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Aus dem GERICHTSSAAL: „Platte“ auf der Insel

Reifenstecher-Prozess: Urteil am 7. Mai

Stand:

Werder (Havel) – Mittlerweile dürften die Kosten des Reifenstecher-Prozesses den verursachten Schaden bei Weitem übersteigen. Am Dienstag sollte Amtsrichter Francois Eckardt nach vier Verhandlungstagen das Urteil über den angeklagten Werderaner Rentner Albert A.* (72) sprechen. Doch zwei wichtige Zeugen fehlten. Auf ihr Erscheinen legt die Verteidigung großen Wert. So wurde der Prozess auf den 7. Mai vertagt.

Albert A. – bislang mit juristisch weißer Weste – soll zwischen April 2008 und Februar 2011 mindestens 20 Reifen an 15 Fahrzeugen auf Werders Insel zerstochen haben. Manche Autobesitzer traf es mehrfach. Die meisten wohnen in der Nachbarschaft des Angeklagten, der sich wegen versuchten gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verantworten muss. Das Motiv bleibt im Dunklen, Albert A. schweigt eisern zu den Vorwürfen(PNN berichteten).

Fast alle Zeugen zeichnen dasselbe Bild. Ahnungslos stiegen sie in ihre Autos, die sie im Bereich der Fischer- und Michaelisstraße geparkt hatten. Nach mehr oder weniger kurzer Zeit hatten sie einen „Platten“. Glücklicherweise kam es nicht zum Unfall.„Ich bin sogar über die Autobahn bis zu meiner Arbeitsstelle am Flughafen Tegel gefahren“, erzählte die Luftsicherheits-Assistentin Carina C.* (32) vor Gericht. „Auf dem Parkplatz machten mich Passanten darauf aufmerksam, dass der hintere Reifen meines Autos keine Luft mehr hat.“ Am nächsten Morgen sei ein weiterer Reifen des inzwischen wieder fahrbereiten Mobils, das ganz in der Nähe des Hauses des Angeklagten geparkt war, zerstochen gewesen. Insgesamt habe sie fünf Reifen durch Fremdschäden eingebüßt, so die Zeugin.

„Mir sind in den letzten 15 Jahren so viele Reifen zerstochen worden, dass ich mich kaum noch an Einzelheiten erinnern kann“, berichtete Anne A.* (53) aus der Fischerstraße . „Das letzte Mal am 19. Mai 2011. Ich bin mit dem Hund spazieren gegangen. Da sah ich, dass schon wieder ein Reifen kaputt war.“

Bodo B.* (48) bemerkte nichts Auffälliges, als er eines Morgens Gas gab. Nach einigen Fahrtmetern klopfte ein Fußgänger an die Seitenscheibe seines Autos. „Ich dachte erst, das ist ein Verrückter und habe mich nicht weiter um ihn gekümmert. Aber er war ganz beharrlich“, erinnerte sich der Mann. „Da bin ich ausgestiegen und sah, dass der hintere rechte Reifen völlig platt war.“

Als Albert A. unter Verdacht geriet, der Reifenstecher von Werder zu sein, ordnete das Amtsgericht eine Hausdurchsuchung bei dem Rentner an. Polizisten stellten einen Schraubendreher sicher, der als Tatwerkzeug infrage kommen könnte. Sein Haus wurde videoüberwacht. (*Namen geändert.) Hoga

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