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Messpunkt Zeppelinstraße. Die Pförtnerampel hat hier bislang wenig gebracht.

© Andreas Klaer

Feinstaub-Belastung in Potsdam: Pförtnerampel bringt nicht viel

In der Zeppelinstraße haben sich mit der neuen Verkehrssteuerung der Verkehrsfluss und die Schadstoffbelastung kaum verändert. Bei einem Bürgerforum in Geltow wurde gerätselt, woran das liegen könnte

Stand:

Schwielowsee / Potsdam - Die Pförtnerampel in Potsdam-Pirschheide hat nach einem Jahr kaum Besserungen für die Zeppelinstraße gebracht. Das mussten Vertreter des Potsdamer Rathauses bei einem Bürgerforum am Donnerstagabend in Geltow einräumen. Laut Messungen im dritten Quartal 2012 und im ersten Quartal 2013 sind die Staus stadteinwärts um weniger als ein Prozent zurückgegangen. Die Belastungen mit Stickoxiden und Feinstaub sind um unter 0,3 Prozent gesunken. Ein völlig anderes Bild ergibt sich in der Behlertstraße, wo teils erhebliche Verbesserungen eingetreten sind (siehe Kasten). Glaubt man den Einwürfen im Bürgerforum, so steht der bevorrechtigte Bus- und Tramverkehr der Idee der Pförtnerung in Pirschheide entgegen.

An sich wollte die Stadt Potsdam in Geltow über ihre „umweltorientierte Verkehrssteuerung“ informieren und um Verständnis für die Pförtnerampeln werben. Die Rathausspitze hatte dazu drei Verwaltungsmitarbeiter entsandt, politische Wahlbeamte oder Stadtverordnete aus Potsdam ließen sich nicht blicken. Dabei ist die Stimmung in Geltow aufgeladen. Die mit der neuen Verkehrssteuerung verbundenen Pförtnerampeln an den Stadteingängen, die bei hohen Belastungen in der City auf Rot schalten, sorgen gerade westlich von Potsdam seit Monaten für Unruhe. Sie brachten teilweise Rückstaus bis nach Werder mit sich.

Bürger zeigten sich am Donnerstag verzweifelt, wie sie zur Arbeit kommen sollen, und verglichen die Pförtnerung mit „mittelalterlichen Zugbrücken“. Geltower und Werderaner würden bis aufs Messer gereizt, sagte ein Gast: „Sie erhöhen nicht die Attraktivität von Zug, Bus und Bahn. Sie wollen uns mit der Pförtnerampel zwingen, auf ein schlechtes System umzusteigen.“ Die ÖPNV-Fahrpreise seien zu hoch, Takte und Verbindungen unbrauchbar. Eine Teilnehmerin meinte, dass das Schadstoffproblem nach Geltow verlagert worden sei, damit Potsdam an seinen Messpunkten besser dasteht.

Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung erklärten als Ziel der neuen Verkehrssteuerung, den Autoverkehr und die Fahrzeugimmissionen zu minimieren. Um endlich die EU-Grenzwerte in Potsdam einzuhalten und die drohenden Gesundheitsschäden zu vermeiden, müssten auch Brems- und Beschleunigungsvorgänge von Autos verringert werden. Ziel sei „ein stetiger Verkehrsfluss“ in der City, eine weitgehend Grüne Welle. Wie die unter unter den derzeitigen Vorzeichen zu erreichen sein soll, fragte sich ein betroffener Straßenplaner aus Werder.

„Die Grüne Welle ist doch gar nicht möglich. Die Potsdamer Stadtverordneten haben beschlossen, dass der ÖPNV und die Fußgänger immer Vorrang haben.“ Das würde gerade auf der Zeppelinstraße zu häufigen Unterbrechungen des Verkehrsflusses und teils absurden Situationen führen. „Wenn am Abgasmesspunkt in der Höhe Kiewitt ein einzelner Fußgänger Grün anfordert, ist alles lahmgelegt.“

Jörg Steinbach vom Bürgerbündnis Schwielowsee schilderte, wie er mit dem Auto auf der Zeppelinstraße immer wieder auf bevorrechtigte Straßenbahnen und Busse warten muss, wenn die Pförtnerampel endlich grün zeigt. Der Verkehrsfluss in Potsdam habe sich durch die Pförtnerung nicht wie versprochen verbessert. „Es würde helfen, wenn die Ampelsteuerung nicht nur auf den ÖPNV abgestimmt wäre. So bekommen sie das Schadstoffproblem nicht hin.“ Steinbach erinnerte daran, dass die Havelbusse in Geltow mit im Stau stehen.

Dirk Volkmann vom Potsdamer Rathaus beharrte darauf, dass Beeinträchtigungen von Bus und Tram in Potsdam durch die Verkehrssteuerung nicht gewünscht seien. „Wenn wir alternative Verkehrsmittel stärken wollen, brauchen sie Raum und behinderungsfreie Fahrt.“ Zu den Effekten der Pförtnerung könnten zudem seriöse Aussagen erst getroffen werden, wenn wenigstens zweijährige Messreihen vorliegen. „Wir müssen in Potsdam eine Lösung finden“, so Volkmann. Die Schadstoffbelastung in Geltow würde – anders als in Potsdam – deutlich unter den Grenzwerten liegen. Parallel zur Verkehrssteuerung werde an neuen P+R-Parkplätzen und der Förderung von Radverkehr und ÖPNV gearbeitet.

Volkmanns Kollege Andreas Olm ergänzte, dass sich durch verbesserte Ampelschaltungen der Verkehrsfluss bereits verbessert und die Wartezeiten an der Pförtnerampel Pirschheide verkürzt hätten. Bei Messfahrten zwischen dem Kreisel Baumgartenbrücke und Zeppelin- / Breiter Straße habe die Fahrzeit mit Pförtnerung nur noch eine Minute und 13 Sekunden über der Fahrzeit ohne Pförtnerampel gelegen. Im vorigen Jahr seien es drei Minuten und 13 Sekunden mehr gewesen. Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) sagte, dass Potsdam inzwischen mit den Nachbarn über die Probleme rede. Derzeit werde über eine Busspur zwischen Geltow und Potsdam – parallel zur B1– verhandelt.

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