Potsdam-Mittelmark: Pläne für „Europawald“ verteidigt
Nach Unmut über die Rodungen auf der Löcknitz erläuterte Ullrich Mikulla seine Pläne im Ortsbeirat
Stand:
Nach Unmut über die Rodungen auf der Löcknitz erläuterte Ullrich Mikulla seine Pläne im Ortsbeirat Werder · Petzow - Einen Riesen-Schreck bekamen die Petzower im vergangenen Frühjahr, als Waldarbeiter mit Riesen-Maschinen auf der Löcknitz anrückten.Viele Bäume fielen in diesen Tagen der Säge zum Opfer, durch die Lichtungen war der Blick bald frei bis zum Schwielowsee. Die Forstmaschinen hinterließen tiefe Spuren im Boden, Unmut machte sich breit. In Auftrag gegeben hatte die Arbeiten Ullrich Mikulla, der etwa 300 Hektar Wald verwaltet, die seine Ehefrau im Jahr 2001 in den Gemarkungen Ferch und Potsdam von der Treuhand erworben hat. Anfang Mai erläuterte der aus Caputh stammende Mikulla gegenüber der Presse erstmals seine Pläne zur Schaffung eines Europawaldes auf der Löcknitz. Dafür wären die umfangreichen Forstarbeiten notwendig, zumal es auf der Löcknitz einen Pflegerückstand von bis zu 20 Jahren gebe. Trotz dieser Erklärungen blicken die Petzower noch immer etwas skeptisch auf das Geschehen, wie die jüngste Sitzung des Ortsbeirates am vergangenen Montagabend zeigte. „Gefällt ihnen denn selbst, was da auf der Löcknitz passiert ist?“ fragte ein Einwohner Ullrich Mikulla und warf ihm unsensiblen Umgang mit dem Wald vor. Der Vorsitzende des Ortsbeirates, Bernd Hanike, verdeutlichte noch einmal, dass den Petzowern dieses Waldstück als direkte Verlängerung des Schlossparkes besonders am Herzen liege. Mikulla hörte sich die Kritik auf der Ortsbeiratssitzung geduldig an, räumte ein, dass die beauftragten Waldarbeiter teilweise nicht mit der gebotenen Vorsicht zu Werke gegangen seien, verteidigte dann jedoch vehement seine Pläne für die Löcknitz. Die Bodenverhältnisse und die günstigen klimatischen Bedingungen durch die unmittelbare Nähe zum Schwielowsee hätten ihn auf die Idee gebracht, hier einen „Europawald“ zu gestalten. Selbst Bäume aus südlichen Gefilden wie Zedern und Pinien würden hier gute Wachstumsbedingungen finden. Überall sollen kleine „Inseln“ mit Baugruppen aus den verschiedensten Teilen Europas entstehen. Bedingung dafür sei jedoch, dass jungen Bäumen wieder eine Wachstumschance gegeben werde, erläuterte der Waldverwalter. Deshalb hätten unter anderem viele Robinien fallen müssen. Andererseits soll auch die Vielfalt der bereits jetzt schon vorhandenen Baumbestände mit Eichen, Kiefern, Fichten, Ahorn und Buchen erhalten bleiben. So könnte sich das Gebiet des künftigen „Europawaldes“ zwischen Schwielowsee und der Ortsverbindungsstraße Petzow-Ferch, dem Petzower Schlosspark und den einstigen Schafställen bei Ferch in einigen Jahren in eine touristische Attraktion verwandeln, hofft Mikulla. Nicht zuletzt weil der gerade im Bau befindliche Europaradweg R1 dort verläuft, alte Tonmühlen und ein historischer Jagdstern zu besichtigen sind. Um Verständnis für seinen Waldumbau zu wecken, will er demnächst zwei große Vorhabensschilder mit entsprechenden Erläuterungen aufstellen. Darauf soll auch erklärt werden, dass die jungen „Bauminseln“ vorerst eingegattert werden müssen, um sie vor dem zahlreich vorhandenen Wild zu schützen. Eingebettet hat Mikulla die „Europawald“-Pläne in ein Gesamtkonzept unter der Bezeichnung Land- und Forstgut Schwielowsee. Hauptziele seien „die Verarbeitung von Waldfrüchten, der Einschlag und der Verkauf von Holz, verbunden mit einer Wiederaufforstung entsprechend eines ökologischen Waldumbaus“. Den Bereich der Löcknitz habe er persönlich jedoch als Wirtschaftswald abgeschrieben, betonte Mikulla. Um den Wald für die Touristen erlebbar zu gestalten, sollen alte Reit- und Kutschwege wieder hergestellt werden. Dazu würden auch der Jagdstern und die historischen Sichtachsen auf der Löcknitz gehören. Weiterhin plant Mikulla den Bau eines kleinen Geheges mit einheimischen Tierarten sowie die Einrichtung eines Hofladens. Dort will er selbst geräucherten Wildschinken sowie andere Produkte des Waldes und der Region verkaufen. Als Standort würde unter anderem die Bullenwiese am einstigen Torfstich in Frage kommen. Möglich wäre laut Mikualla auch eine Zusammenarbeit mit den Betreibern der Pension „Seeblick“ auf der Löcknitz. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. „Schön wäre gewesen, wenn wir alle diese Informationen vor Beginn der Waldarbeiten gehabt hätten“, so lautete das Fazit von Elke Schönefeld im Namen des Ortsbeirates, der das Vorhaben „Europawald“ weiter aufmerksam begleiten will. Hagen Ludwig
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: