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KulTOUR: Periphere Begegnungen

Künstlerinnen des Rhein-Pfalz-Kreises „Kunstfaser“ und aus Kleinmachnow stellen im Rathaus aus

Stand:

Kleinmachnow - Drei rechts - drei links. Doch „fallengelassen“ wird keine bei den „Peripheren Begegnungen“ im Kleinmachnower Rathaus, einer Kunst-Initiative von neun Damen aus Rheinland-Pfalz und zwei ortsansässigen Künstlerinnen.

Das „Strickmuster“ dieser Gemeinschaftsausstellung ist einfach: Malerinnen aus Potsdam-Mittelmark reisten in die Gegend um Neustadt an der Weinstraße, nun folgte ein Gegenbesuch der Gruppe mit dem bekennenden Namen „Kunstfaser“. Er korrespondiert etwas merkwürdig mit dem Ausstellungstitel, denn wie jener ausdrücklich künstlerisches Werk und Vernetzung betont, so drückt „periphere Begegnung“ eigentlich etwas Marginales, fast Distanzierendes aus. Wie immer man auch miteinander zurechtgekommen sein mag, so wurde bei der hübschen, von Kleinmachnow (trotz 200 Einladungen) nur schwach besuchten Vernissage keine „fallengelassen“, die nicht zur malenden Zunft gehört. „Kunstfaser“ beheimatet ja auch befreundete Gattungen wie Jonglage und Literatur.

Jeweils drei großformatige Bilder rechts und links des geräumigen Foyers fast auf Höhe der ersten Etage rahmen die Ausstellung raumgreifend ein. Der Schauspieler Klaus-Maria Brandauer in einem Moment der Kontemplation von Frauke Schmidt-Theilig, daneben zwei dieser typischen Collagen von Christine Hohmann, „Moonlight“ und „little italy“, über der Eingangstür zum Saal, drei weitere genau gegenüber. Weil Männer in der Rhein-Pfälzischen Gruppe offenbar nicht zugelassen sind, ist der thematische Zugriff der Malerinnen selbstverständlich besonders interessant. Die begnadete Kalligraphin Regina von Bodisco etwa schuf ein Venus-Symbol des Titels „Lebensbaum + Gegen Gewalt“ mit dem Satz „Liebe ist ein Baum des Lebens“, Luz-Viktoria Nolte zwei Tuch-Reliefs, unter denen sich „Spuren“ weiblicher Körper abzeichnen. Die Französin Angelica Wahl-Roblot zeigt verschiedene Ansichten alter Fässer, wie das farblich sehr schöne Bild „Brasero“ wie Rätsel, ihre drei Collagen „Visage du monde“, „Rudologie“ und „Aparté“ haben zwar undurchschaubare Sujets, doch ästhetisch sind sie absolut Spitze. Ingrid Kussmaul beschäftigen eher „Dinge statt Menschen“, mit großem Können bildet sie Sujets von Werkzeugen und Maschinenteilen ab.

Das alles scheinen keine „peripheren Begegnungen“ gewesen zu sein, diese Bilder stehen für sich.

Neben Frauke Schmidt-Theilig, die in Werken wie „Zwei Welten“ und „Haus mit Hüter“ mit kraftvollem Strich höchst zeitgemäße Gedanken reflektiert, ist Jessi Kobek die zweite mittelmärkische Malerin. Intensiv in der Farbe, sehr plastisch im Ausdruck, geben sich Bilder wie „Jonglage“, mehr noch die blaubeerenfutternde Dame „Blaugrau“, sehr kunstvoll. Christine Hohmann hingegen pflegt mehr den einen Collage-Typ, wo immer wieder ein Gesicht, architektonische Andeutungen und Zeitungsausrisse erscheinen, als „Teil vom Ganzen“. Einige Kalligraphien Regina von Bodiscos, etwa „Das Geschenk“, fügen sich übrigens gut ins diesjährige Kulturland-Thema ein, auch hier geht es ums Wasser. Sie bittet darin nicht um Wunder, sondern „um Kraft für den Alltag“.

Sicherlich wurden im Vorfeld dieser Exposition so manche Maschen gestrickt, etliches fallengelassen. Jenseits der Vernissage aber bleiben dem Besucher nur die Bilder und das Wort von der "peripheren Begegnung". Er wird viel assoziieren müssen, um diesem Titel auf den Grund zu kommen. Vom Titel her will ja alles verstanden werden. Ein gemeinsames Schaublatt könnte hier helfen. g. p.

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