zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Porta Helena droht endgültiges Aus

Eigentümerin warnt Stadt davor, das Vorkaufsrecht für Teilfläche des Seegrundstücks zu ziehen

Stand:

Werder (Havel) - Es ist eines der schönsten Grundstücke am Glindowsee, doch seit Jahren liegt die Porta Helena brach. Ein Sägewerk war hier einmal ansässig, ein Maschinenhandel und nach der Wende bis vor drei Jahren eine Gaststätte, die dem Standort den Namen einprägte. Eigentümerin Waltraud Götze hatte dem Pächter kündigen müssen, der Pachtvertrag endete nach 20 Jahren. Seitdem herrscht Stillstand und Götze warnt, dass das ein Dauerzustand werden könnte. Schuld daran aus ihrer Sicht: die Stadtverwaltung Werder.

Der Versuch eines Neustarts mit einem neuen Pächter scheiterte vor zwei Jahren, erinnert sie sich: Der Abwasserzweckverband reklamierte, dass bei einer Nutzungsänderung Wasser- und Abwasseranschlüsse auf dem neuesten Stand sein müssten. Es gab nur Grube und Brunnen. Waltraud Götze hatte sich vorgenommen, das Problem zu klären, um den von vielen Bootstouristen gewünschten Ausflugsbetrieb wieder aufzunehmen. In diesem Jahr wird es eine Wasser- und Abwassererschließung über die Jahnstraße geben.

Und auch zwei andere Hürden wollte sie aus dem Weg räumen, bevor sie sich erneut auf die Suche nach einem Pächter macht und das Areal, wie sie sagt, offensiv vermarktet. Doch es sind offenbar Hindernisse, die es in sich haben. Götze besitzt das Wassergrundstück in vierter Generation. Es sei ein Versprechen an ihren Vater, es in Familienbesitz zu behalten. Doch vor fast acht Jahren meldete die Jewish Claims Conference Rückübertragungsansprüche auf eine Teilfläche an.

Es ging um nicht mal 350 Quadratmeter, die in dem 10 000 Quadratmeter großen Areal eingeschlossen waren, ohne Zufahrt und Erschließung. In der früheren Eigentümergeschichte wurde das Grundstück abschnittsweise erworben, für diese Teilfläche hatte dann das Geld nicht mehr gereicht, wie Götze in alten Grundbüchern recherchiert habe. In der NS-Zeit 1938 hätten die Großeltern die Enklave kaufen können. Deshalb die Restitution.

Götze nimmt für sich in Anspruch, dass sie das ohne Klagen im Stillen lösen wollte. Die Klärung der Rückübertragungsansprüche zog sich bis Ende letzten Jahres hin, die Hoffnung auf einen direkten Kauf von Jewish Claims zerstob. Am Ende musste sie zu einem Versteigerungstermin, wo sie 36 000 Euro hinblätterte – für eine Fläche, für die andere kaum Verwendung haben dürften. Oder doch?

Die Stadt Werder belastete zwei Tage vor der Auktion das Grundbuch mit einem Vorkaufsrecht. Bis 28. Februar könnte die Stadt die Fläche damit zu denselben Konditionen wie Götze vom Auktionshaus erwerben. Sie hat erst bei der Auktion davon erfahren. „Ich musste die Fläche ja trotzdem kaufen.“ Jetzt muss sie fürchten, die Enklave gleich wieder zu verlieren und mitten auf dem Areal einen fremden Eigentümer zu haben.

Rechtlich dürfte das, was die Stadt da veranstaltet, ein Balanceakt sein, wie aus den einschlägigen Kommentaren des Baugesetzbuchs hervorgeht: Das Vorkaufsrecht darf nur ausgeübt werden, wenn die Stadt Planungsabsichten mit einer Fläche verfolgt, das Wohl der Allgemeinheit es rechtfertigt. Beim Kauf muss die Stadt einen Verwendungszweck angeben. Aber was will die öffentliche Hand mit einem eingeschlossenen Grundstückszipfel, ohne Erschließung und Zufahrt?

Das Rathaus gab auf eine PNN-Anfrage keine Antwort. „Ich habe nicht die Absicht, mit Frau Götze über die Presse zu diskutieren“, teilte Bürgermeister Werner Große (CDU) mit. Sie könne sich jederzeit an die Stadt wenden.

Götze warnt: „ Wenn das Vorkaufsrecht gezogen wird, wird es keine Porta Helena mehr geben.“ Das Gespräch mit ihr legt nahe, dass es dem Bürgermeister möglicherweise um eine andere Sache geht: ein Druckmittel in einem anderen Streit. Götze hat vor einigen Jahren die Zustimmung gegeben, auf ihrer Grundstücksfläche an der L 90 im Zuge der Straßensanierung einen Regenabscheider bauen zu lassen. Nach ihren Angaben wurde dazu ein alter Entwässerungsgraben verrohrt und umverlegt, direkt unter der Zufahrtstraße der Porta Helena, die ihr gehöre. Das allerdings ohne ihre Zustimmung.

Die Stadt sei anderer Meinung, Götze hat dagegen geklagt. Straße und angrenzende Wiesen gehörten seit Jahren der Familie. Sie sei an einer gütlichen Einigung interessiert, doch einen Vergleich habe das Rathaus abgelehnt. Bei einem Gespräch mit dem Bauamtsleiter habe sie das Gefühl bekommen, dass sie die Einzige sei, die nach einer Lösung suche. Zur Rechtsposition des Rathauses machte Bürgermeister Große auf PNN-Anfrage keine Angaben. So bleibt die Lesart einer Eigentümerin, die durch die Stadt Werder am Gängelband geführt wird.

Waldtraud Götze bleibt die Warnung, dass es keinen Jachthafen, kein Restaurant und keine Pension geben wird – wenn die Stadt ihr Vorkaufsrecht zieht. Darüber, das teilte Bürgermeister Große noch mit, werde der Hauptausschuss entscheiden.Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })