KulTOUR: Profane Ausgelassenheiten
Ingelore Schubert und Hans-Georg Kramer bei den Caputher Musiken
Stand:
Caputh - Er ist mittlerweile Pflicht, dieser kurze Spaziergang vor dem Konzert. Das Caputher Schloss im Rücken, einen der Wege hin zum Wasser und für ein paar Minuten der Ruhe das Feld überlassen. Dann ein Blick in das dichte, sattgrüne Blattwerk der alten Bäume und ein in sich gekehrtes Nicken. Ja, die Kulisse zumindest stimmt.
„All in a garden green“ war das Konzert von Ingelore Schubert und Hans-Georg Kramer am Samstag bei den Caputher Musiken überschrieben. Gambe und das heute nur noch selten zu hörende Virginal waren die Protagonisten, die diesen Abend allein englischen Komponisten widmeten. Virtuoses wechselte mit Berührendem, Ausschweifendes mit streng Tänzerischem. Ein feines, auf die Nuancen setzendes Kammerkonzert, das die erhabene Atmosphäre im Festsaal des Schlosses Caputh aufgriff und diesen Abend für die knapp 50 Zuhörer zu etwas Besonderem machte. Nur am Anfang jedoch wurde der Hörgenuss etwas getrübt.
Mit Kompositionen über traditionelle englische Tänze aus unbekannter Feder eröffneten Ingelore Schubert Kramer den Abend. Doch bei diesen profanen Ausgelassenheiten waren Virginal und Gambe noch nicht aufeinander eingestimmt. Lieferte Kramer hier nun mit zurückhaltendem Spiel das Fundament, auf dem Ingelore Schubert vorauseilend virtuose Glanzlichter setzen wollte oder war Kramer für das Tempo auf dem Virginal einfach noch nicht bereit? Diese Unentschlossenheit wirkte schon leicht irritierend. Mit dem folgenden Solostück „All in a garden green“ von William Byrd auf dem Virginal war es dann, als sei plötzlich ein Schalter umgelegt worden.
Ingelore Schuberts Spiel auf dem wegen seiner wenigen Register beschränkten Tasteninstrument, dessen warmer, grundtöniger Klang dem des Cembalo ähnelt, bot Klarheit und Farbigkeit und einfache Schönheit, die einen wundern ließ, warum dieses kleine Instrument nur noch so selten zu hören ist. In den verspielten „Masque-Dances“ und einer Suite von Matthew Locke fanden dann Gambe und Virginal auch perfekt zueinander, gaben Ingelore Schubert und Kramer dem strengen Duktus der sechs Sätze Leichtigkeit und klangliche Durchsichtigkeit.
Hans-Georg Kramers Soloreferenzen für den großen Tobias Hume gehörten neben den Solostücken auf dem Virginal zu den Glanzlichtern dieses Konzerts. Mit Feingefühl, atmendem Ton und Gespür für das Tragische um die Person Tobias Hume, das sich auch in seiner Musik niederschlug. Francis Whitys „Divisions“ in g-Moll dann noch als lustvolle Dreingabe zu diesem farbenreichen Spaziergang durch den englischen Komponistengarten. Dirk Becker
Dirk Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: