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Potsdam-Mittelmark: Pflastersteine aus Gummi

Auf dem Truppenübungsplatz Brück/Lehnin probten 342 Polizisten aus 13 Ländern den Krisenfall

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Potsdam-Mittelmark - War es eine Detonation auf dem Truppenübungsplatz Brück/Lehnin, die am Dienstagabend bis nach Werder (Havel) und Potsdam zu hören war? Einige Stunden hielt sich diese Vermutung auch bei mehreren Behörden – später wurde das Rätsel offiziell gelöst: Es war ein Eurofighter der Bundeswehr, der die Schallmauer durchbrochen hatte. Auf dem Truppenübungsplatz Brück/Lehnin lief zwar das European Union Police Forces Training (EUPFT), die zweite Phase einer großen Übung mit 342 Polizisten aus 13 europäischen Ländern – Überschallflugzeuge und solch gewaltigen Knall gab es dort jedoch nicht.

Am Freitagmorgen rollten nun die Fahrzeuge vom Gelände des Truppenübungsplatzes in Richtung Heimat. Die Übung sei reibungslos verlaufen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Einheiten habe gut funktioniert, bilanzierten Julia Buchen und Alfred Schmitt von der Bundesbereitschaftspolizei, die für die Organisation verantwortlich war. Es sei gelungen, gemeinsam eine Vielzahl von Krisenszenarien zu meistern, erklärte der Präsident der Bundespolizei, Friedrich Eichele, zur offiziellen Verabschiedung. In den zehn Tagen wurden insgesamt sechs Szenarien durchgespielt. Dazu gehörten polizeiliche Maßnahmen bei Verkehrsunfällen und Demonstrationen sowie Festnahmen von Straftätern. Auch eine Geiselnahme war zu beenden, hochrangige Gäste mussten geschützt werden. Der Einsatzleiter – der „Head of Mission“ – musste mit seinen vier unterstellten Einheiten angemessen auf die von der Übungsleitung vorgegebenen Krisenfälle reagieren. Teilweise traten sie parallel ein – somit waren Prioritäten für den zweckmäßigen Einsatz von Polizeikräften zusetzen.

Der Einsatzleiter, Vice-Questore Maurizio Piccolotti, war von der Infrastruktur und den Möglichkeiten des Truppenübungsplatzes Brück/Lehnin angetan. Es seien gute Bedingungen gewesen, um die Übungen insgesamt professionell zu bewältigen, so der Polizeioffizier aus Ancona. Das war allerdings nicht immer der Fall. So haben Bombenentschärfer aus seiner Heimat statt einer fiktiven Sprengladung echte Funkgeräte in die Luft gejagt. Bei einem Scan hielten sie diese aufgrund der erkannten elektrischen Leitungen für das Zielobjekt. Oder bei einem Unfalleinsatz kümmerte sich die spanische Guardia Civil zuerst um den Dieb eines Reserverades aus dem Unfallauto und ließ die Verletzten vorerst unversorgt. „So etwas sind kleine Randerscheinungen, die allerdings in der Nachbesprechung thematisiert werden“, sagte Regina Balzer vom Pressestab der Bundespolizei.

„Leider hatten wir wenig Zeit, gemeinsam die Umgebung zu erkunden“ bedauerte Julia Buchen, nur ein gemeinsamer Ausflug nach Berlin habe auf dem Programm gestanden. Der allerdings gefiel auch Martin Ruiz, der auf der Kanareninsel Gran Canaria zu Hause ist. „Ich fand Berlin und Potsdam sehr schön, auch die Seen um Lehnin haben mir sehr gefallen“ so der spanische Polizist, der sich einige Male aufraffte, um die Umgebung zu erkunden. Laurius Jablonskis aus Litauen fand dafür indes keine Zeit. „Ich war im Hauptquartier tätig, der Arbeitstag war erst gegen 23 Uhr beendet, dann ging es nur noch ins Bett“, berichtete der aus der Hauptstadt Vilnius stammende Polizist.

Trotz mancher Sprachbarrieren sind sich die Teilnehmer nähergekommen. Zum Abschluss kochten die einzelnen Einheiten die typischen Gerichte ihrer Länder für ein internationales Buffet. Dann gab es für jeden Teilnehmer nicht nur eine Urkunde, sondern auch ein Wurfgeschoss – eine beim Krisentraining verwendete Pflasterstein-Nachbildung aus Gummi mit dem Logo der Übung. Andreas Koska (mit ldg)

Andreas Koska (mit ldg)

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