Potsdam-Mittelmark: Präzision aus Ruhlsdorf
Stahlhandelsfirma zog von Hannover nach Teltow
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Teltow - „Auch noch eine Minute nach 18 Uhr nehmen wir den Telefonhörer ab", beschreibt Precitec-Geschäftsführer MichaelSopp, was seine Firma unter Dienst am Kunden versteht. Bestellen Kunden beispielsweise übers Wochenende Waren, werden diese bereits am Montag geliefert. Damit verkürzen sich für den Kunden die Stillstandszeiten seiner Anlage und der Precitec GmbH verhalf ihr schneller Service dazu, sich zu einem der führenden Systemlieferanten für Präzisionswerkzeugstahl Norddeutschlands zu entwickeln. Etwa 1200 Kunden betreut Precitec zurzeit.
Jetzt verlegte das 1984 gegründete Unternehmen seinen Firmensitz von Hannover nach Teltow, um hier vor allem seine Kunden im Raum Berlin-Brandenburg noch besser versorgen zu können. Vorrangig sind das Unternehmen der Branche Werkzeug- und Formenbau, Automobilhersteller sowie Firmen der Luft- und Raumfahrtindustrie wie der Triebwerkhersteller MTU Aero Engines und die Lufthansa. Zur Geschäftseröffnung vor einigen Tagen im neuen Sitz an der Stahnsdorfer Straße 3 in Ruhlsdorf kamen neben Bürgermeister Thomas Schmidt auch Vertreter aller Fraktionen des Teltower Stadtparlaments, um das Unternehmen kennenzulernen. Extra angereist waren auch Stammkunden wie Harry Bartsch von der Bartsch GmbH Bornheim, die automatisierte Fertigungsanlagen entwickelt und baut. Spezialisten wie die Bartsch GmbH schätzen besonders die fachliche Kompetenz von Precitec. Denn der Systemlieferant, der rund 60 Tonnen präzisionsgeschliffene Werkzeugstähle anbietet, ist auch Partner für Problemlösungen. Neben Standardformen zählen zur Produktpalette Sonderformen nach speziellen Vorgaben des Kunden. So können individuelle Bauteile zugeschnitten, gefräst, geschliffen und Tieflochbohrungen ausgeführt werden. Außerdem wird Erodierzubehör wie Kupfer- oder Messingdraht angeboten, um damit Werkstoffe abtragen zu können. Geliefert werden von Precitec auch optische Prüf- und Meßgeräte wie Lupenbrillen und Spezialendoskope, die mit Röntgen- oder Infrarot-Technik sowie Kameras ausgestattet sind.
Im Unternehmen wird aber auch geforscht, um Werkstoffe so zu veredeln, so dass sie verschleißfester werden. Gute Ergebnisse gibt es mit dem Tiefstkälte-Verfahren, dass in Deutschland noch nahezu unbekannt ist und von der NASA in den USA entwickelt wurde. Bei dieser Methode wird Stahl schrittweise auf Temperaturen bis zu minus 200 Grad heruntergekühlt. Das verändert die molekulare Struktur des Materials so, dass die Atome angeregt werden, auf energetisch günstigere Gitterplätze zu „springen“. Durch den Platzwechsel entsteht eine erheblich feinere Molekularstruktur, die eine glattere Oberfläche bewirkt, was allerdings erst bei 1000-facher Vergrößerung unter dem Mikroskop sichtbar ist. Auch die Verschleißgrenze des Materials wird herabgesetzt und die Werkzeuge sind länger einsetzbar als unbehandeltes Material. Beim Nachschleifen wird beispielsweise weniger Material von den Schneidwerkzeugen abgetragen, weshalb sie häufiger nachgeschliffen werden können.
Bis zum nächsten Jahr will Precitec einen vorgehärteten Sonderstahl entwickeln, der bereits im Kälteverfahren behandelt wurde. Geschäftsführer Michael Sopp zeigte sich zuversichtlich, dass dann auch das Team seiner vier Mitarbeiter erweitert werden kann. K. Graulich
K. Graulich
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