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Potsdam-Mittelmark: Promis aus einem Guss

Die Kunstgießerei Lauchhammer stellt seit fast 300 Jahren Büsten und Skulpturen aus Bronze und Eisen her

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Sie machten im kleinen Lauchhammer an der Grenze zu Sachsen alle eine gute Figur: Bismarck, Luther, Kant, Fontane, Marx, Lenin und selbst Papst Benedikt XVI. Dazu kamen Preußenkönige, Kaiser, Arbeiterführer, Revolutionäre, Erfinder und Helden aller Art. Einige erhielten hier ein Pferd, ein Schwert, eine Stele, eine Fahne oder einen Kopfschmuck. Der Fantasie waren und sind bis heute keine Grenzen gesetzt. Schließlich bestimmte der Auftraggeber schon immer das Bild, das der Betrachter von ihm oder von einer anderen Person gewinnen sollte.

Das funktioniert in Lauchhammer schon seit fast 300 Jahren, obwohl keine der erwähnten prominenten Personen je den Ort betreten hat. Ein Gemälde, eine Zeichnung, ein Foto, ein Kupferstich oder Gipsmodell genügten den Meistern, um kleine oder sogar überlebensgroße Figuren aus Bronze oder Eisen zu fertigen. Nirgendwo sonst hat der Kunstguss eine so lange und bis heute fortgesetzte Tradition wie in Lauchhammer.

Das seit 1993 bestehende und immer wieder ums Überleben kämpfende Kunstgussmuseum besitzt einen einmaligen Fundus von nahezu 3000 Gips- und Metallmodellen. In diesem Jahr, in dem sich die große Ausstellung im nahen Schloss Doberlug-Kirchhain dem Verhältnis zwischen Preußen und Sachsen widmet, würdigt das Museum in einer Sonderschau ab 17. Juni die Gründungsfamilie des Eisenwerkes Einsiedel. Detlev Carl von Einsiedel hatte den Betrieb 1776 übernommen und geriet infolge der Napoleonischen Kriege doch in ernste Probleme. Die ersten Pläne für die Nachkriegsordnung sahen schließlich die Liquidation von Sachsen vor. Der Eisenwerker machte sich deshalb auf den Weg zum Wiener Kongress 1814/1815, um das „größte Unheil“ abzuwenden. Das Vorhaben gelang nur teilweise, die Niederlausitz und damit Lauchhammer wurden preußisch.

Doch mit viel Geschick machte von Einsiedel das Beste aus der neuen Situation mit Zoll- und Verwaltungsgrenzen. Büsten, Denkmäler und Glocken aus Lauchhammer wurden schließlich auch weiterhin gebraucht. Von ihm soll das Motto stammen: „Was Sachsen recht ist, ist Preußen billig.“ Genau diesen Titel trägt die Sonderausstellung.

Der überlebensgroße „Stahlgießer“ von Walter Reinhold (1892–1982) und Rudolf Löhner (1890–1971) stand Modell für das braune Autobahnschild, das an der A 13 auf das Kunstgussmuseum Lauchhammer verweist. Das Foto der Figur ist inzwischen auch auf der Werbung der Stadt Lauchhammer zu finden. Damit wurde sie zum neuen Wahrzeichen und steht für Eisenguss und Stahlproduktion der Region – vor allem für die Menschen, die daran beteiligt waren. Ste.

Weitere Informationen unter

www.kunstgussmuseum-

lauchhammer.de

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