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Potsdam-Mittelmark: Phöbener Klamottenkiste
Festwiese verhunzt, Ortsbeirat abgebrochen – da hilft auch kein Fass Bier
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Werder (Havel) - Ein Örtchen mit 730 Einwohnern, das sich am Havelufer entlangstreckt – das hört sich nach einem entspannten Leben an. In Phöben kann derzeit nicht die Rede davon sein: Erst im Dezember war ein Streit um die wichtigste, städtische Sammelsteganlage öffentlich geworden. Die Frage, ob sie als GmbH oder als Verein betrieben werden soll, hat tiefe Gräben durch das Dorf getrieben, auch durch den Ortsbeirat. Jetzt gibt es die nächste Klamotte: Zoff um die neue Festwiese am Havelufer.
Erst im Herbst wurde sie mit den knappen Mitteln des Ortsbeirates hergerichtet: Ein paar Bäumchen wurden gepflanzt, Muttererde aufgebracht und schön glattgeschoben. Doch nebenan ist eine Baustelle, und für die Bauarbeiten sind nun schwere Laster über die Fläche gefahren. Die Schönheit ist dahin. Die Bauherren haben zwar zugesagt, im Frühjahr, wenn ihr neues Haus fertig ist, auch die Festwiese wieder in Ordnung zu bringen. Doch im Ortsbeirat vor einer Woche führte das Thema vor einem dutzend Gästen zum Eklat.
Der Phöbener Ortsbeirat hat alles in allem zwei Mitglieder: den Vorsitzenden Bernd Warsawa und seinen Stellvertreter Carsten Mendling, beide CDU, immerhin gibt es Gemeinsamkeiten. Dass der Sitzungstermin in die Ferien verschoben wurde, hatte Mendling allerdings nur aus dem Amtsblatt erfahren. Der von ihm vorab beantragte Tagesordnungspunkt „Festwiese“ stand dann nicht auf derselben – und wurde auch am Sitzungstag nicht aufgenommen.
Abstimmung über die Tagesordnung: Warsawa dafür, Mendling dagegen. Das ist keine Mehrheit, selbst im Phöbener Ortsbeirat nicht. Bernd Warsawa schlägt seinen Hefter zu und beendete die Sitzung. Ein Gast ist darüber so empört, dass er am selben Abend an den Rathauschef, Werders Bürgermeister Werner Große (CDU), schreibt: „Ja kann denn ein Herr Warsawa machen, was er will?“
„Wenn die Tagesordnung nicht die Zustimmung der Mehrheit findet, ist die Handlungsgrundlage nicht gegeben“, meint der Ortsvorsteher auf Anfrage. Dass die Festwiese kein Thema ist, habe er auch nicht im Alleingang, sondern in Abstimmung mit dem Rathaus entschieden: „Die Festwiese ist Eigentum der Stadt Werder und darf nicht befahren werden.“ Alles weitere sei zwischen den Bauherren und der Stadt zu klären, und nicht im Ortsbeirat. Ein „privater Konflikt“, findet Warsawa. Dass der Ortsbeirat nicht stattfinden konnte, tue ihm „in der Seele Leid“. Auch Tagesordnungspunkte wie der Schülerverkehr, die 700-Jahr-Feier oder die Vereinsförderung fielen damit aus.
Befragt man Carsten Mendling zur Festwiese, klingt das umgänglicher: Er befürwortet den Vorschlag der Bauherren, alles im Frühjahr zu reparieren: „Die hätten die Wiese zwar nicht befahren dürfen, ich bin aber kein Richter. Es geht in einem kleinen Ort um das Miteinander.“ Er hätte das gern auf der Tagesordnung gehabt, die Wogen geglättet, zumal es schon einen richtig lauten Streit am Schauplatz des Geschehens gegeben haben soll.
Und die betroffenen Bauherren, Annelie Maaßen und Klaus Giese? Sie fühlen sich vom Ortsvorsteher überfahren. Das Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen hat an der Havel gebaut, um einen ruhigen Lebensabend zu verbringen. Fürs Dorffest hatten sie mal ein Fass Bier spendiert, sich den Phöbenern vorgestellt. „Das kam auch gut an“, so Annelie Maaßen. Jetzt die Sache mit der Festwiese. „Wir hatten noch keine Zufahrt, die Baufahrzeuge konnten nur am Ufer lang zur Baustelle fahren“, erklärt Maaßen. Ihr Angebot, die Schäden im Frühjahr zu reparieren, steht. Angst vor noch mehr Zoff? „Es gibt zum Glück genug aufgeschlossene Leute in Phöben.“
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