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Oben Weinberg, unten Schuffelgärten. Das Lindowsche Anwesen soll künftig City und Bismarckhöhe verbinden.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Pflanzzeit im Schuffelgarten

Projekt des Obstbauvereins auf Lindowschen Anwesen nimmt Gestalt an

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Werder (Havel) - Gestern am Fuße des Galgenbergs: Ein kleiner Gärtnertrupp legt einen Schuffelgarten an. „Es ist genau die richtige Jahreszeit, um Obstbäume und Beerensträucher zu pflanzen“, sagt der Vorsitzende des Werderschen Obstbauvereins Walter Kassin. Die Böden seien feucht und blieben es jetzt auch. Die Wurzeln würden gut eingeschlemmt und wenn es noch eine Zeit mild bleibt, würden sie gleich ausschlagen. Im Schuffelgarten gedeihen die Gehölze auf kargem, märkischen Sand, in den etagenförmig angelegten Beet- und Pflanzreihen wird Mist vergraben. Das Unkraut wird mit einer Stoßhacke gejätet, wie es sie nur in Werder gibt, der Schuffel. Deshalb: Schuffelgarten.

Werders historischer Obstgarten soll nun wieder seinen Platz in der Blütenstadt bekommen. Die Idee ist Teil eines Konzeptes zur Wiederbelebung eines der ältesten innerstädtischen Obstbauerngehöfte, das die City mit der Bismarckhöhe verbindet. Das Lindowsche Haus soll, beginnend im Frühjahr, zu einem Weinlokal mit Pension werden. Auf dem Lindowschen Anwesen hinauf zur Bismarckhöhe, das jahrelang Wildnis war, ist ein neuer Weinberg von Werders Winzer Lindicke im Wachsen. Und zwischen Weinberg und Lokal soll unter der Ägide des Obstbauvereins an die grauen Vorzeiten erinnert werden.

Der Verein hat dazu ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück in vier Parzellen unterteilt und Pächter dafür gesucht. Die haben sich erstaunlich schnell gefunden. Und sie haben alle völlig unterschiedliche Motive, sich an der gärtnerischen Traditionspflege zu beteiligen. Da sind Karin und Frank Watzke aus Geltow, die kurz vor der Rente stehen und nicht in ein Loch fallen wollen, wenn es soweit ist. Da sind Thomas Kinn und Annette Grohmann-Kinn, die in Berlin-Wannsee eine Mietwohnung bewohnen und auf der Grünen Woche beim Apfel von Bauer Deutscher von dem Konzept überzeugt wurden. Da ist die Werderaner Waldorf-Schule, die hier einen Schulgarten betreiben wird. Und da ist Rosemarie Hiller.

Die 73-Jährige stammt aus Werder, ist Gärtnerin. Berufsbedingt hat sie einige Jahre woanders gelebt, als Rentnerin ist sie in die alte Heimat zurückgekehrt. „Als Gärtner will man gärtnern“, sagt die rotwangige Rentnerin und gießt dabei mit dem Schlauch die Neuanpflanzungen.

Es sei doch eine Schweinerei, was die Industrie heute aus den Lebensmitteln macht, da will sie sich ihr Essen lieber aus dem eigenen Garten holen. Mangold, Grünkohl und Pastinaken wachsen im hinteren Gartenbereich zwischen Stauden, die neuen Pächter sind schon einige Monate zugange. Nur das vordere Gartendrittel am öffentlichen Weg, die gestern von Vereinsexperten mit der Havelländischen Baumschule angelegt wurde, muss als Schuffelgarten gestaltet und gepflegt werden. Bei Rosemarie Hiller wirken die Übergänge fließend.

Am 26. November um 13 Uhr soll der teilweise gepflasterte Weg eingeweiht werden, der vom Plantagenplatz an den Gärten und am Weinberg vorbei hinauf zur Bismarckhöhe führt. Und im kommenden Frühjahr, da sind sich die Pächter sicher, wird es im Schuffelgarten die ersten Obstblüten geben. Henry Klix

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