Potsdam-Mittelmark: Platzverweis für Molle und Korn
Alkoholverbotszonen in Werder mit deutlicher Mehrheit beschlossen / Ordnungsamt ist bereits verstärkt
Stand:
Werder (Havel) - Die Vorstellung der Polizeistatistik 2007 kam der CDU-Fraktion am Donnerstagabend gerade recht: Das Stadtparlament sollte kurz darauf zum Thema „Alkoholverbotszonen“ entscheiden. Der Leiter der Polizeiwache Werder, Bernd Fiedler, benannte die Jugendkriminalität als eines der wichtigsten Themen seiner Leute. Gerade den Bahnhof und den Plantagenplatz habe man als Ausgangspunkt von „Rohheitsdelikten“ im Blick: Alkoholisierte Jugendliche auf dem Plantagenplatz seien ein echtes Problem, der Treff sei wiederholt Ausgangspunkt für schwere Körperverletzungen gewesen.
Eine Steilvorlage für den Antrag der CDU-Fraktion, über den in der Stadt schon seit Monaten diskutiert wird. Donnerstagabend nun beschloss eine deutliche Mehrheit des Stadtparlaments – gegen die Stimmen von SPD, Linken und Grünen –, elf Alkoholverbotszonen in Werder einzurichten. Der Plantagenplatz und dessen Umgebung ist eine von ihnen.
Die CDU hatte in den vorangegangenen Debatten zahlreiche Argumente angeführt: Das Stadtbild des staatlich anerkannten Erholungsortes und die Sicherheitsgefühl der Menschen werde durch die Trinkergruppen beeinträchtigt, die Infrastruktur mit Bänken und Spielplatz sei der Nutzung für die Allgemeinheit entzogen. Gespräche und Angebote hatten nichts daran geändert. Für Schüler und Jugendliche, die hier auf den Schulbus warten, werde durch die Straßentrinker ein schlechtes Vorbild geschaffen. Tatsächlich wandelt sich das Bild am Plantagenplatz am Abend, wie Polizeichef Fiedler bestätigt: Statt erwachsener Arbeitsloser prägen dann häufig Heranwachsende das Bild, in dem der Alkohol niemals fehlt – übrigens auch am Donnerstagabend nach der Sitzung.
Mit der Vorlage sei nur ein Teil der Arbeit getan, so CDU-Fraktionssprecher Christian Große. „Wir müssen die Sache auch begleiten“, sagte er mit Verweis auf eine verstärkte Jugend- und Sozialarbeit. „Die Betroffenen müssen mitgenommen werden.“ Zudem soll durch Schilder und Plakate die neue Linie der Stadt bekannt gemacht werden, wie es hieß. Peter Hinze (Die Linke) äußerte seine Zweifel, dass sich das Verbot durchsetzen lässt. Doch das Rathaus zeigt sich gut vorbereitet: Bürgermeister Werner Große (CDU) erinnerte daran, dass im Januar zwei neue Außendienstmitarbeiter im Ordnungsamt eingestellt wurden. Und es gibt neue Dienstzeiten: Die sechs Leute arbeiten jetzt in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr und auch am Wochenende. Auch wenn Hunde ihr Geschäft auf Grünanlagen hinterlassen, würden dies Hundehalter verstärkt zu spüren bekommen, so Große.
Brandenburgs erste Alkoholverbotszone wurde 1996 auf dem Bahnhofsvorplatz von Mahlow eingerichtet, nachdem der schwarze Noel Martin nach rechten Pöbeleien und einer anschließender Autoverfolgungsjagd bei einem Unfall zum Krüppel wurde. Werders Polizeichef Fiedler hat auch zu seiner Dienstzeit in Jüterbog gute Erfahrungen mit einer Alkoholverbotszone auf dem Marktplatz gemacht. „Ich begrüße alles, was der Kriminalität ihre Grundlage nimmt“, sagte Fiedler gegenüber den PNN. Alle Maßnahmen müssten aber angemessen und nachvollziehbar bleiben. Fiedler hofft, dass es so auch von den Betroffenen empfunden wird. Er gehe davon aus, dass polizeiliche Gewalt nicht notwendig sein wird, um das Alkoholverbot durchzusetzen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: