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Flaschenhals Inselstadt. Die Polizei will in Höhe des weißen Streifens eine Schwimmbrücke zur Entlastung.

© Lutz Hannemann

Von Henry Klix: Polizei warnt vor Flaschenhals

Zweite Inselbrücke zum Blütenfest bleibt Thema – Polizeipräsident reicht Sicherheitskonzept nicht aus

Stand:

Werder (Havel) - Das Potsdamer Polizeipräsidium warnt davor, das Werderaner Baumblütenfest mit dem geplanten Sicherheitskonzept zu genehmigen. Polizeipräsident Rainer Kann fordert nach wie vor, eine zweite Schwimmbrücke auf die Inselstadt zu errichten, wie gestern aus dem Präsidium bestätigt wurde. Bei einer internen Beratung zum Sicherheitskonzept des Festes mit Rathausvertretern wurde am Freitag eine 152 Meter lange Schwimmbrücke vorgeschlagen, die vom 100. Bundeswehr-Pionierregiment aus Minden errichtet werden könnte. Sie würde zwischen der Hauptbühne der Inselstadt (in Höhe der Maria-Meeresstern-Kirche) und der Uferpromenade (Höhe Neues Rathaus) quer über die komplette Regattastrecke führen.

Bereits im Herbst hatte sich der Polizeipräsident in den PNN zur Situation am engen Inselzugang geäußert. Sein damaliger Standpunkt, dass ihm eine zweite Brücke lieber wäre, habe sich nicht geändert, wie Präsidiumssprecherin Anja Resmer gegenüber den PNN erklärte. Bei der Beratung am Freitag sei nochmals eindringlich auf die Gefahren hingewiesen worden, so Resmer. „Der Polizeipräsident wird von seiner Meinung nicht abgehen.“ Letztlich habe die Stadt aber das Sicherheitskonzept zu verantworten.

Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) versicherte gestern allerdings gegenüber den PNN, dass er kein Sicherheitskonzept unterschreiben werde, mit dem nicht auch die Polizei einverstanden ist. Wegen der hohen Kosten hatte er eine zweite temporäre Brücke bislang abgelehnt. „Im schlimmsten Fall wird es dieses Jahr kein Baumblütenfest geben“, so Große. Er gehe aber von einer gemeinsamen Lösung aus.

Hintergrund der polizeilichen Bedenken ist das Unglück bei der Loveparade in Duisburg, in deren Eingangstrichter im vorigen Jahr 21 Menschen gestorben waren. Im Visier der Staatsanwaltschaft ist deshalb auch ein leitender Polizeidirektor. Schon unmittelbar nach dem Unglück hatte das Polizeipräsidium die Stadt Werder zu Nachbesserungen beim Blütenfest aufgefordert: Die existierende enge Straßenbrücke könne - ähnlich wie der Tunnel in Duisburg – zum Flaschenhals bei einer Panik oder bei Rettungsaktionen werden. Auf der Inselstadt befinden sich zwei Bühnen, in der Vergangenheit war es an der Brücke schon zu kritischen Situationen gekommen. Für Rettungskräfte und Polizei wird bereits beim Technischen Hilfswerk eine schmale Pontonbrücke geliehen.

Das Rathaus hatte auf Anregung der Polizei im Sommer bereits ein Sicherheitsgutachten in Auftrag gegeben. Die Gutachter vom Potsdamer Büro VIC kamen zum Ergebnis, dass die Kapazitätsgrenze auf der Brücke zu Stoßzeiten tatsächlich überschritten wird. Zur Entzerrung wurden drei Varianten verglichen: eine temporäre zweite Fußgängerbrücke, ein neues Festkonzept für die Insel oder eine andere Verkehrsorganisation. Auch mit dem geänderten Festkonzept wäre Polizeipräsident Kann einverstanden, wenn sich die Besucherströme dadurch verkleinern. Der Stadt war das zu waghalsig, eine zweite Brücke zu teuer. Stattdessen entschied sich das Rathaus für die Variante „neue Verkehrsorganisation“. Marktstände hinter der Brücke, in der Torstraße und im ersten Abschnitt der Uferstraße sollen wegfallen, um den Inselzugang aufzuweiten. Besucher, die an stark frequentierten Tagen auf die Insel kommen, sollen gleich hinter der Brücke von Ordnern südlich hinauf auf einen Umweg über den Mühlenberg geleitet werden. Dem Polizeipräsidium reicht das nicht aus. „Es kann auch nicht unsere Aufgabe sein, die gewünschte Entzerrung umzusetzen“, wie Präsidiumssprecherin Resmer betonte.

Bürgermeister Große kündigte derweil an, nochmal alle Varianten zu überprüfen. „Wir werden über die Bedenken aus dem Polizeipräsidium nicht hinweggehen“, versicherte er. So würden jetzt erneut die Kosten für eine zweite, temporäre Inselbrücke geprüft, auch mit der Bundeswehr in Minden wolle man Kontakt aufnehmen. Davon unabhängig sollen anhand von Luftbildern nochmal die Besucher ausgezählt werden, um belastbare Zahlen zu bekommen. Die Stadt wolle erneut Experten hinzuziehen. „Vielleicht gibt es auch noch eine günstigere Lösung“, sagte Große. Um das Fest nicht zu gefährden, müsse man sich bis Februar einig werden.

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