Potsdam-Mittelmark: Politiker verantwortlich für BBI-Fiasko Neuer Aktenfund / DFS probt umstrittene Route
Teltow / Stahnsdorf - Hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) die Grobplanung für die derzeit diskutierten, abknickenden Routen schon vor dem Planfeststellungsbeschluss fertig? Und ließ den Entwurf dann in der Schublade verschwinden?
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Teltow / Stahnsdorf - Hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) die Grobplanung für die derzeit diskutierten, abknickenden Routen schon vor dem Planfeststellungsbeschluss fertig? Und ließ den Entwurf dann in der Schublade verschwinden? Das vermuten die Bürgerinitiativen aus Stahnsdorf und Teltow, nachdem sie bei einer juristisch erstrittenen Akteneinsicht auf die modifizierte Grobplanung für die BBI-Flugrouten gestoßen sind. Die wurde von der DFS schon am 1. Oktober 1998, fast sechs Jahre vor dem Planfeststellungsbeschluss, fertiggestellt. Damit hätte sie eigentlich in dem Planwerk festgehalten werden können. Die neue Grobplanung zeige klar, dass auch bei einem unabhängigen Startbetrieb, wie er jetzt von der Flughafengesellschaft gefordert wird, von der Nordbahn sowohl in West- als auch in Ostrichtung geradeaus gestartet werden könne. Ein Abknicken sei nach diesen Plänen nur von der Südbahn vorgesehen.
Die Fluglärmgegner sind überzeugt: Hätte man diese Grobplanung schon früher berücksichtigt, wäre die heute drohende massive Verlärmung von Zeuthen und Rangsdorf schon damals absehbar gewesen. Durch den Fund werde deutlich, dass die Fachexperten der DFS die Planungen des BBI auf eine angepasste, realistische Flugroutenplanung gestellt hätten, heißt es in einer Pressemitteilung der Teltower und Stahnsdorfer Fluglärmgegner vom Montag. Die Planung sei notwendig geworden, weil die Anteilseigner, das Land Berlin, das Land Brandenburg und der Bund, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht auf den unabhängigen Startbetrieb umschwenkten. Denn: Die neue Grobplanung zu berücksichtigen hätte Aufwand für die Neuberechnung der Lärmkorridore und der Anzahl der betroffenen Menschen erfordert.
Die Standortentscheidung wäre zu Recht erneut in Frage gestellt worden. Darum, heißt es in der Pressemitteilung, habe der damalige Chef der Planungsgesellschaft in einem Schreiben vom Oktober 1998 das Bundesverkehrsministerium gebeten, Einfluss auf die DFS zu nehmen, um deren neue Grobplanung zu unterdrücken. Die alten, falschen Flugrouten und Lärmkorridore wurden dann einfach beibehalten. Nach Ansicht der Fluglärmgegner sind demnach Anteilseigner und Politiker verantwortlich für das heutige Fiasko. Sie hätten sich über die DFS-Experten gestellt, um den BBI politisch durchzudrücken.
Auch die DFS ist heute aber offenbar an den umstrittenen Routen vom 6. September 2010 interessiert: Anwohner beobachteten am 19. Mai einen Airbus 319, der auf einer Route flog, von der die Menschen in Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow glaubten, sie sei vom Tisch. Die Bürgermeister der drei Kommunen fürchten nun, es könnte sich um einen Probeflug gehandelt haben. „Betrachten wir die Widerstände der DSF, des Flughafens und der Fluggesellschaften gegen die mehrheitlich getroffenen Empfehlungen der Fluglärmkommission, müssen wir annehmen, dass genau dies passiert!“, äußerten sich die Bürgermeister der drei Gemeinden in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Die Route konnte über die Seite der Deutschen Flugsicherung nachverfolgt werden, die einen entsprechenden Internetservice mit dem Namen Stanley-Track anbietet. Interessierte können dort 14 Tage rückwirkend die Routen startender und landender Maschinen nachverfolgen.
Bei der nächsten Sitzung der Fluglärmkommission am 6. Juni wollen die Vertreter der Gemeinden Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow Auskunft über die Probeflüge einfordern. Ariane Lemme
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