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Potsdam-Mittelmark: Poesie vom Schwielowsee

Die Fercher Obstkistenbühne startet runderneuert in ihr 19. Jahr

Stand:

Schwielowsee - Ihre Hits heißen „Wiesensteg-Reggae“ oder „Stachelbeerballade“, der Gassenhauer „Die Alte Schule“ hat es ins Klett-Songbuch für den Musikunterricht geschafft – Freunde der Fercher Obstkistenbühne warten bei den Konzerten schon darauf. Am Sonntag starten Wolfgang und Ingrid Protze in ihre 19. Saison: Zum Welttag der Poesie passend laden die beiden um 15.30 Uhr zum Konzert am Feldsteinkamin ein: Es gibt Gedichte und Lieder aus Protzens „Schwielowsee-Tagebuch“, Kaffee, Kuchen, Knistern – eine gemütliche Liebeserklärung an die Havel. Erstmals am 2. Mai geht es dann vor’s Haus – die nächste Freiluftsaison wird mit runderneuerter Bühne eingeläutet: Zehn Konzerte – mehr will man den Ferchern auch im neunzehnten Jahr nicht zumuten. Vor allem die unverzichtbaren Holzpantinen machen Radau: Das Publikum darf den Rhythmus „mitklopfen“.

Es ist eine der rustikalen Eingebungen, die die Obstkistenbühne so erdig machen: Die lederbezogenen Pantinen haben Protzes zum heimatlichen Kulturgut erklärt. Friedrich-Wilhelm I. soll die bei den Bauern beliebten, holländischen Klompen einst verboten haben – um Gerber und Schuster vor Absatzeinbußen zu schützen. Trotz drakonischer Strafen haben sich die dickköpfigen Märker jedoch kaum darum geschert. Die Schuster schauten sich das geduldig einige Jahrzehnte an, dann steckten sie auf und veredelten die fremdländische Holzsohle mit Lederschaft – der Durchbruch! Protzens interpretieren es als Geburtsstunde der märkischen Clogs.

Die Pantinen tauchen auf, wenn Ingrid Protze sich in Gedichten und Liedern an die Kindheit in Ferch erinnert, und reisen in großen Kisten mit zu den Gastkonzerten oder auf Auslandsreisen. Es ist offen, was passiert, wenn die hauseigene Pantinensammlung mal ihren Geist aufgibt: Der Pantinenmacher aus Treuenbrietzen ist vor fünf Jahren in Rente gegangen. Da steht es um die Bühne schon besser.

Als es um die anstehende Renovierung ging, waren Landkreis und Gemeinde sofort dabei: Im Herbst wurde vor allem die hinfällige Hinterbühne aufgemöbelt. Das durchgebogene Bühnendach hätte die Schneemassen dieses Winters wohl nicht mehr verkraftet. Ton, Licht und Elektrik wurden nach 18 Jahren Wind und Wetter erneuert. Es gibt einen neuen Akkordeonstuhl, neue Instrumente und für’s Publikum „richtig stabile“ Regenschirme.

Das Theater ist mit seinen selbst geschriebenen Liedern, Gedichten und Geschichten, in denen es von Schilf und Reihern, Sand und Kiefern nur so wimmelt, längst ein Aushängeschild der Mark. Kein Programm ist wie das andere, jedes Jahr kommen neue Songs dazu. Das Repertoire reicht von Kinderprogrammen, kabarettistischen Familienkonzerten bis zu abendlichen Plauderstunden mit Fontane & Co. Und das nicht nur am Feldsteinkamin oder im kuschligen Hoftheater unter der alten Linde: Im vorigen Jahr applaudierten nach einem Konzert in Potsdams Partnerstadt Sioux Falls beim „German Fest“ 13 000 Leute. Henry Klix

Karten unter (033 209) 714 40, im Internet unter fercherobstkistenbuehne.de

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