Potsdam-Mittelmark: Platz für weitere 80 Einfamilienhäuser
Bürgermeister Axel Zinke über die magischen 5000 am Seddiner See, Gewerbeansiedlung und sportliche Ambitionen
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Bürgermeister Axel Zinke über die magischen 5000 am Seddiner See, Gewerbeansiedlung und sportliche Ambitionen Herr Zinke, man sagte Ihrem Vorgänger nach, er habe einen sehr autokratischen Leitungsstil gepflegt. Was haben sie Anfang 2002 für einen Mitarbeiterstab vorgefunden? Die meisten von ihnen waren ziemlich demotiviert, das wollte ich ändern. Ich habe sofort versucht, ein vertrauensvolles und ausgeglichenes Arbeitsklima zu schaffen. Das ist natürlich ein langfristiger Prozess. Doch ich denke, wir sind bisher zu einem guten Ergebnis gekommen. Ich habe damals gleich mit jedem einzelnen Mitarbeiter gesprochen. Gab es auch organisatorische Änderungen in Ihrer Gemeindeverwaltung? Zunächst haben wir die technischen Bedingungen spürbar verbessert, vor allem die Computertechnik auf den neuesten Stand gebracht. Auch Einrichtung und Außenhülle des Gebäudes sind inzwischen ansprechend, das gehört auch zu den Arbeitsbedingungen. Ich habe mir die Arbeitsplatzinhalte im einzelnen betrachtet und damit begonnen, die Struktur im Hause zu verändern. Ab Mai 2005 werden wir beispielsweise das Bau- und das Ordnungsamt in einer Einheit zusammenfassen. Damit können wir effektiver arbeiten. Seit 2002 haben wir durch eine bessere Arbeitsorganisation 15 Prozent an Personal einsparen können. Das haben wir unter anderem durch Altersteilzeit oder Stundenreduzierung erreicht. Aber auch der Einsatz von Mitarbeitern für mehrere Aufgaben spielt dabei eine Rolle. Mit unserem Personalschlüssel von drei bis vier Angestellten pro 1000 Einwohner liegen wir jetzt im Landesdurchschnitt. Ein günstigeres Verhältnis hätten wir natürlich bei 5000 Einwohnern. Seddiner See wurde 1993 aus Kähnsdorf, Seddin und Neuseddin als Großgemeinde gebildet und hatte seinerzeit eine ähnliche Einwohnerzahl wie heute: etwa 4200. Werden Sie denn die magische 5000er Marke irgendwann erreichen? Damals war die Bildung eines Amtes nicht möglich und wir erhielten trotz geringerer Einwohnerzahl eine unbefristete Genehmigung für die Großgemeinde. Leider stagnieren wir seitdem, Zuzüge und Wegzüge halten sich ständig die Waage. Wir hatten in den Jahren im Ortsteil Neuseddin großen Bedarf an Eigenheimgrundstücken, dem wir nicht nachkommen konnten. Viele sind daher weggezogen. Deshalb wollen wir jetzt einen Teil des Neuseddiner Gewerbegebiets, das am Rand liegt und in welchem ohnehin nur „stilles Gewerbe“ genehmigt wird, in ein Wohnbaugebiet umwandeln. Dazu soll der Flächennutzungsplan geändert werden. Der Bereich hier am Rande des Gewerbegebiets ist ohnehin kaum noch zu vermarkten. Baureife könnte im zweiten Halbjahr 2005 vorliegen, das würde Platz für etwa 80 Häuser schaffen. Später könnte sich das soweit entwickeln, dass wir damit einen nahtlosen Übergang vom Gewerbegebiet zum Ortsteil Neuseddin schaffen. Uns liegen bereits zahlreiche Anträge vor. So könnten wir zusammen mit anderen Flächen in der Gemeinde nach und nach die 5000 Einwohner ansteuern. Apropos Gewerbegebiet, wie ist denn die Entwicklung der ortsansässigen Betriebe? Eigentlich sehr erfreulich. Wir hatten im Jahr 2000 insgesamt 245 Gewerbebetriebe, heute sind es 295. Davon haben 24 in Kähnsdorf, 66 in Seddin und 205 in Neuseddin ihren Sitz. Die Flächen in unserem Gewerbegebiet sind im eigentlichen Teil zu 100 Prozent verkauft. Im eingeschränkten Teil, hier wo auch die Gemeindeverwaltung liegt, sind noch einige Flächen frei. Auch das frühere Kulturhaus ist inzwischen verkauft worden. Wann der neue Besitzer das Sanierungsvorhaben umsetzt, ist noch offen, aber der Saal ist sehr groß. Das Gebäude eignet sich gut für große Veranstaltungen. Was wird aus den Rathausplänen? Die frühere Diskussion um einen Rathaus-Neubau ist ad acta gelegt. Gemeindevertreter und Verwaltung sind sich darin einig, dass der zentrale Standort hier im Kiefernweg von allen drei Ortsteilen aus gut erreichbar ist. Wir haben das Gebäude bereits gut ausgebaut, die Fassade ist inzwischen ansprechend und seit kurzem hat das Haus auch eine eigene Gasheizung. Zudem sind die Arbeitsbedingungen mit 17 Quadratmetern Bürofläche pro Mitarbeiter ganz gut. Aktuell bleibt indes das Sportplatz-Projekt. In der Gemeindevertretung kam eine kontroverse Diskussion auf, der ESV Lok Seddin möchte gern feste Mittel im Investitionsplan als „ein Zeichen“ seitens der Gemeinde sehen. Sind die Erwartungen des Sportvereins zu groß? Es ist doch keine Frage, dass wir als Gemeinde an der Sanierung dieser Sportanlage interessiert sind. Aber man muss auch sehen: Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr das ganze Gelände gekauft und der ESV beansprucht die Anlage für sich auf der Basis eines Pachtvertrages, der noch mindestens zehn Jahre läuft. Wir als Gemeinde stehen natürlich dazu, dass etwas getan wird, doch die Hauptinitiatve muss vom ESV kommen. Der Schulsport ist derzeit gesichert, die Gemeinde ist also bei der Sanierung des Sportplatz-Geländes überhaupt nicht im Zugzwang. Der ESV muss seine Förderanträge stellen und die Gemeinde wird das mit ihren Möglichkeiten begleiten. Das gilt auch für teilweise notwendige Finanzierungen. Was fehlt denn im Moment? Es muss zum einen ein Finanzierungskonzept vorliegen und zum anderen ein Bewirtschaftungs- und Nutzungskonzept stehen. Da muss sich der ESV an die Spitze der Aktivitäten stellen, nicht die Gemeinde, die kann nur begleiten. Es gibt aber bisher wohl gar keine konkreten Vorstellungen, wo die Mittel herkommen sollen. Auch sind noch gar keine Förderanträge gestellt worden, daher kann die Gemeinde auch noch keine Mittel in ihre Planung einstellen. ESV und Gemeinde sollten sich bald an einen Tisch setzen und darüber reden, wie es weiter gehen soll. Bei der Kommunalwahl hat die CDU in der Gemeinde die meisten Stimmen auf sich gezogen und fünf Mandate errungen. Doch heute bleiben zwei der Plätze meist unbesetzt, die Ausschussarbeit wurde streckenweise lahmgelegt. Was kann die Gemeinde tun, um die Arbeitsfähigkeit wieder vollständig herzustellen? Man kann keinen Abgeordneten dazu zwingen, die Sitzungen zu besuchen. Solange diese Abgeordneten ihr Mandat einfach nicht wahrnehmen, blockieren sie jedoch die Ausschussarbeit und beeinträchtigen durch ihr Fehlen regelmäßig die Beschlussfähigkeit. Das muss der CDU-Ortsverband allein regeln, da kann keiner helfen. Was ist mit den beiden, die die CDU-Fraktion verlassen haben? Peter Schulz und Lutz Briese sind auch noch aus der CDU ausgetreten und wollen künftig als eigene Fraktion weiter arbeiten. Wir werden zu Jahresbeginn als erstes über die Umbesetzung der Ausschüsse reden müssen. Da sitzt jetzt also nur noch ein CDU-Mann in den Gemeindevertretersitzungen? Wenn zwei die Fraktion verlassen und weitere zwei, Detlef Tauch und Reinhard Weber, an den Sitzungen nicht teilnehmen, dann bleibt eben nur noch Hans-Peter Breckow als CDU-Abgeordneter übrig. Eine letzte Frage: Was sollte das Jahr 2005 bringen? Das ist schnell gesagt: Straßen ohne Komplikationen bauen, weiter eine gute Zusammenarbeit von Verwaltung und Gemeindevertretung und den Dienstleistungsgedanken als Gemeindeverwaltung noch mehr herausstellen. Eine Besonderheit sind für mich die seit Juli regelmäßigen Treffen mit den Bürgermeistern von Beelitz, Nuthetal, Michendorf, Schwielowsee und Werder. Dabei spielt das Parteibuch keine Rolle, für uns zählt nur der Bürger. Das ist für uns sechs eine gute regionale Zusammenarbeit in einem angenehmen Klima, die allen Beteiligten schon einiges gebracht hat. Das Gespräch führte Winfried Gutzeit
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