KulTOUR: Petzower Steine – Glindower Ziegel
Hans-Joachim Stahlberg und Beate Rammelt stellen Bilder und Schmuck mit Heimatbezug aus
Stand:
Werder - Das Kulturamt Potsdam-Mittelmark präsentiert bereits seit Jahren mehr oder weniger spektakuläre Ausstellungen in Petzows säkularisierter Schinkelkirche. Kunstanspruch auf der einen Seite, Heimatnähe auf der anderen, so das Konzept. Doch hieße es nicht Eulen nach Athen tragen, wenn man einem wie Hans-Joachim Stahlberg auf dem Sonntagsspaziergang vor Ort beim Malen über die Schulter schauen kann, um dann, auf dem Grelleberg, seine anderen Werke zu sichten? Mitnichten, denn neben dem meist in Öl Geschaffenen gibt er ja auch ein Bild von sich selbst.
Am Sonntag wurde also seine erste Personalausstellung mit zwölf Petzow-Motiven eröffnet. Nicht allein, denn in letzter Minute gesellte sich auch die gelernte Goldschmiedemeisterin Beate Rammelt dazu. Lieferte er „Petzower Steine“ in Öl, so die Schmuckgestalterin in Vitrinen rechts neben der Pforte „Glindower Ziegel“. Hübsch, so eine Liaison, es gibt also viel zu erzählen.
Hans-Joachim Stahlberg hat sein Atelier in Sichtweite der Grelle direkt am Landschaftspark, wo ein Schloss steht, dessen Neueröffnung immer wieder hinausgeschoben wird. Man findet es auch als Bild in der Kirche, gemalt von der Seeseite her, inmitten der Apfelblüte. „Ruhe sanft“, verkündet ein Spruch an der Seite, daneben die Jahreszahlen von 1990 bis 2006 ff. Man findet die Zelterstraße, den Haussee in beigefarbenen Tönen, noch einmal in kaltem Blau, das Schilftürme-Tor vor einer Baumgruppe, das Nordtor mit Leiterhaus. Diese Bilder sind wie Genreszenen gemalt, mal wählt der Maler die Froschperspektive, mal bevölkern Hunde und Katzen detailreich sein Werk. Die Ölmalerei ist wohl sein Amt, auch im Zweitatelier zu Werder.
Mit „Mauerholz“, „Mauerziegel“, „Mauerring“, „Mauerblume“ hat er den gelegentlich etwas flächigen Arbeiten auch vier Sepia-Tuschen beigefügt, welche den Rhythmus der gehängten Bilder angenehm gliedern. Er malt erst seit sechs Jahren, zuvor will er „Fernfahrer“ gewesen sein. Letztlich trieb ihn der „Wunsch, etwas Neues zu machen“ in die Arme der Kunst. Respekt. Nun ist er der einzige Maler vor Ort. Die Ausstellung selbst soll ein Dank an die Petzower sein, welche er allesamt persönlich zur Vernissage einlud. Es darf gekauft werden.
Der Vater von Beate Rammelt mag sich wohl etwas dabei gedacht haben, als er ihr zum Geburtstag einige hundert Mini-Schmuckziegel in siebenerlei Farben und Formen aus Glindower Ton schenkte. Natürlich hat sie fachgerecht darauf reagiert und dabei womöglich noch eine Marktlücke entdeckt. Sie fertigte aus dem Irdenen recht eigenwilligen Silber-Schmuck, Damenringe, Ketten, die so gestaltet sind, dass man sie zwiefach tragen kann, elegant oder leger, weiterhin Ohrstecker und Anhänger. Sogar ein „Zweifingerring“ ist dabei, so geformt, dass einer ihn trägt, während der Nachbar nur so tun darf, als ob.
Eine ganze Gruppe von Arbeiten ist dem raren Herrenschmuck gewidmet: Auch „er“ kann Ringe oder Anhänger tragen, sich mit Rammelts Silberspangen die Krawatte verzieren, wenn“s sein muss, sogar anstelle von Eheringen passende Stücke für den „Partner-Look“ auswählen. Ziemlich aufregende Sache, wenn man etwas davon versteht. Die Künstlerin wird während der nächsten vier Wochenenden neben den Sanddorn-drapierten Vitrinen für Beratung und Verkauf anwesend sein – auch Väter haben manchmal gute Ideen!
Solcherart Steine und Ziegel geben ein originelles Bild von Landschaft und Mensch, vom Impetus dieser Zeit – hier sind Eulen gut nach Athen getragen.
Die Ausstellung läuft an den nächsten vier Wochenenden und ist jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: