
© T. Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Parkplatz für den Katastrophenfall
Das Technische Hilfswerk hat sich am Standort Stahnsdorf erweitert und wirbt um neue Mitglieder
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Stahnsdorf - Mit einem Stromausfall muss man rechnen, sagt Felix Lamm und greift zu einer Eisenkette. Das gilt besonders bei Katastrophenfällen. Mit kräftigen Zügen rasselt das Eisen durch eine Führung an der Garagendecke. Stück für Stück hebt sich das blaue Rolltor in die Höhe. „Alles ohne Strom“, sagt Lamm und gibt den Blick auf gewaltige Zugmaschinen, Generatoren und Boote des Technischen Hilfswerks frei. Nichts wäre schlimmer, als die Hilfsmittel im Ernstfall nicht zum Einsatz bringen zu können, sagt Lamm und hängt die Kette in einen Haken. Das gilt auch für die fünf neuen Garagen, die das THW jetzt auf seinem Stahnsdorfer Gelände an der Heinrich-Zille-Straße hat bauen lassen.
Männer, Frauen, Jugendliche und neue Einsatzhallen – der Potsdamer Ortsverband des Technischen Hilfswerks in Stahnsdorf wächst. Über den Winter sind auf dem Areal an der Ecke zur Potsdamer Allee fünf Großraumgaragen für die Katastrophenhelfer entstanden. Rund 400 000 Euro wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben investiert, die das Areal an das THW vermietet. Man wolle sich langfristig an den Standort binden, sagte Lamm, Chef des THW-Ortsverbands, den PNN. Das auch, weil die Helfer in der Region regelmäßig neue Unterstützer finden und Potenzial für weitere Mitglieder sehen.
Mit 102 Helfern zähle das THW Stahnsdorf zu den größten Ortsverbänden Brandenburgs. Entsprechend gut ist die technische Ausstattung: Betonkettensägen, Plasmaschneider, mehrere Mannschaftswagen, Rettungs- und Transportboote, Plastikbrücken, Generatoren, ein mobiles Großraumbüro und ein 40 Meter hoher Mastkraftwagen, der, mit einer Antenne bestückt, im Notfall sogar ein Ersatz-Handynetz herstellen könnte.
Die teure und sensible Gerätschaft ist bei der ehrenamtlichen Arbeit häufig im Einsatz. So hat sich die Stahnsdorfer Gruppe auf das Bergen und Räumen, den Einsatz am Wasser und auf den Bereich Führung und Kommunikation bei Katastrophen spezialisiert. Zum Teil sind die Ehrenamtlichen zwischen 17 und 65 Jahren mit ihrem Spezialgerät deshalb deutschlandweit im Einsatz – aber auch in der Region. Entgleisen Straßenbahnen, kippen Lastkraftwagen um oder drohen Lagerhallen unter der Schneelast einzustürzen, rückt das THW aus.
Immer öfter sind auch Frauen dabei, sagt Lamm. Etwa zehn Prozent der Mitglieder seien weiblich, keinesfalls würden sie mit leichten Jobs abgespeist. Wie ihre männlichen Kollegen können sie mit Kettensägen umgehen und Zugmaschinen lenken. Jeder erhält die gleiche Grundausbildung, sagt Lamm.
Mit der Abschaffung der Wehrpflicht sei das Durchschnittsalter der Mitglieder allerdings gestiegen. Junge Männer hatten früher die Wahl, sich für sechs Jahre beim THW zu verpflichten. Nun seien es oft über 40-Jährige, die sich freiwillig melden. Aber auch für Kinder ab 10 Jahren gibt es Nachwuchsgruppen.
Wer sich fortbildet, kann das THW auch zu Auslandseinsätzen begleiten. Das machen jedoch nur wenige, sagt Lamm. Nur zwei Mitglieder der Stahnsdorfer Ortsgruppe erfüllen die Voraussetzungen. Das THW zahlt für alle Einsätze – egal ob im In- oder Ausland – einen Verdienstausfall. Alle drei Wochen treffen sich die Helfer, um sich fortzubilden, die Gerätschaft zu warten und für den Ernstfall zu trainieren, sagt Lamm. Nun auch in den neuen Garagen. Tobias Reichelt
Mehr Infos unter (03329) 698915 oder www.thw-potsdam.de
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