
© Kitty Kleist-Heinrich
Potsdam-Mittelmark: Privatbetreiber für Steintherme empfohlen
Landrat Blasig plädiert für Ausschreibung des wirtschaftlich angeschlagenen Natursolebads
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Bad Belzig - Der mittelmärkische Landrat Wolfgang Blasig (SPD) empfiehlt eine Ausschreibung der wirtschaftlich angeschlagenen Bad-Belziger Steintherme und setzt auf einen privaten Betreiber. Mit dieser Botschaft überraschte er am Donnerstag auf seiner turnusmäßigen Pressekonferenz im Bad-Belziger Landratsamt. Bisher befindet sich die Steintherme im Eigentum der Kreistadt und wird von der kommunalen Kur- und Freizeit GmbH (Kuf) betrieben. Die Besucherzahlen sind auch nach einer umfangreichen Sanierung mit finanzieller Unterstützung des Landkreises hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im Jahr 2011 gab es einen leichten Anstieg – es wurden gut 147 000 Gäste gezählt. Rund 180 000 waren jedoch ursprünglich als Ziel formuliert worden.
Blasig erklärte gestern sogar, mindestens 250 000 bis 300 000 Besucher jährlich seien notwendig, um die Steintherme ohne Subventionen betreiben zu können. Auch in diesem Jahr muss die Stadt Bad Belzig der Kuf wieder rund eine Million Euro überweisen.
Laut Blasig habe das Landratsamt gemeinsam mit dem Projektentwickler Ludwig K. Lüllepop bereits in Grundzügen eine Studie erstellt, in der mehrere Handlungsoptionen für die Steintherme vorgeschlagen werden. Sie soll in etwa einem Monat der Stadt vorgelegt werden. Lüllepop hat zuletzt auch die Stadt Werder (Havel) bei der Ausschreibung der Blütentherme fachlich beraten (PNN berichteten). Den Zuschlag bekam die mittelfränkische Kristall Bäder AG.
Für die Steintherme Bad Belzig kämen neben einem Verkauf unter anderem auch eine Verpachtung oder das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft in Frage, so Blasig. Laut seinen Angaben gebe es bereits sieben ernstzunehmende Unternehmen, die ein Interesse an der Steintherme bekundet hätten. Namen nannte Blasig noch nicht. Gespräche der Kreisverwaltung mit dem Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, habe es bisher nicht gegeben, erklärte der Landrat auf Anfrage. Steinhart hatte nach eigenen Angaben in der Vergangenheit der Stadt Bad Belzig schon einmal die Übernahme der Steintherme angeboten.
Die Entscheidung über die Zukunft der Steintherme liege letztlich bei der Stadt Bad Belzig. Das Landratsamt könne nicht in die kommunale Selbstverwaltung eingreifen, wolle aber seine Unterstützung anbieten und Empfehlungen unterbreiten, so Blasig. Das bisherige Modell, nach dem die Stadt die Therme allein unterhält, sei an Grenzen gestoßen. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung habe es bereits gegeben, dabei sei man jedoch noch auf Zurückhaltung getroffen, so Blasig.
In der Stadtverordnetenversammlung ist die Zukunft der Steintherme indes ein Dauerthema. Die Fraktionen der CDU und der Freien Wähler hatten kürzlich vorgeschlagen, der Landrat solle die Therme retten und Vorsitzender im Aufsichtsrat der Kuf werden. Das schloss Blasig gestern definitiv aus. Laut Kommunalverfassung habe er die Rechtsaufsicht über die Stadt Belzig. Als Vorsitzender des Kuf-Aufsichtsrates müsste er seine eigenen Entscheidungen bewerten.
Grundsätzlich sieht Blasig bei richtiger Führung gute Zukunftschancen für die Steintherme in der dichten brandenburgischen Bäderlandschaft. Auch die neu entstehende Werderaner Blütentherme sollte in Bad Belzig nicht als unmittelbare Konkurrenz gesehen werden. Das Einzugsgebiet der Steintherme erstrecke sich vielmehr in Richtung Sachsen und Sachsen-Anhalt. Städte wie Leipzig, Halle, Magdeburg und Dessau würden weniger als eineinhalb Autostunden von der Bad-Belziger Therme entfernt liegen und böten ein großes Besucherpotenzial. In Zukunft komme es darauf an, die Alleinstellungsmerkmale des Natursolebads im Herzen des Flämings klar auszuprägen, so Blasig.
Kaum noch Hoffnung knüpft Blasig indes an ein Hotelprojekt unmittelbar an der Steintherme, das der Berliner Investor Norbert-Jörg Wolff bereits vor zwei Jahren auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) angekündigt hatte, bisher aber nicht finanzieren konnte. Einen solchen Hotelneubau könnten sich allerdings auch einige der neuen Interessenten vorstellen, erklärte der Landrat.
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