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Potsdam-Mittelmark: Predigt und Alltag

Caputher Kirche steigt auf Fair-Trade-Kaffee um, Frauenkreis macht den Anfang

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Schwielowsee - Mittelkräftig, sehr aromatisch: Der „Monte de Oro“ aus Costa Rica hat beim Frauenkreis der Caputher Kirchengemeinde gestern das Rennen gemacht. Bei einer Kaffeeverkostung von vier fair gehandelten Gepa-Kaffesorten ließ der Arabica-Hochlandkaffee drei Mitbewerber abgeschlagen hinter sich. Fein würzig mit guter Fülle, wenig Säure – das kam durchweg an bei den 20 meist älteren Damen, die sich einmal im Monat im evangelischen Gemeindehaus treffen. Die Runde gestern war für die künftigen Veranstaltungen der Caputher Kirchengemeinde entscheidend: Bei allen Festen, Treffen und Gesprächskreisen wird es jetzt nur noch Fair-Trade-Kaffee geben, wie Pfarrer Hans-Georg Baaske ankündigte. Der fachkundige Frauenkreis hatte zu entscheiden, welcher es denn sein soll.

Auch dort wurden bislang Dallmayer, Jakobs & Co. gereicht – was die Frauen von zu Hause mitbrachten. Jetzt wird um eine Spende für den Einkauf von „Monte de Oro“ gebeten. Baaske erklärte, wie die Kaffeebauern menschenwürdig leben können, wenn sie nicht an ausbeuterische Zwischenhändler, sondern direkt an die „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH“ in Wuppertal, die Gepa, verkaufen. Die arbeitet mittlerweile mit 39 Kaffeegenossenschaften in Afrika, Mittel- und Südamerika zusammen und vereinbart einen fairen Preis. Ein Aufschlag fließt in Gemeinschaftsprojekte der Genossenschaften, in Bildungsfonds für die Kinder, die Verbesserung der Straßen oder die Abfallverwertung und -beseitigung.

Zu Hause werden die meisten Caputher Damen aber trotz der Erläuterungen ihres Pfarrers nicht die Sorte wechseln. Die ein bis zwei Euro Mehrkosten pro Pfund wurden auf Anfrage als Hürde benannt, die liebgewonnene Haussorte oder der Kamillentee, der sowieso dem Kaffee vorzuziehen sei. Pfarrer Baaske spricht von „dicken Brettern, die zu bohren sind“. „Das Predigen hat für mich aber auch etwas mit dem Alltag zu tun.“

Immerhin hofft er, dass mit dem Schritt seiner Kirchengemeinde ein paar Vorurteile aufgelöst werden können. Der Kaffee soll nämlich nicht nur auf Kirchenveranstaltungen gereicht, sondern dort auch mit Broschüren und Gesprächen umfänglich beworben werden. Gegenüber dem „Solidaritätskaffee“ aus Nicaragua, der 1980 nach dem Ende der Somoza-Diktatur erstmals verkauft wurde, hätten die heutigen Fair-Trade-Sorten deutlich aufgeholt. Baaske meint sogar, sie schmecken deutlich besser als das Einerlei der „Fernsehkaffees“. „Man muss sich natürlich darauf einlassen wollen.“

Der „Monte de Oro“ scheint dazu geeignet, beim Frauenkreis gestern war ein regelrechtes Aufatmen zu vernehmen. Die Café-Plus-Mischung und der Marcala aus Honduras waren den Damen zu bitter, der mexikanische „Organico“ „bissel mild“. Zum Sommerfest der Gemeinde am 28. Mai ist nun ein Kaffeeparcours geplant: Die Gäste sollen mal ausprobieren können, was die Kaffeebauern so leisten: Bohnen sortieren, Säcke schleppen, handeln, rösten – und auch mahlen und trinken. Fair Trade natürlich. Henry Klix

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