Aus dem GERICHTSSAAL: Polizistin auf den Kopf geschlagen
Geldstrafe für Schläger vom Baumblütenfest 2009
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Werder/Havel – Das neue Baumblütenfest steht vor der Tür, und allmählich hat das Gericht fast alle, die beim vorjährigen Event zu viel tranken, danach gegen Recht und Ordnung verstießen, verurteilt. Einer der letzten Schläger dürfte Nico N.* (24) gewesen sein. Am 2. Mai 2009 soll der Student auf der Werderaner Uferstraße einer Zivilpolizistin einen gefüllten Bierbecher auf den Kopf geschlagen haben. Die Beamtin erlitt eine Schädelprellung, sie war danach drei Tage dienstunfähig. Jetzt erhielt Nico N. wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz – er führte an jenem Maitag einen verbotenen Teleskopschlagstock mit sich – eine Geldstrafe von 600 Euro. Außerdem muss er der von ihm malträtierten Polizistin 200 Euro Schmerzensgeld zahlen.
„Ich möchte mich für meine Maßlosigkeit entschuldigen. Aber meine Erinnerung an den Festbesuch ist leider nur sehr schemenhaft“, bekannte der wegen Unfallflucht und Trunkenheit im Straßenverkehr vorbestrafte Berliner. „Ich weiß eigentlich nur noch, dass mir auf der Wache Blut abgenommen wurde.“ Leider fand sich in der Akte kein Hinweis auf die Höhe der Promillezahl, dafür folgender Vermerk: „Der Beschuldigte fragte die Geschädigte: Was guckst du so, du Hurensohn?“ Unmittelbar darauf soll dann der Schlag mit dem Plastikbecher erfolgt sein.
„Die Lage war sehr explosiv. Es gab mehrere Auseinandersetzungen, bei denen wir eingreifen mussten“, erinnerte sich Karla K.* (27). Die Polizeibeamtin trägt ihr Haar zwar sehr kurz. Mit einem Mann ist sie dennoch nicht zu verwechseln. „Der Angeklagte gebärdete sich sehr wild. Erst kam der Spruch, dann unvermittelt der Schlag. Ich war pitschnass und völlig perplex. Den Schmerz habe ich erst hinterher gespürt“, erzählte das Angriffsopfer im Zeugenstand. „Sind Sie sicher, dass es der Angeklagte war, der Sie geschlagen hat?“, hakte die Richterin nach. Karla K. nickte. „Trotz der stressigen Situation sind mir seine blauen Augen aufgefallen“, versicherte sie.
„Der Schlag wurde definitiv von dem Angeklagten ausgeführt“, betonte ihr Kollege Ralf R.* (33) vor Gericht. „Ich hatte ihn schon vorher bemerkt, weil er als einziger mit freiem Oberkörper herumlief. Außerdem tat er sich als Aggressor hervor.“ Merkwürdigerweise – so der Beamte – habe sich Nico N. bei der Festnahme sehr ruhig verhalten. Ein anderer Polizeizeuge berichtete, er habe beobachtet, wie sich der Angeklagte an einem Stand ein Bier kaufte, danach Festbesucher anpöbelte und den Teleskopstock aus seiner Gürteltasche holte. „Plötzlich habe ich eine schlagende Bewegung gesehen. Bier spritze zur Seite, ein Becher flog weg.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so etwas getan habe, ich kann es aber auch nicht ausschließen. Ich war richtig betrunken“, erklärte Nico N. Strafmildernd wirkte das nicht. „Die Menschen kommen zur Baumblüte, um zu feiern. Sie reisen da an und schlagen andere Leute auf den Kopf. Das muss geahndet werden“, rügte die Richterin. „Reißen Sie sich beim nächsten Mal zusammen. Sie wollen sich doch durch solche Sachen nicht Ihr Leben verbauen. (*Namen geändert.) Hoga
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