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KulTOUR: Passionsmusik, wie sie sich gehört Haydns Opus 51 in der Stüler-Kirche

Schwielowsee - Am 19. September wird es in der Caputher Stüler-Kirche etwas ganz Besonderes geben: ein Konzert zum 20-jährigen Bestehen der „Caputher Musiken“.

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Schwielowsee - Am 19. September wird es in der Caputher Stüler-Kirche etwas ganz Besonderes geben: ein Konzert zum 20-jährigen Bestehen der „Caputher Musiken“. Man gönne sich dieses Extra einfach mal, so war am Samstag beim diesjährigen Passionskonzert zu hören. Man hat sich ja in den vergangenen Jahren nicht nur mit der Darstellung „hehrer“ Musik begnügt, sondern auch experimentiert, und mit „Modernerem“ geliebäugelt. Diese Augenblinzelei hatte Erfolg, denn die Kooperation mit Hochschulen aus Berlin und Rostock belebten Repertoire und Publikum gleichermaßen.

Das diesjährige Jahresprogramm ist wieder eine gut gewürzte Melange aus Bewährtem und Neuem. Präsentationen von „Jugend musiziert“, Auftritte des örtlichen Männerchores und des Handglocken-Ensembles einerseits, eine opulente Mittsommer-Gala zur 7. Caputher Schlossnacht, toller Jazz im Garten des Einstein-Hauses und weitere Schmankerl erwarten die Gäste – alles diesmal in Kooperation mit der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“.

Fester Bestandteil dieses wunderbaren Ehrenamtes sind die jährlichen Passionskonzerte im Gemeindesaal der evangelischen Kirche. Hier war immer etwas Besonderes zu erwarten. Auch am vergangenen Samstag war das wieder so. Ein junges Ensemble der Leipziger Hochschule stellte mit Herz und viel Seele seine eigenen Ideen zu Joseph Haydns Streichquartett Opus 51, „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“, vor. Das Werk, eine Auftragsarbeit aus und für Cádiz, entstand 1787 in einer Orchesterfassung, später folgte eine Oratorium-Version.

Wie so vieles bei Haydn ist auch dieses Werk ungewöhnlich, es gibt eine relativ ruhig verlaufende Introduktion, welcher, passend zu Jesu letzten Worten, sieben Adagios nacheinander folgen. Beschlossen wird es von einem furiosen „Il terremoto“, einem gewaltigen Erdbeben also nach Jesu Tod, wie es das Matthäus-Evangelium beschreibt. Ungewöhnlich ist auch die Besetzung mit drei Musikern aus Spanien und einem Deutsch-Amerikaner. Sie hat offenbar die in hiesigen Breiten übliche Larmoyanz zum Thema Passion Christi verhindert, und die Erlösung ins Zentrum gerückt, ohne Jesu Leiden zu unterschlagen. So gehört sich das ja auch. Die berühmten „Sieben Worte“ sind ja gleichsam der Evangelien Essenz.

Der ersten Violine (Angel Oter Astillero) kommt hier besondere Bedeutung bei, denn zu Beginn eines jeden Satzes hat sie den lateinischen Wortlaut musikalisch nachzubilden, in Sonata II zum Beispiel „Hodie mecum eris in paradiso“ (heute noch wirst du mit mir im Paradies sein) – eine der schönsten „Paradiesverheißungen“ überhaupt. Wunderschöne Violin- und Viola-Passagen, eine kräftige Bass-Stimme, viel Gefühl und oft auch eine sphärische Leichtigkeit beseelten und beflügelten den Vortrag. Das war Passionsmusik, welche die Menschen hebt und nicht zu Boden wirft! Danke, Lipsia-Quartett, danke Caputh! Gerold Paul

Gerold Paul

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