Potsdam-Mittelmark: Pförtnerampel: Bleibt Geltow Erholungsort?
Landesbetrieb Straßenwesen kritisiert Situation / Experte hat fachliche Zweifel an Verkehrssteuerung
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Schwielowsee / Potsdam - Auch aus dem Landesbetrieb Straßenwesen Potsdam kommt jetzt Kritik an den Potsdamer Pförtnerampeln. Besonders über die Pförtnerampel in Pirschheide gibt es Kopfschütteln, sie führt im Berufsverkehr häufig zu Rückstaus bis nach Geltow (PNN berichteten). Der Planungschef des Landesbetriebs, Frank Schmidt, erinnerte gestern daran, dass Geltow erst mit zweijähriger Verzögerung zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“ Schwielowsee hinzugestoßen war, Grund waren die Schadstoffbelastungen auf der Bundesstraße 1.
Laut deutschlandweit geltender Standards dürfen die gesetzlichen Abgasgrenzwerte in Erholungsorten zu weniger als 60 Prozent ausgeschöpft werden, dies sei erst nach erheblichen Anstrengungen erreicht worden, so Schmidt. Nachts gilt auf der Strecke deshalb Tempo 30. Der Landesbetrieb hatte zudem die Ampelschaltungen verändert, um das schadstoffintensive Stop-and-Go zu vermeiden. „Eine Grüne Welle ist aber wirkungslos, wenn man im Stau steht“, so Schmidt gegenüber den PNN.
Er glaubt nicht, dass die für Erholungsorte geltenden Grenzwerte in Geltow angesichts der erheblichen Belastungen durch die Pirschheider Pförtnerampel noch eingehalten werden. Der Erholungsort-Titel war mit der Auflage verbunden, die Lärm- und Abgasbelastungen sogar noch weiter zu senken. Laut Brandenburgischem Kurortegesetz kann der Titel aberkannt werden, wenn Voraussetzungen für seine Verleihung entfallen sind oder Auflagen nicht erfüllt werden. Schmidt: „Diese Gefahr sehe ich ganz deutlich.“
Ein Planungsexperte, der namentlich nicht genannt werden will, meldete gegenüber den PNN fachliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit der neuen Verkehrssteuerung in der Landeshauptstadt an. Mitte April war das System aus 30 Ampeln und 50 Messstationen in Potsdam gestartet. Steigt die Luftverschmutzung im Stadtgebiet über einen betimmten Wert, bekommt der Kfz-Verkehr an den Stadteingängen Rot. Laut Potsdamer Rathaus sind die Grenzwerte für Luftschadstoffe seitdem nicht mehr überschritten worden. Doch die Messpunkte und Ampeln seien schlecht miteinander abgestimmt, meint der Experte.
Beispiel Pirschheide: Der Hotspot für die Messung befindet sich zwischen Nansenstraße und Kiewitt. Während der Verkehrsfluss zwischen Pirschheide und Nansenstraße noch funktioniere, sei das im weiteren Verlauf bis zum Leipziger Dreieck nicht mehr der Fall.„Durch die Bevorrechtigung von Bus, Tram und Fußgängern stehen die Ampeln gerade zwischen Nansenstraße und Kiewitt häufig auf Rot, es gibt fast ununterbrochen zusätzliche Abgasbelastungen“, so der Experte. Eine Grüne Welle ließe sich besser organisieren, wenn man das Tempo für ÖPNV und Fußgänger etwas reduziere.
Das hätte auch positive Effekte auf den Nahverkehr. „Die Busse der Havelbus-Gesellschaft stehen in Geltow ja mit im Stau.“Henry Klix
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