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Potsdam-Mittelmark: Posse um Petzower Straße
Werderaner fürchten mehr Verkehr durch Neubauten in Schwielowsee. Der ist aber unwahrscheinlich
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Werder (Havel)/Schwielowsee - Die Petzower Straße in Werder ist ein Mischwesen. Am nördlichen Straßenrand: die letzten Wohnhäuser des Werderaner Ortsteils Glindow. Südlich der Straße: leere Gewerbeflächen, die zur Gemeinde Schwielowsee gehören. Die Anwohner fürchten nun, dass ihr kleiner Weg – eine Hälfte Sandpiste, die andere alte Betonplatten – zu einem Highway für die Lastwagen künftiger Gewerbebetriebe werden könnte. „Außerdem befürchten sie, dass die Straße wegen des Verkehrs später ausgebaut werden muss – wofür sie als Anlieger zahlen müssten“, so Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) gegenüber den PNN.
Der Straßenstreit könnte das Verhältnis zwischen Werder und Schwielowsee belasten. Der Grund: Für die verkehrliche Anbindung des Gewerbegebietes wurde an dessen südlicher Seite 2006/07 extra die Straße Am Gewerbepark gebaut. Werder hat sich mit knapp 27 000 Euro am Straßenbau beteiligt, obwohl die neue Straße komplett auf dem Gebiet der Gemeinde Schwielowsee liegt. Mit dem Straßenbau wollte Werder damals die Petzower Straße entlasten. Nun sollen aber drei Grundstücke des Gewerbegebietes ihre Zufahrten an der Petzower Straße erhalten, da sie gar nicht an die neu gebaute Straße heranreichen. „Bautätigkeiten lassen den Schluss zu, dass Zufahrten an die Petzower Straße sollen“, so Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) jüngst auf der Stadtverordnetenversammlung, auf der mehrere Anwohner ihre Sorgen äußerten. Da das Gewerbegebiet auf Schwielowseer Grund, die Straße aber in der Gemarkung Werder liegt, habe man keine Möglichkeiten, die Gewerbetreibenden an einem möglichen späteren Ausbau finanziell zu beteiligen. Ex-Bürgermeister Werner Große (CDU) wurde auf der Sitzung deutlicher: „Anscheinend wurden wir von vornherein von der Gemeinde Schwielowsee hintergangen“, so Große. Die Werderaner wünschen sich, dass die Grundstücke über benachbarte Flächen hinweg an die südliche, neu gebaute Straße angeschlossen werden.
In Schwielowsee kann man die Aufregung hingegen nicht verstehen. „Mir ist das Handeln der Stadt Werder vollkommen unverständlich“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Es sei ein Kompromiss, dass nur wenige Grundstücke des Gewerbegebietes über die Petzower Straße angeschlossen werden. Auch der gültige Bebauungsplan (B-Plan) sieht die Erschließung der Grundstücke über die Petzower Straße vor. Zwar hat das Werderaner Rathaus bei der Erstellung des Planes erhebliche Zweifel an der Anbindung über die Petzower Straße wegen möglicher hoher Verkehrsbelastung angemeldet, gegen den B-Plan jedoch keinen weiteren Einspruch eingelegt.
Auch ist durch die neuen Ansiedlungen im Gewerbegebiet wohl nicht mit großen Verkehrsbelästigungen zu rechnen. Laut Hoppe habe bisher ein Ein-Mann- Bauunternehmen aus Geltow eine Fläche gekauft, zudem wolle ein Interessent eine private Garage bauen. Auch wolle sich eine Glindower Dachdeckerfirma womöglich dort ansiedeln.
Zudem hat die Gemeinde Schwielowsee laut dem örtlichen SPD-Vorsitzenden Heiko Schmale die Rechtsgrundlagen geschaffen, damit auch die Gewerbetreibenden an einem späteren Ausbau der Petzower Straße beteiligt werden, damit die Bewohner der Werderaner Straßenseite die Kosten nicht allein tragen müssen. Auch Schmale kann das aggressive Verhalten des Werderaner Rathauses in dem Fall nicht verstehen, da es seit Sommer einen regen Austausch zwischen beiden Bürgermeisterinnen gegeben habe und Manuela Saß hätte wissen können, dass die neuen Betriebe kaum Verkehr nach sich ziehen. Er sei zwar nicht immer der Meinung von Frau Hoppe. „In dem Fall kann man ihr aber wirklich nichts vorwerfen“, so Schmale. Enrico Bellin
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