KulTOUR: Pokal und Paradiesvogel
Caputher Veranstaltungskalender steht in diesem Jahr im Zeichen des 300. Todestags von Friedrich I.
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Schwielowsee - Irgendetwas gibt es immer zu feiern im Hause Hohenzollern. Nach den Verliebtheiten um Friedrich II. im letzten Jahr ist 2013 ganz magnifique der dreihundertste Todestag von König Friedrich I. angesagt. Zu diesem Behuf hat sich die Preußische Stiftung für die Museumsschlösser Caputh und Oranienburg etwas Besonderes ausgedacht.
Weil der gute Tote posthum mit einem denkbar schlechten Image leben muss, wird man von Ende März bis Ende Oktober im monatlichen Wechsel selten gezeigte Meisterstücke aus dem Besitz der preußischen Schlösser präsentieren. In raffiniertem Retour zu EffZwos Garstigkeit – sein Opa sei groß im Kleinen und klein im Großen gewesen – will die Stiftung anhand von sieben Objekten zeigen, wie wohl Friedrich I. im Rahmen des innerdeutsch-dynastischen Wettbewerbs das Große im Kleinen und das Kleine im Großen zu schätzen wusste.
Ab Ende März also wird es im Schlafgemach der Kurfürstin Dorothea zu Caputh regelmäßig und exklusiv etwas Neues zu sehen geben: mal ein en Teller aus dem königlichen Service mit Insignien des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, mal eine Tapisserie mit dem preußischen Wappen von Pierre Mercier, oder die Darstellung eines Königsparadiesvogels von Willem Frederik van Royen. Anhand der kostbaren Unikate sollen die großen Dinge zu Hof und in der Politik, Interna und Externa, per Infotafel vermittelt werden.
Auch an Bonusführurngen mit geschultem Personal ist gedacht, damit man notfalls fragen kann. Zusätzlich will man dem erlauchten Publikum sogar die erste letztgültige Biografie dieses „Königs in Preußen“ kreieren. Bessere Imagepflege aufgrund neuester Forschungen – na, das wurde nach 300 Jahren ja wohl Zeit!
Neben diesen Extras veranstaltet das Schloss Caputh wieder seine musealen Standard-Programme, Vorträge, Kinderveranstaltungen, Wanderung, Teilnahme an der KunstTour im August, sogar ein Konzert mit barocken Intermezzi steht im Juli ganz magnifique auf dem Plan.
Auch der Caputher Orgelsommer vom 23. Juni bis 4. August hat es in sich. Der Evangelischen Kirchengemeinde Caputh als Veranstalter ist, neben dem üblichen Repertoire (französische Romantik, Vater Bach), so einiges eingefallen: zum Beispiel ein Konzert für Orgel und „kuriose Instrumente“ ganz ultimo, oder Klänge mit Didgeridoo und irischem Dudelsack. Jeweils Sonntagnachmittag. Nicht zuletzt die „Caputher Musiken“, auch wenn sie sich trotz erfrischender Offerten mit Klassik, Jazz und leichter Muse nun eher etabliert zu geben scheinen. Es ist nicht mehr der Geist von einst, wenn bereits lange vor dem Erscheinen des Jahresprogramms mehrere Veranstaltungen ausgebucht sind und auf das traditionelle Weihnachtskonzert verzichtet wird, weil dergleichen ja überall stattfinde. Veranstaltungstechnisch hat man zwar das Entree erhöht, zugleich aber ein attraktives Frühbucher-System geschaffen. Inhaltlich geht es in diesem Jahr vorwiegend um musikalische Quartette. Obwohl keine Karten mehr verfügbar sind, macht „Just Violins“ aus Berlin bereits am heutigen Samstag den Anfang. Aus österlichem Anlass stellt das Wolf-Ferrari-Ensemble dann Werke ganz unterschiedlicher Komponisten vor.
Vier Saxophone werden im September unter dem Namen „Aduma“ in Capuths Kirche Romantisches präsentieren, davor schiebt „OHPSST“ in Einsteins Garten auf jazzige Art „Dienst nach Vorschrift“. Am 9. November gibt sich das Duo Scheeselong im neuen Fährhaus mit einem Marlene-Dietrich-Programm die Ehre.
Sonst sind wieder alte Bekannte dabei, „Jugend musiziert“, der Handglocken- und der Männerchor. Am 23. November versiegelt das Potsdamer Orlando-Ensemble mit Gibbons „Schwanengesang“ (1612) die „Caputher Musiken“ 2013.
Gerold Paul
Gerold Paul
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