Potsdam-Mittelmark: Plumpsklo ade
Nach vier Jahren Diskussionen wird der WC-Neubau für das Strandbad Werder genehmigt
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Werder (Havel) - Die Plumpsklo-Ära im Strandbad Werder neigt sich ihrem Ende entgegen: Das Landratsamt ist nach vierjährigem Hickhack bereit, eine Baugenehmigung für einen Toilettenneubau mit WCs zu erteilen. Das teilte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern mit. Die Diskussionen über den Neubau hatten vier Jahre lang gedauert, das Gesundheitsamt hatte sogar eine Standortverlegung ins Spiel gebracht. „Man kann sagen, dass es sich etwas hingezogen hat“, resümierte Große gestern.
Zuletzt hatte sich der Bürgermeister in einem offenen Brief an den Landrat gewandt und ein Schild am Strandbad aufstellen lassen: „An dieser Stelle sollte bereits 2012 eine neue Toilettenanlage stehen“, wie es darauf hieß. Am Mittwoch trafen sich nun Vertreter des Landratsamtes mit Werner Große und seiner Geschäftsführerin des Wasser- und Abwasserzweckverbandes, Bärbel Gärtner, zu einer gemeinsamen „Risikoanalyse“ bei der Bauaufsicht in Teltow. Das Vorgehen war vom Gesundheitsministerium empfohlen worden. Ergebnis: Es gibt keine Risikolage durch den Toilettenneubau.
Wie sich bei dem Treffen zeigte, war das Landratsamt von falschen Voraussetzungen ausgegangen, als es die Baugenehmigung versagte. So wurde bei der Runde festgestellt, dass sich die neue Toilette weiter als erwartet von den Trinkwasserbrunnen entfernt befinden wird: nicht in der Schutzzone II nämlich, sondern in der Schutzzone III des Wasserwerks, wo weniger Einschränkungen für Neubauten gelten.
Der geplante Bauplatz für die neuen Toiletten war auf Intervention des Landratsamtes schon vor längerer Zeit vom Strandbereich hinauf den Hang verlegt worden, wo sich auch das Plumpsklo aus den 50er-Jahren befindet. Die WC-Containeranlage soll dort als geschlossenes System an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen werden. Die Schmutzwasserleitungen werden doppelwandig ausgeführt, außerdem ist ein sogenanntes Leckage-Kontrollsystem geplant, um unerwünschte Versickerungen auszuschließen.
Von WAZV-Chefin Gärtner wurde dies, wie es im den PNN vorliegenden Gesprächsprotokoll heißt, als deutliche Verbesserung des Standards bezeichnet. Der WAZV ist Betreiber des Wasserwerks. Vom Gesundheitsamt wurde in der Runde schließlich eingeräumt, dass die „grundsätzliche Frage nach der Betreibung der Badestelle“ hinter dem Bauantrag zurückzutreten habe.
Die Badestelle am Plessower See besteht nach Rathausangaben schon seit Jahrzehnten und wurde in den 1950er-Jahren weiter ausgebaut. Damals wurde keine Gefahr für die schon bestehenden Tief- und Flachbrunnen des Wasserwerks gesehen. Schon vor 60 Jahren hieß es allerdings, dass die Toiletten ans Abwassernetz angeschlossen werden sollten. Die Abwassererschließung des Gebietes war dann erst vor einigen Jahren erfolgt.
In den 1970er-Jahren gab es schon einmal Überlegungen, das Strandbad an einen anderen Standort zu verlegen – in den Bereich der damaligen Ingenieurschule für Gartenbau, ebenfalls am Plessower See gelegen. Damit sollte die Gewinnung von Trinkwasser auch aus dem Oberflächenwasser des Sees vorbereitet werden. Der Wasserbedarf war damals deutlich höher. Wegen der Kosten und dürrer Baukapazitäten schreckte man davor zurück. Zudem blieb es bei der Wassergewinnung aus den Brunnen am Seeufer. Dennoch hatte die Gesundheitsbehörde in der aktuellen Diskussion die Standortverlegung wieder ins Spiel gebracht. Henry Klix
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