Potsdam-Mittelmark: Politisches Kunstkonstrukt

Werder und Beelitz als funktionsgeteiltes Mittelzentrum? Selten ist so deutlich geworden wie vor einem halben Jahr, dass in der Landesregierung nicht immer Sachentscheidungen getroffen werden. Seinerzeit wurde der Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans vorgestellt, die Zahl der besonders geförderten Mittelzentren wurde von 153 auf 54 gekürzt – ein Abschied vom Gießkannenprinzip. Stärken stärken, so hieß auch hier das Motto. Die größte Stadt im größten Landkreis stand anfangs nicht auf der Agenda. Das CDU-regierte Werder musste vielmehr schweres Geschütz auffahren, um nicht unter den Tisch zu fallen. Als es unmittelbar vor der Entscheidung geschafft war, soll eine gewichtige Stimme aus der SPD-Landtagsfraktion interveniert haben. So kam das SPD-regierte Beelitz ins Spiel. Beelitz und Werder, deren Gemarkungen sich lediglich an einem schmalen Streifen am Autobahndreieck Potsdam treffen, zwischen denen es weder eine Bus- oder Zugverbindung noch eine sinnhafte Verbindungsstraße gibt, die zudem von Wald, Seen und dem Berliner Ring geteilt sind, sollen nun plötzlich eine gemeinsame Versorgungsfunktion für ihren Einzugsbereich erfüllen. Die Wahrheit ist, dass es diesen Einzugsbereich nicht gibt.

Es wäre ein witziger Schachzug gewesen, das Land bei der Laga-Bewerbung an die Kandarre zu nehmen und vorzuführen. Es wäre vielleicht ein bisschen peinlich geworden, eine Zusage wäre dennoch kaum zu erwarten, zumal nach der Laga 2009 in Oranienburg und der Buga 2015 in der Havelregion wohl wieder die Peripherie an der Reihe ist. So ist es nachzuvollziehen, dass Werders Stadtverordnete der Aufwand einer gemeinsame Bewerbung zu groß und der mögliche Effekt zu klein ist. Ein politisches Kunstkonstrukt ist eine schlechte Ausgangsbasis für ein Ideen-Feuerwerk. Vielmehr ist diesmal ausnahmsweise politischer Pragmatismus gefragt – um 800 000 „funktionsgeteilte“ Euro aus dem Finanzausgleich zu sichern und die Vorrechte und Fördertöpfe für Mittelzentren, auf die andere Städte keinen Zugriff mehr haben.