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KulTOUR: Premiere mit Liebeslied
Iris Romen zu Gast im neuen Saal der Kammerspiele
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Kleinmachnow - Ganz unschuldig steht sie da, das holländische Mädchen in dem zartrosa Kleid. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, die Kulleraugen zur Decke gedreht. Und dann singt diese Iris Romen von der Liebe. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt sie mit Ahhs und Ohhs, von kleinen und großen Wundern. Zu Klangbildern der goldenen 50er, zu Country und Schlager, singt sie von Küssen im Dunkeln, von Paris, den Sternen, vom Verführen und Verführtwerden. Ganz brav hören sich die Lieder an – doch sie sind es nur auf den ersten Blick.
Denn wird der hübschen Jazzsängerin im Flugzeug der Fensterplatz verwehrt, kann sie schwierig werden. Das sagt sie und singt sie selbst, und das gilt auch für ihre Beziehungen. Eine hat sie beim Wäschesortieren beendet. „Ich dachte, das mache ich nie wieder für ihn“, sagt Iris Romen. Das Publikum lacht. Lacht mit ihr.
Am Sonntagabend erlebten die Besucher der Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow eine doppelte Premiere: Iris Romen und ihre Band präsentierten im renovierten zweiten Saal des Traditionstheaters ihr Debüt-Album „Vintage Gal Hour“. Musik im Stil vergangener Epochen, handgemacht und mit der Herzenswärme alter Vinylscheiben. Es war das erste Konzert im neuen Kultursaal. Etwa 100 Gäste hatten es sich zwischen flackerndem Kerzenschein und dunkelroter Barocktapete bequem gemacht. Ausverkauft.
Seit 2004 lebt Iris Romen in Berlin, dort zählt sie zu den festen Größen in den Liveclubs. Schon in ihrer Kindheit will die gebürtige Niederländerin ihre mal zarte, mal kräftige Stimme entdeckt haben. Als die Eltern Platten von Belafonte, van Veen oder Whitney Houston auflegten, trällerte sie mit. Später studiert sie Jazzgesang in Maastricht. Doch erst in Clärchens Ballhaus in Berlin beginnt ihre Karriere als Ballroomsängerin.
Musik der 20er- bis 60er-Jahre, Schlager, Swing, Latin, Jazz – und Country. Iris Romen lässt sich von Johnny Cash inspirieren. Das hört man ihrem Album an, Musik wie aus Spaghetti-Western. In Kleinmachnow verriet sie, dass nicht all ihre Lieder im Ballhaus ankamen. „Wir haben etwas versucht, was wir funky fanden“, sagt Romen und spielt hier in den Kammerspielen einfach los: „Waren sie schon mal richtig verliebt oder sind sie ganz und gar ungeübt?“ – das tut bestimmt nicht weh, versichert sie in beschwingt lieblichem Ton.
Ob das alle ihre Liebhaber behaupten können, ist unklar. 19 Lieder präsentiert Iris Romen in Kleinmachnow. 18 befassten sich mehr oder weniger mit der Liebe, das 19. bleibt ein Instrumental. Meist singt sie auf Englisch, zupft am Kontrabass oder sitzt hinter ihrem Keyboard. Begleitet wird sie von ihrer Band. Gitarre, Schlagzeug und Cello.
Köpfe nicken, Schuhspitzen wippen zu den einfachen, unintellektuellen Liedern, wie die Sängerin selbst sagt. Iris Romen streichelt die Seele des Publikums mit ihren Lebens- und Liebesgeschichten. Sie singt von Missverständnissen, Schmerz, Verliebtsein und Trennung. Wenn man ihre Lieder höre, könne man den Eindruck gewinnen, sie habe schon viele Herzen gebrochen – aber nein, es waren immer die gleichen, sagt Romen. Tobias Reichelt
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