zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Patina für die Bronzehelden

Die Soldaten-Statuen vom Treptower Ehrenmal in Berlin werden in Schöneicher Bildgießerei saniert

Stand:

Die Soldaten-Statuen vom Treptower Ehrenmal in Berlin werden in Schöneicher Bildgießerei saniert Von Jörg Schreiber Auf dem linken Bein kniend und den Stahlhelm in der Hand reichen die beiden Bronzefiguren immer noch fast bis an die Decke der Werkstatt. Die Metallgestalterin Ramona Seiler braucht eine Leiter, um die rund drei Meter hohen Statuen mit Sandpapier bearbeiten zu können. Fast 55 Jahre lang standen die beiden „trauernden Sowjetsoldaten“ am Treptower Ehrenmal in Berlin, ehe sie auf Reisen gingen. Nach einer Sanierung bei einer Metallbaufirma in Samtens auf Rügen erhalten sie jetzt in der Bildgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin wieder eine schwarz-braune Patina. Mit einem Kran waren die jeweils rund eine Tonne schweren Riesen in die nur 150 Quadratmeter kleine Werkstatt gehievt worden, erzählt Geschäftsführer Jürgen Seiler (47), der das 1922 gegründete Traditionsunternehmen gemeinsam mit zwei Brüdern in dritter Generation führt. Das sei Millimeterarbeit gewesen, die Statuen hätten liegend gerade so durch das 2,20 Meter hohe Werkstatttor gepasst. Die Kollegen auf Rügen – die insbesondere die Schraubverbindungen erneuert hatten – hätten sehr gute Arbeit geleistet, lobt er. Nach einigen vorbereitenden Arbeiten werden die Statuen in den nächsten Tagen eine neue Patina erhalten und dann mit einer Wachsschutzschicht konserviert. Seilers Tochter Ramona hat sich bereits in die Feinheiten eingearbeitet. „Man versucht schon, die Figur so hinzukriegen, wie der Künstler sie gestaltet hat“, sagt die 24-Jährige. Sie weist darauf hin, dass die auf den ersten Blick zwillingsgleich aussehenden Soldaten doch Unterschiede aufweisen. Der eine trage vier Orden, der andere dagegen fünf und einen Oberlippenbart, er solle wohl etwas älter wirken. Zudem seien die 1949 in Leningrad geschaffenen Statuen ganz offensichtlich unter Zeitdruck und bei Rohstoffmangel geformt worden. Das erkenne sie an dem unterschiedlichen Bronze-Material, das verwendet wurde. Für Ramona Seiler ist die Arbeit am Werk auch eine Geschichtsstunde: Die älteren Mitarbeiter hätten ihr in den vergangenen Tagen viel darüber erzählt, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg war, sagt sie und fügt an: „Das hätte ich sonst nie erfahren“. In der Schule sei das kaum ein Thema gewesen. Bis Ende Februar will sie ihre Arbeit beenden. Dann wird auch sie auf Reisen gehen. Denn in Samtens auf Rügen wartet noch mehr Arbeit auf die kleine Bildgießerei: Dort wird momentan das knapp 13 Meter hohe Denkmal des unbekannten Soldaten saniert, das den Mittelpunkt des Treptower Ehrenmals bildet. Diese Statue würde unmöglich in die kleine Schöneicher Werkstatt passen. Deshalb versehen die Seilers sie im März direkt in Samtens mit Patina, ehe sie auf dem Wasserweg über Oder und Kanäle nach Berlin zurückkehrt. Dort sollen alle Figuren kurz vor dem 8. Mai - dem 59. Jahrestag des Kriegsendes – wieder aufgestellt werden. Ehe aber die beiden in Schöneiche stehenden Soldaten-Denkmäler die Bildgießerei verlassen können, muss dort extra ein größeres, dann vier Meter hohes Tor eingebaut werden, sagt Jürgen Seiler. Denn um das Risiko zu minimieren und Beschädigungen zu vermeiden, sollen die Figuren aufrecht das Gebäude verlassen. Insgesamt 40 000 Euro kosten allein die Arbeiten, die die Bildgießerei ausführt. Die kommen vom Land Berlin, das die Treptower Kriegsgräberstätte – wo 5000 gefallene sowjetische Soldaten liegen – im Auftrag des Bundes restaurieren lässt.

Von Jörg Schreiber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })