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Potsdam-Mittelmark: Pro Nord

Stahnsdorf wird nicht gegen die Nordumfahrung klagen – Enser fordert, die L 40 schnell weiterzubauen

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Stahnsdorf - Es wird keine Klage der Gemeinde Stahnsdorf gegen den geplanten Bau der Nordumfahrung Güterfelde geben. Mit klarer Mehrheit von 13 zu vier Stimmen entschieden sich die Stahnsdorfer Gemeindevertreter am Donnerstagabend für den Verwaltungsvorschlag, keine Rechtsmittel gegen den Planfeststellungsbeschluss einzulegen. Ein Vertreter enthielt sich, vier weitere erklärten sich zuvor für befangen. Inzwischen kündigte die Güterfelder Bürgerinitiative „contra Nord“ an, gegen den Planfeststellungsbeschluss für die Umgehungsstraße zu klagen.

Angesichts des Abstimmungsergebnisses in der Gemeindevertretersitzung forderte Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) gestern, die Ortsumfahrung zeitnah zu realisieren. „Dies ist ein deutliches Signal an die Landesbehörden“, schrieb Enser in einer Presseerklärung. „Die Nordumfahrung bringt mehr Nutzen als Schaden und wird die Ortsdurchfahrten entlasten“, erklärte Enser.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte der Güterfelder Ortsbürgermeister Dietrich Huckshold (Wir Vier) versucht, den Gemeindevertretern ins Gewissen zu reden: „Wir entscheiden über eine autobahnähnliche Straße, die Stahnsdorf über lange Zeit verändern wird“, mahnte er. Hucksold hatte sich immer für eine der Südvarianten um Güterfelde ausgesprochen. Bereits vor 16 Jahren begann man zu überlegen, wie die auf vier Spuren auszubauende L 40 um Güterfelder geführt werden soll. Favorisiert wurde bis zum Ende der 90er Jahre eine Trasse im Süden der Gemeinde durch die naturbelassene Parforceheide. Doch nach massiven Protesten von Umwelt– und Naturschutzverbänden entschied sich das Umweltministerium als zuständige Behörde für die Nordumfahrung zwischen Güterfelde und Stahnsdorf.

Über 10 000 Fahrzeuge passieren heute Güterfelde pro Tag. Eine unzumutbarer Zustand für die Anwohner, denen egal welche Lösung – Hauptsache eine schnelle – inzwischen recht ist, erklärte Huckshold. Er selbst hält das für falsch.

Angesichts des ständig wachsenden Durchgangsverkehrs sprach sich indes Michael Kortz (SPD) in der Gemeindevertretersitzung gegen eine Klage aus, die den Bau nur verzögern würde: „Wir müssen einen Ausweg suchen“, erklärte Kortz, der mit der neuen L 40 durchaus Chancen für Stahnsdorf sieht. Statt die Orte zu zerschneiden, wie Huckshold und „contra Nord“ befürchten, bleiben mit fünf Querverbindungen die real genutzten Wege erhalten und werden sogar verbessert, erklärte Kortz. „Die Bürger haben ein Recht darauf, den unzumutbaren Zustand gelöst zu bekommen“, sagte auch CDU Fraktionschef Claus-Peter Martensen der in seiner Rede an den „Faktor Mensch“ erinnerte .

Doch gerade der werde mit der Nordumfahrung außer Acht gelassen, warnte Huckshold vor den Lärmbelastungen der vierspurigen Magistrale: „Ich glaube nicht, dass alle Stahnsdorfer wissen, was vor ihrer Haustür passieren wird.“ Mit rund 30 000 Fahrzeugen rechnet das Land im Jahr 2012 auf der neuen L 40.

Huckshold werde sich darauf einrichten, mit der L 40 zu leben, auch wenn er sie für falsch hält. Zumindest erwartet er, dass zunächst die Nordumfahrung gebaut wird, ehe die Bauarbeiten für die L 40 am Güterfelder Eck starten. Kaum vorzustellen, sollten alle erst durch Güterfelde fahren, ehe die L 40 komplettiert ist, warnt Huckshold.

Mehrheitlich beschlossen wurde am Donnerstag auch die gemeindliche Stellungnahme im Anhörungsverfahren zur Planfeststellung für die L 77neu. Die Gemeinde stellt damit fest, dass mit den Planunterlagen eine Lösung vorliegt, die zu einer entscheidenden Verbesserung der Verkehrssituation in der Region führen wird. Tobias Reichelt

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