
© Kitty Kleist-Heinrich
Potsdam-Mittelmark: Plädoyer für Erdwärme, Wind und Biogas
Zweites „Energieforum“ in Schwielowsee: Pläne für Energiegenossenschaften werden konkret
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Schwielowsee - Mit dem Engagement der Einwohner soll die Erzeugung erneuerbarer Energien in der Gemeinde Schwielowsee bald deutlich an Bedeutung gewinnen. Neben der Photovoltaik gebe es dafür erhebliche Potenziale in den Bereichen Erdwärme, Windkraft und Biogas, die von Energiegenossenschaften erschlossen werden könnten. Das war das Fazit des zweiten überparteilichen „Energieforums“, zu dem die Bündnisgrünen am Freitagabend in das Märkische Gildehaus eingeladen hatten. Gemeinsam mit Experten loteten gut 50 Gäste an konkreten Beispielen die Möglichkeiten für umweltfreundliche und kostengünstige Energiealternativen aus.
So gebe es für die Nutzung der Erdwärme in der Gemeinde Schwielowsee günstige Bedingungen, erklärte Professor Ernst Huenges, der das Internationale Geothermiezentrum am Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam leitet. Aufschluss darüber würde unter anderem eine 1967 in Potsdam erfolgte Probebohrung geben. Als Optionen für Schwielowsee nannte er vor allem die Nutzung der oberflächennahen Geothermie zur individuellen Wärmeversorgung von Einfamilienhäusern, aber auch für kleinere Siedlungen bei Bohrungen bis zu einer Tiefe von bis zu 300 Metern. Dafür sei jedoch die Bildung von Erzeugergenossenschaften zu empfehlen.
Für die Nutzung von Biogas plädierte Matthias Plöchl vom Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB). Er führte ins Feld, dass in der Gemeinde Schwielowsee pro Jahr 1100 Tonnen Bioabfall anfallen – ausreichend, um mit einer Biogasanlage 122 Vier-Personen-Haushalte mit Strom und 24 Einfamilienhäuser mit Wärme zu versorgen. Zudem würden dabei 700 Tonnen hochwertiger und hygienisch einwandfreier Kompost erzeugt. Auch eine solche Biogasanlage könnte von einer Bürgergenossenschaft betrieben werden.
Für das Modell von Bürger-Windrädern warb der in Caputh lebende Geschäftsführer einer Windkraft-Konstruktionsfirma, Thorsten Spehr. An einem Beispiel für zwei Windkraftanlagen mit einer Leistung von zwei Megawatt rechnete er vor, dass Einlagen von Genossenschaftern mit etwa sieben Prozent verzinst werden könnten. Konfliktfreie mögliche Standorte in Schwielowsee wären zu finden, zumal die Gemeinde zum Beispiel am Autobahndreieck Potsdam Flächen für regenerative Energien ausgewiesen habe.
Insgesamt, so das Fazit, liege die Zukunft in der Vielfalt der aufgezeigten Energiequellen. Rückhalt für das Modell von Energiegenossenschaften gibt es auch aus der Kommunalpolitik. „Wenn wir gangbare Wege aufgezeigt bekommen, werden wir diese auch mit entsprechenden Beschlüssen unterstützen“, erklärte der Vorsitzende der Fraktion CDU/FDP, Heiko Hüller. Persönlich habe er bereits seit 15 Jahren eine Solaranlage auf dem Dach. Eine wirtschaftliche Beteiligung der Gemeinde an den Gesellschaften sieht er jedoch ebenso wie der Caputher Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (Unabhängige Bürger) skeptisch. Mit Eigenbetrieben habe die Gemeinde in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gesammelt, hieß es. SPD-Fraktionschefin Heide-Marie Ladner erinnerte daran, dass es mittlerweile bereits zwei gut funktionierende Bürgersolaranlagen in Caputh gebe. „Für die Bildung von Energiegenossenschaften sollten die Impulse auch von den Gemeindevertretern ausgehen“, erklärte sie.
Für die Erstellung eines regionalen Energiekonzepts plädierte Schwielowsees Grünen-Sprecher und Moderator Michael von Wuntsch. Ein solches Konzept könnte sich die Kommune unter bestimmten Voraussetzungen zu 75 Prozent vom Land fördern lassen – darauf hatte ein Vertreter der Zukunftsagentur Brandenburg bereits bei der ersten Veranstaltung des „Energieforums“ hingewiesen. Die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming wäre froh über solche Beiträge aus den Kommunen, erklärte auch Elke Seidel, Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien.
Die Initiatoren des „Energieforums“ suchen in der Gemeinde jetzt nach weiteren Mitstreitern. Am heutigen Abend habe ich eine Aufbruchstimmung registriert“, resümierte von Wuntsch.
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