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Aus dem GERICHTSSAAL: Pferdediebstahl bei Nacht und Nebel?

Angeklagter beteuert, Eigentümer der Tiere zu sein/Prozess wird fortgesetzt

Stand:

Groß Kreutz – „Wem gehörten die Pferde? Das ist die Frage, die wir heute zu klären haben“, brachte es Richterin Reinhild Ahle auf den Punkt. Doch auch nach siebenstündiger Verhandlung hatte das Schöffengericht am Mittwoch keine Klarheit. Es beraumte zwei weitere Verhandlungstermine an, will noch mehrere Zeugen hören.

Wolfgang W.* (60) wird beschuldigt, in der Nacht vom 15. zum 16. Juni vorigen Jahres von einem Gestüt in Groß Kreutz zwei hochtragende Stuten gestohlen zu haben. In der Nacht vom 26. zum 27. Juni 2011 soll er sieben Stuten und sechs Fohlen desselben Gestüts von einer Koppel in Deetz entwendet haben. Dem Mann werden weiterhin die Unterschlagung eines Pferdeanhängers, der unerlaubte Besitz eines Gewehrs samt Munition sowie zwei falsche Versicherungen an Eides statt zur Last gelegt.

Dass er bei der Erklärung über seine vermeintliche Mittellosigkeit nicht ganz die Wahrheit gesagt habe, gab Wolfgang W. zu Prozessbeginn zu. „Aber die Pferde gehören mir. Darüber gibt es Nachweise. Ich habe sie nur zurückgeholt. Es waren sogar noch zwei Tiere mehr, als in der Anklage aufgeführt, räumte der Mann ein. Einst hatte er das Sagen auf dem Reiterhof in Groß Kreutz, der zur Jahrtausendwende in finanzielle Schieflage kam und versteigert werden sollte. Wegen hoher Schulden beim Finanzamt hätte Wolfgang W. keine Chance gehabt, den Zuschlag zu erhalten. 2005 ersteigerte seine damalige Partnerin Cornelia C.* absprachegemäß das Anwesen, auf dem sie gemeinsam lebten und Pferde züchteten. Wenig später begann es in der Beziehung zu kriseln. Ende 2010 ging sie endgültig in die Brüche. Cornelia C. zeigte den Mann wegen häuslicher Gewalt an. „Angeblich wollte ich sie erschießen und mit dem Mülleimer erschlagen“, entrüstete sich der Angeklagte. „Jedenfalls durfte ich nach einem Gerichtsbeschluss nicht mehr auf den Hof.“ Aus Sorge um die Pferde habe er sie nach Polen bringen lassen, wo er Land gepachtet habe, erzählte Wolfgang W.

„Wir hatten abgemacht, dass ich den Hof zurückersteigere und selbst bewirtschafte. Dazu gehörte auch, dass Wolfgang W. die gepachteten Weideflächen, das Inventar und die vorhandenen Pferde komplett auf den Betrieb überträgt“, berichtete Cornelia C. (36) im Zeugenstand. Im Gegenzug habe sie ihm Wohnrecht auf Lebenszeit auf dem Anwesen eingeräumt.

„Wolfgang W. hat danach mehrere Pferde für das Gestüt gekauft, aber mit meinem Geld“, betonte die Ex-Partnerin des Angeklagten. Kaufverträge gebe es nicht, aber Tierarzt-, Hufschmied- und Futtermittelrechnungen, die sie stets selbst bezahlte. Im Übrigen würden die Pferde seit 2005 im Zuchtregister unter ihrem Namen geführt.

Nach Herzinfarkt und Bypass-Operation sei es Wolfgang W. so schlecht gegangen, dass er körperliche Arbeiten auf dem Gestüt nicht mehr verrichten konnte. „Er hat gelegentlich Reitunterricht gegeben oder Empfehlungen ausgesprochen, welche Stute von welchem Hengst gedeckt werden soll. Ansonsten ist er viel in Russland und Schweden unterwegs gewesen“, so Cornelia C. Einmal seien in aller Herrgottsfrühe mehrere Polen auf den Hof gekommen, bei denen der Angeklagte Schulden gehabt haben soll. „Die haben zum Ausgleich einen Teleskoplader mitgenommen“, erinnerte sich die Frau, die den Pferdehof mithilfe von Freunden und Bekannten betreibt.

Die Verhandlung wird am 3. Dezember fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga

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