Potsdam-Mittelmark: Porzellanfabrikanten waren Teltows Industriepioniere
Mit ihnen begann das technische Zeitalter am Teltowkanal / Ein Industriemuseum soll das schildern
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Mit ihnen begann das technische Zeitalter am Teltowkanal / Ein Industriemuseum soll das schildern Von Georg Jopke Teltow. Der Bau des Teltowkanals machte es möglich. Aus dem von Ackerbau und Handwerk geprägten Städtchen wurde durch die Wasserstraße ganz schnell ein Industriestandort. Zunächst kam im Jahr 1904 die Porzellanfabrik nach Teltow. Andere Branchen folgten, wie die „Rheinischen Flugzeugwerke" am Rande der Anhalter Bahn, wie die Parfümfabrik Loose in der Stadtmitte und Biomalz am Rande von Stahnsdorf. Es kam das Institut für Faserstoffforschung und das Werk für drahtlose Widerstände „Drawilo", aus dem später das Kombinat Carl von Ossietzky wurde. Im Telower Heimatmuseum ist die städtische Industriegeschichte mit vielen Dokumenten und Exponaten dargestellt. Aber die räumliche Enge im Haus am Hohen Steinweg zwingen zur Beschränkung wie auch die finanziellen Mittel und die Kräfte des Heimatvereins, der ja auch noch weiter in die Stadtgeschichte hineinblickt und sich nicht nur auf das letzte Jahrhundert behandeln kann. Dabei ist doch über die technische Vergangenheit und die Arbeitswelt in dieser von mehrfachem politischem Wandel und technologischen Fortschritten geprägten Zeit so viel zu berichten. Das soll nun in einem Museum zur Industriegeschichte von Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow geschehen. „Ehe die Erfahrungsträger aussterben und die ausstellungswürdigen Objekte verloren gehen“, so das Anliegen des Förderkreises für das Museum, der sich vor einem Jahr konstituierte. Den Vorsitz übernahm Helmut Kappelhof von den einstigen Stahnsdorfer Halbleiterwerken. Einstige Fachleute aus den GRW und dem CvO stehen ihm zur Seite. Das Echo und die Bereitschaft zum Mitwirken sind groß, auch in der jungen Generation. Etliche Betriebe haben Unterstützung zugesagt, von der Landesregierung und auch der Stadtverwaltung wird das Vorhaben nachdrücklich begrüßt. Tatkräftig mitwirken wird die Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft GBG Teltow. „Wir wollen dafür ein Projekt entwickeln", betont deren Geschäftsführer Detlef Burhenne. Es stellt sich vor, dass sechs ältere ABM-Kräfte für ein Jahr bei der Einrichtung des Museums ihren Arbeitsplatz haben. Der Weg dorthin ist freilich kein Spaziergang. Die Trägerschaft für das Museum soll ein gemeinnütziger Verein übernehmen. Eigentlich sollte er sich bis zum April konstituieren, nun wird es aber wohl erst zum Jahresende werden. Es gibt noch viel auf den Weg zu bringen. In der einstigen GRW-Berufsschule in der Potsdamer Straße ist eine beachtliche Zahl von Ausstellungsstücken wie Maschinen, Bauelemente, Baugruppen und Dokumente deponiert, die Suche nach einer Heimstatt für das Museum geht aber noch weiter. Kommt etwa das einstige Ledigenheim des Halbleiterwerkes in Frage oder die Dachetage in einem noblen Neubau im Techno Terrain? Vieles ist noch offen, schließlich sind auch Fördermittel nötig. Dazu ist bereits Kontakt mit dem Museumsverband des Landes Brandenburg geknüpft. Möglicherweise kommt es in diesem Jahr nur zu einer Jubiläumsausstellung, die das industrielle Zeitalter würdigt. Am Konzept für das Museum aber gibt es keine Anstriche. „Es soll kein DDR- Nostalgiemuseum werden. Wir wollen die Vergangenheit bewahren und die Zukunft gestalten", so die klare Aussage der Initiatoren. Und es soll ein Interaktives Museum sein, zu dem moderne Computertechnik gehört. So wie es eine Absolventengruppe des an der Oderstraße ansässigen Fachzentrums für Graphische Datenverarbeitung und EDV kürzlich praktiziert hat. Als Ingenieur-Diplomarbeit schufen sie eine Computer-Show. Per Klick kam man erfahren, wann die „Rheinischen Flugzeugwerke nach Teltow kommen sind und welche Entwicklungen sich dort bis zum Abriss im Jahre 1945 vollzogen haben.
Georg Jopke
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