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Wasserwerk Leipziger Straße. Potsdams Stadtwerkechef Wilfried Böhme sieht durch die Michendorfer Pläne hier die Trinkwasserqualität in Gefahr.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Potsdam warnt vor neuem Wasserwerk

Stadtwerkechef Böhme sieht die Gefahr, dass ein Neubau in Michendorf die Qualität des Potsdamer Wassers beeinträchtigen könnte. Notfalls will er beim Umweltministerium intervenieren

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Potsdam / Nuthetal - Ein neues Wasserwerk in Michendorf könnte die Wasserqualität in Potsdam beeinträchtigen. Das jedenfalls fürchtet der Potsdamer Stadtwerkechef Wilfried Böhme. „Nach unseren Untersuchungen gibt es Überschneidungen zwischen den Fließzonen des in Michendorf geplanten Wasserwerks mit unserem Wasserwerk in der Leipziger Straße“, sagte Böhme am Mittwochabend bei einer Einwohnerversammlung in Nuthetal mit etwa 150 Gästen. Man werde nicht zulassen, dass es zu Einschränkungen für das 80 Jahre alte Wasserwerk kommt. Gegebenenfalls werde man das Umweltministerium bitten, die Schnittmengen beider Standorte zu überprüfen.

Bei der Einwohnerversammlung sollten die Bürger zu den Planspielen für ein neues Wasserwerk am Rande des Michendorfer Ortsteils Wilhelmshorst informiert werden. Erstmals äußerten sich die Stadtwerke zu dem Projekt, das derzeit im Abwasserzweckverband Mittelgraben diskutiert wird. Er organisiert die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für Michendorf und Nuthetal und betreibt mit seinem Geschäftsbesorger, der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA), kleine Wasserwerke in Wildenbruch und Tremsdorf. 60 Prozent des Trinkwassers müssen allerdings aus Potsdam bezogen werden – zu überhöhten Preisen, wie es aus der MWA heißt. Dort glaubt man auch nicht, dass ein Neubau Potsdams Fließzone tangiert.

Stadtwerkechef Böhme widersprach derweil dem in den vergangenen Wochen geäußerten Verdacht, dass Potsdam auf Dauer gar nicht in der Lage sei, die Nachbarn mitzuversorgen. Nach den Zahlen der jüngst fertiggestellten Wasserstrategie 2030 könne man nicht nur die wachsende Stadt Potsdam sicher mit sauberem Wasser beliefern, sondern auch die Umlandgemeinden Schwielowsee, Michendorf und Nuthetal. Dazu müssten „ziemlich sicher“ auch keine neuen Wasserwerke gebaut werden, so Böhme – womöglich allerdings „Ressourcen aus der Vergangenheit ertüchtigt“ werden, wie unlängst die Brunnen in Ferch-Mittelbusch .

Der Liefervertrag der MWA mit den Stadtwerken läuft 2016 nach 20 Jahren aus, die Kündigungsfrist endet im Dezember. Zur Vertragsverlängerung sei Nuthetal und Michendorf ein gutes Angebot unterbreitet worden, betonte Böhme. „Wir liefern hier das Wasser seit 1913.“ Man sei bereit, über Preise, Abnahmemengen und Vertragslaufzeiten zu reden.

Auf die Frage von Bürgern, warum das Wasser plötzlich deutlich günstiger angeboten werden könne – es ist von einem Preisnachlass von fast 20 Prozent die Rede – blieb Böhme vage: „Wir haben Maßnahmen eingeleitet, um den Transport zu verbessern. Deshalb können wir ein besseres Angebot unterbreiten.“ Die Potsdamer Preise mit einem eigenen Wasserwerk unterbieten zu wollen, nannte Böhme ein „sportliches Unterfangen“.

Laut MWA-Prokurist Torsten Könnemann werde das Potsdamer Wasser derzeit für 90 Cent eingekauft. Im Brandenburger Durchschnitt werde Trinkwasser für 57 Cent produziert, in den Wasserwerken des Mittelgraben-Verbandes für 43 und des Teltower Verbandes für 31 Cent. Laut Könnemann treibt das teure Potsdamer Trinkwasser den Preis in Nuthetal und Michendorf nach oben: Während der Vierpersonenhaushalt in Beelitz 209 Euro und in Teltow 250 Euro jährlich für Trinkwasser aufbringen muss, zahlten Mittelgraben-Kunden 320 Euro. Im näheren Umfeld sei Trinkwasser nur in Werder (Havel) mit 340 Euro teurer.

Könnemann verwies auf Berechnungen, wonach der Wasserpreis bei 50 Jahren Laufzeit des neuen Wasserwerks deutlich günstiger produziert werden könne. Die Frage der Nuthetaler Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke), wie sich der Preis in den nächsten Jahren genau verändern werde, konnte er aber auch am Mittwochabend nicht beantworten. Dafür fehlten noch Zahlen. Für Empörung bei einigen Bürgern sorgte, dass Planungsleistungen für den Neubau bereits im Oktober vergeben werden sollen, obwohl die Zweckverbandsversammlung erst im November entscheiden soll, ob gebaut wird. Bis dahin soll die Wasserqualität am angedachten Brunnenstandort ermittelt werden, die Einfluss auf den Preis haben kann. Auch mit Potsdam wird laut Könnemann weiter verhandelt.

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