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Potsdam-Mittelmark: Plädoyer für Bürokratieabbau

Mittelständische Unternehmer aus Beelitz sprachen mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Andrea Voßhoff über ihre Probleme

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Mittelständische Unternehmer aus Beelitz sprachen mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Andrea Voßhoff über ihre Probleme Beelitz - Der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke möchte sein Landhotel „Gustav“ im Ortsteil Heilstätten erweitern. Die derzeitige Zimmerzahl von 24 soll verdoppelt werden, geplant sind zudem ein Parkhaus, ein neuer Wellness-Bereich und ein Küchenanbau. „Dafür laufen zur Zeit drei Genehmigungsverfahren, auf deren Abschluss ich immer noch warte“, berichtete er gestern der CDU-Bundestagsabgeordneten Andrea Voßhoff. Als Direktkandidatin für die bevorstehende Wahl war sie in die Spargelstadt gekommen, um mit mittelständischen Unternehmern über deren Perspektiven und Probleme zu reden. „Einen Bankkredit hätte ich für den Hotelausbau nicht aufnehmen dürfen“, sagte Schielicke mit Blick auf die lange Genehmigungsdauer. Sein unkonventioneller Vorschlag: „Wird ein Antrag innerhalb von vier Wochen bearbeitet, sollte die Behörde den doppelten Sold bekommen, nach 12 Monaten dürfte hingegen keine Gebühr mehr fällig werden.“ So weit wollte Voßhoff noch nicht gehen, einig war sie sich mit Schielicke jedoch darin: „Die überzogene Bürokratie im Land erweist sich als Investitionsbremse.“ Mindestens 20 Prozent der derzeitigen Vorschriften seien verzichtbar. Zudem sollten die Verwaltungen ihren Ermessensspielraum im Sinne der Wirtschaft nutzen, ohne dabei Wildwuchs zuzulassen, sagte Voßhoff, die ihre Partei im Rechtsausschuss des Bundestages vertritt. Zudem müssten neue Gesetze wie die Brandenburger Bauordnung künftig zeitlich befristet werden, um sie nach geraumer Zeit auf ihre Sinnhaftigkeit hin überprüfen zu können. In Beelitz habe man mittlerweile erkannt, welche Bedeutung mittelständische Unternehmen für die Stadt haben, sagte Schielicke. Deshalb sei er guter Hoffnung, dass es für die angestrebte Erweiterung seines Betriebssitzes an der Berliner Straße grünes Licht geben werde (PNN berichteten). Insgesamt zeichnete er ein positives Bild von der Entwicklung des Familienunternehmens, das im September sein 100-jähriges Bestehen feiert. „In diesem Jahr haben wir hinsichtlich der Auftragslage um 30 Prozent zugelegt“, berichtete er. Gegenwärtig stünden 80 Beschäftigte und sechs Auszubildende in Lohn und Brot. 20 Radlader und 15 Bagger gehören zum umfangreichen Technikpark. Bürokratieabbau war auch das bestimmende Thema beim anschließenden Besuch der Brot- und Feinbäckerei von Ingo Exner im Beelitzer Gewerbegebiet. 90 Arbeitsplätze bietet er in seiner Beelitzer Produktionsstätte und den mittlerweile 14 Verkaufsfilialen. In einer neu eröffneten Filiale an einem Supermarkt wartet er nun wochenlang auf die Baugenehmigung für ein Werbeschild. Dafür, dass er es bereits vorschnell angebracht hatte, musste er ein saftige Strafe zahlen. Um zwei Tische für einen Imbiss in seinen Filialen aufzustellen, müsste er zusätzlich Toiletten bauen – eine Regelung, die in Berlin und anderen Bundesländern schon längst aufgehoben worden sei. Andrea Voßhoff will sich nun intensiver mit diesem Problem beschäftigen. „Wir brauchen endlich wieder eine Aufbruchstimmung. Die Leute müssen merken, dass von den Versprechen der Politiker auch etwas eingehalten wird“, sagte der Bäckermeister. „Tut mehr für die Bildung“, appellierte sein Sohn an die Politiker. Der 30-Jährige hat ebenfalls einen Abschluss als Bäckermeister sowie als Betriebswirt und soll in nicht allzu langer Zeit den Familienbetrieb übernehmen. „Wir könnten jederzeit neue Arbeitskräfte und Auszubildende einstellen, doch es gibt keine geeigneten Bewerber“, berichtete er. Die potenziellen Bewerber würden entweder die Nachtarbeit in der Bäckerei scheuen oder elementare Bildungslücken unter anderem im mathematischen Bereich erkennen lassen. Bei einem Rundgang durch die moderne Beelitzer Produktionsstätte wurde deutlich, dass sich das Berufsbild des Bäckers und Konditors mit der Einführung von computergestützten Maschinen und Backöfen sehr verändert hat. Die Philosphie der Exners ist unverändert geblieben. „Wir müssen 24 Stunden für unseren Familienbetrieb da sein. da gibt es kein Ausruhen.“ Hagen Ludwig

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