestehen
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Schwielowsee - Im Sehen wiedererkennen, was andere zuvor aufgezeichnet und dokumentiert haben. Das waren die glücklichsten Momente für Besucher und Ausstellende, die am Samstag im Fercher Gemeindeamt zur Jubiläumsausstellung „25 Jahre Caputher Zeichenzirkel“ zusammenkamen. Das Unterwegssein mit Farben, Papier und offenen Augen hat sich so nicht nur für die acht Zirkelmitglieder gelohnt, sondern auch fürs Publikum.
Das konnte von Bild zu Bild einen malerischen Spaziergang durch die Gemeinde Schwielowseee unternehmen und dabei Bekanntes „neu entdecken“. Wechselnde Ausstellungen in den Amtsräumen und -fluren sind bereits zu einer guten Tradition geworden, weshalb Bürgermeisterin Kerstin Hoppe davon sprach, dass sich der Ort zu einem gesellschaftlichem Treffpunkt vieler Künstler und Kunstinteressierter entwickelt habe. Hoppe erinnerte in ihrer Laudatio daran, wie Walter Bier mit vier begeisterten Hobbymalern den Zirkel 1981 ins Leben rief. Kurz zuvor hatte der Werbegrafiker an der Spezialschule für künstlerisches Volksschaffen die Qualifikation als Zirkelleiter erworben. Zwei Jahre dauerte der Kurs, in dem er seine Beobachtungsgabe für Formen und Strukturen schärfte und lernte, Proportionen zu erkennen. Gute Lehrer waren ihm dabei die Potsdamer Maler Wolfgang Thiel, Dieter Schumann und Manfred Nietzsche. Noch heute ist es verlockend für Walter Bier, umgehend zu zeichnen, was seine Augen wahrnehmen. Zu diesem Zwecke trägt er stets in der oberen Hemdentasche einen kleinen Skizzenblock und Stift bei sich. Manchmal sind es Bewegungen oder interessante Details, die ihn zum Skizzieren herausfordern, erzählt der 76-Jährige, der nach wie vor auf der Suche ist, um sein malerisches „Vokabular“ zu erweitern. Nur Abbilden reiche ihm längst nicht mehr, sagt Bier, der tiefer in das Geschaute eindringen möchte, um Verborgenes freizulegen und nachdenklich anmerkt: „Dazu braucht es schon etwas mehr Mut.“
Von dieser Suche hat sich auch die 30-jährige Livia Krause anstecken lassen, deren Pastellzeichnung „Blüte“ zu den ausdrucksstärksten Arbeiten der Ausstellung zählt. Fasziniert von der Farbkraft einer Amarilla inszenierte sie ein Feuerwerk in Rot, das für den Betrachter zum Augenerlebnis wird. Farben und Stimmungen würden sie zum Zeichnen anregen, erzählt die junge Frau, die seit fast drei Jahren im Zirkel ist und am liebsten zu Pastellstiften greift.
Unmittelbar vor Modell und Natur arbeiten auch die anderen Freizeitkünstler. Bei den Aquarelllandschaften von Rolf Sommer beeindrucken vor allem die Lichteffekte, gekonnt durch schrittweise Hell-Dunkel-Kontraste aufgebaut. So scheint es, als flirren Sonnenstrahlen durch einen Buchenwald, was dem Bild quirlige Heiterkeit verleiht. Dagegen muten die Fuchsien auf einem Bild von Ruth Böhm fast naiv an und erinnern an kleine Tänzerinnen in Ballroben, die sich fröhlich übers Papier schwingen. Unvoreingenommen und spontan malt die einstige Verkäuferin das, was ihr malenswert erscheint. Seit rund zehn Jahren entfaltet sie auf Papier ihre Mallust, frei von theoretischen Dogmen und Ballast. Ihre originelle Art entzückte eines Tages auch einen weitgereisten Kunstsammler, der eines ihrer Bilder spontan kaufte, noch bevor es ausgestellt wurde. Das hat sie sehr ermutigt, denn vordem war sie überzeugt, „Kunst müsse irgendwie perfekt sein“. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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