zum Hauptinhalt
Ein ungemütlicher Ort. In der fiktiven Stadt Askania liefern sich rivalisierende Volksgruppen vor den ersten freien Wahlen gewalttätige Auseinandersetzungen. Internationale Polizeieinheiten greifen ein.

© Michael Klug/ddp

Von Michael Klug: Polizisten im Ausnahmezustand

Über 300 Beamte aus 16 Ländern spielen bei Lehnin Krisenszenarien durch

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Der fiktive Stadtstaat „Askania“ ist ein ungemütlicher Ort. Schleimhautverätzendes Tränengas liegt in der Luft, und in den an eine Westernstadt erinnernden Gassen liefern sich rivalisierende Volksgruppen gewalttätige Auseinandersetzungen. Damit die Lage in dem gerade erst vom Bürgerkrieg geheilten Land nicht blutig eskaliert, greifen internationale Polizeieinheiten ein.

„Die Aufgabe besteht darin, die ersten freien Wahlen in Askania zu sichern und die Volksgruppen voneinander fernzuhalten“, sagt Bundespolizist Andreas Bebensee über die derzeit auf dem Truppenübungsplatz Lehnin stattfindende Großübung „European Union Police Forces Training“ (EUPFT 2010). Rund 320 Polizisten aus 16 europäischen Ländern nehmen an der zehntägigen Übung teil. Hintergrund ist die neue Komplexität der Einsatzgebiete der Polizei weltweit, wie Bebensee erläutert. „Es gibt mittlerweile unzählige Beispiele, bei denen deutsche Polizisten im Ausland mit ausländischen Kollegen im Einsatz sind. Das reibungslose Zusammenspiel bei Demonstrationen, Entführungen und anderen Gefährdungslagen kommt nicht von allein und muss trainiert werden“, sagt Bebensee.

Entsprechend realitätsnah ist das EUPF-Training angelegt. Wasserwerfer, Tränengas und Gummiknüppel kommen bei der Übung zum Einsatz, die Gegner der Polizei sind Beamte, die in die Rolle von Demonstranten und Aufständischen schlüpfen. „Während woanders die Weltmeisterschaft im Fernseher läuft, fliegen bei uns wirklich die Fetzen“, betont Bebensee die Härte des Einsatzes. Beendet ist die Mission erst am 18. Juni, wenn in „Askania“ ein neuer Präsident gewählt wird.

Dass der fiktive Stadtstaat nach Brandenburg auf einen Truppenübungsplatz der Bundeswehr verlegt wurde, ist dem Rotationsprinzip der EUPF-Übungen geschuldet. Seitdem die Europäische Union aufgrund der Erfahrungen bei G-8-Gipfeln und der Friedensmission im Kosovo vor drei Jahren gemeinsame Übungen für Polizisten beschlossen hat, wechseln alljährlich die Austragungsorte. Nach Frankreich (2008) und Italien (2009) ist zum ersten Mal Deutschland Gastgeber der Polizei-Übung.

Dass diese vor allem dem Umgang mit hochmoderner Technik dient, betont Polizeileutnant Remis-Numa Stevelberg von der federführenden französischen Police Nationale. „Deutschland stellt bei dieser Übung beispielsweise Helikopter und Wasserwerfer bereit. Diese Einsatzmittel kennen manche der Polizisten gar nicht“, sagt Stevelberg. Zugleich betont auch Stevelberg die Notwendigkeit solcher Übungen. „Dass Polizisten aus den unterschiedlichsten Ländern im internationalen Einsatz zusammenarbeiten, ist schon seit Jahren Realität. Da ist es von Vorteil, wenn man das Zusammenspiel aus Übungen wie dieser bereits kennt“, sagt Stevelberg und nennt als Beispiel den Nato-Gipfel im vergangenen Jahr in Strasbourg, als die Bundespolizei auf französischer Seite eingesetzt war.

Michael Klug

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })