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Potsdam-Mittelmark: Platz für ein neues Leben

Die Kinderdorf Kienwerder GmbH hat ein weiteres Wohnhaus eröffnet

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Stahnsdorf - Vielleicht ist die weiße Farbe bewusst gewählt. Wenn ab dem 3. November sechs Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren in das neue Haus der Kinderdorf GmbH in Kienwerder in der Straße Am Anger 1 ziehen, empfängt sie Freundlichkeit. Die Außenfarbe des Neubaus ist weiß, große Fenster sorgen für viel Licht, das Laminat und die Möbel sind in einem hellen Ton gehalten. Hier soll für diese Kinder ein neues Leben beginnen, die in ihren Familien bisher fast nur Gewalt oder andere traumatische Erfahrungen erleben mussten. Gestern wurde das neue Haus mit den fünf „Appartements“ und einer Erzieherwohnung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zu den Besonderheiten des Hauses zählt eine Wohnung im Erdgeschoss, die behindertengerecht eingerichtet wurde. Wie Koordinator Hermann Borreck erklärte, sei ein elfjähriges Mädchen, das schon seit längerer Zeit im Kinderdorf lebt, vor einigen Monaten am Gehirn operiert worden. Diese Operation habe das Mädchen mit schwersten Folgeerscheinungen überstanden und sei nun sprachbehindert und zum Teil gelähmt. Damit es weiterhin im Kinderdorf betreut werden kann, habe man die Wohnung für sie umbauen lassen. In der angrenzenden Wohnung soll ihr 17-jähriger Bruder wohnen. Am 3. November wird das Mädchen aus der Reha-Klinik entlassen. „Bis dahin müssen wir fertig sein“, sagte Borreck.

Den Zeitplan einzuhalten dürfte für die Mitarbeiter der Kinderdorf GmbH kein Problem sein. Die Küchen in den Wohnungen sind eingebaut, erste Möbel stehen schon. Gemeinsam mit Kindern aus anderen Häusern wurden gestern vor dem Haus Rasen verlegt und letzte Bäume gepflanzt.

Ab November werden in Kienwerder dann insgesamt 29 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18 Jahren in unterschiedlichsten Wohnformen wie Betreutes Wohnen oder in Familienwohngruppen von fünf Mitarbeitern betreut. Die private Einrichtung wurde 1995 von der ehemaligen Sputendorfer Schulleiterin Ingeborg Rahmel gegründet, um Kindern aus gestörten Familienverhältnissen eine Perspektive zu geben. Kinder, die in Kienwerder aufgenommen werden, haben ausnahmslos Gewalterfahrungen hinter sich, wie Borreck erklärte. Von Erziehern aber auch Psychologen werden die Kinder, die von den Jugendämtern aus Potsdam-Mittelmark und Berlin vermittelt werden, im Kinderdorf betreut. Lobend äußerte sich Borreck zu der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stahnsdorf und Schulen der Region sowie über die starke Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren, ohne die eine vernünftige Arbeit kaum möglich wäre.

Neben der Betreuung der Kinder in der Einrichtung bietet die Kinderdorf Kienwerder GmbH mittlerweile auch Beratungen für Eltern an, die sich „nicht förderlich gegenüber ihren Kindern verhalten“, wie Borreck es nannte. Gerade die aktuellen Beispiele von Gewalt an Kindern zeigen, so Borreck, dass hier erheblicher Handlungsbedarf bestehe. Dirk Becker

Dirk Becker

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